Bad Vilbel. Malerisch sieht das bunte Herbstlaub am Niddaufer aus. Nur eine kleine Holzmarkierung mit einem Rest von Absperrband weist noch auf den Ort hin, an dem im Frühherbst neben der Kurhausbrücke an vier Stellen der Boden durch Bohrungen erkundet worden ist. Mit einem überraschenden Resultat: der Untergrund ist zu weich, erfordert deshalb eine Änderung der Gründung. Das heißt: Plan B für die Mediathek.
Üblicherweise wäre ein Bauwerk wie die Mediathek als Bohrpfahlgründung geplant worden, erläutert Klaus Rotter. Er ist Technischer Leiter der Stadtwerke und zugleich Beauftragter der Jehnerschen Stiftung, die die Brücke im Auftrag der Stadt bauen wird. Mit einer Pfahlgründung können die Lasten von Tragwerken in tiefere, tragfähige Bodenschichten abgetragen werden.
Dabei werden Pfähle in den Baugrund gebohrt oder gerammt, bis eine ausreichend tragfähige Boden- oder Gesteinsschicht erreicht ist. Die Lasten werden dann zum einen durch die Reibung des Pfahls mit dem Baugrund und zum anderen über den Spitzendruck der Pfähle abgetragen. Die Pfähle müssten entweder so tief eingegraben werden, dass es unwirtschaftlich sei, oder es gebe kein befriedigendes Ergebnis für die Planung des Bauwerks, erläutert Rotter.
Deswegen werde man sich nun für eine Flächengründung entscheiden, die im Kostenrahmen bleibe. Das ist die Gründung eines Bauwerks, die die Lasten wie Eigengewicht, Nutzlasten, Schnee- oder Windlast ausschließlich oder überwiegend über eine horizontale oder wenig geneigte Fläche, auf der das Fundament ruht, in den tragfähigen Baugrund einleitet.
Es werde deshalb auf beiden Brückenseiten eine tragende Lastfläche geben. Dies werde jedoch nicht zu einer Umplanung führen, erläutert Rotter. Auch die jetzt erforderlichen Baumaßnahmen sollen sich komplett unterhalb der Brücke befinden. Die bestehenden Außenmaße von 20 mal 40 Metern blieben weiter bestehen, sagt Rotter. An bereits kursierenden Gerüchten, wonach nun weiter in den Kurpark und zum Zentralparkplatz hin gebaut werden müsse, sei nichts dran, betont Rotter. Auch dem Hochwasserschutz werde Genüge getan. Es sei nicht mit wesentlichen Kostenveränderungen zu rechnen, so Rotter.
Eigentlich bildet die Mediathek den Schlusspunkt der Innenstadt-Neugestaltung, doch sie muss bereits jetzt in den wesentlichen Aspekten geplant werden, um sie hinterher auf die zunächst als Baustellenzufahrt erforderliche Brücke setzen zu können. „Das muss bautechnisch nach vorne getrieben werden, damit die Neue Mitte zu Ende geplant werden kann“, sagt Rotter. Derzeit sei man bereits intensiv an der Bearbeitung eines Bauentwurfs, da gehe es etwa um Schächte für Leitungen oder Stützen.
Bis Frühjahr sollen die Phasen Bauantrag, Baugenehmigung und Auftragsvergabe abgeschlossen sein, erwartet Klaus Minkel, Werkleiter des Stadtwerke-Eigenbetriebs. Dann könne gebaut werden. Auch auf dem gegenüberliegenden Ströbel-Areal tue sich etwas. Das Bauamt erstelle gerade einen Bebauungsplan, der wegen des Rückzugs früherer Investoren nie zu Ende gebracht worden sei. Er hoffe, der Bauantrag für die Brücke könne noch 2010 dem Kreisbauamt vorliegen, erwartet Bürgermeister Thomas Stöhr (CDU). Derzeit führe Hansgeorg Jehner als Verwalter der Humanistischen Stiftung (Sitz Frankfurt) bereits Gespräche mit potenziellen Mietern für die Neue Mitte, erläutert Stöhr.
Doch vor deren Planung müsse zunächst die Baugenehmigung für die Brückenzufahrt gegeben sein. Die Planung dafür habe während der Phase des Bürgerentscheids geruht.