Zirkus ist ein magischer Ort. An ihm treffen Kunst, Können, Fantasie und Handwerk aufeinander. Die Bad Vilbeler Schülerin Jana Bossecker ist der Faszination Zirkus erlegen.
Bad Vilbel. „Das Schöne am Zirkus ist, dass es eine Bewegungskunst wie Theater und Tanz ist. Es ist immer wieder faszinierend zu sehen, wie ein ganz in schwarz gekleideter Jongleur allein mit weißen Bällen moderne Bilder in die Luft malt oder Blumen auf der Bühne wachsen lässt. Mit wenigen Mitteln schaffen Künstler im Zirkus Illusionen“, sagt die 17-Jährige Jana Bossecker.
Sie wurde vom Zirkusvirus bereits als Drittklässlerin in der Stadtschule infiziert. „Unsere Sportlehrerin animierte uns zum Jonglieren“, erinnert sie sich. Auf der Suche nach Trainingsmöglichkeiten entdeckte sie den Zirkus „Kunterbunt“ des Kneipp-Vereins, später auch den Circus „Krawumm“ des Schulsportclubs (SSC) am Georg-Büchner-Gymnasium (GBG).
„Sport macht mir Spaß, wenn nicht wie in der Schule allein Leistung im Vordergrund steht, sondern ich etwas eigenständiges machen kann“, betont die Schülerin des GBG. Lieblingsfächer der Abiturientin, die auch im Schulchor singt, sind Mathematik und Kunst. „In meiner Freizeit zeichne und koche ich gern“, verrät sie.
Soziales Lernen
Auch den Zirkus hat der Teenager seit seiner Kindheit nie aus den Augen verloren. „Ich habe eine zweijährige außerschulische Ausbildung und dann noch eine weitere über ein halbes Jahr gehende staatliche von der Bundesarbeitsgemeinschaft anerkannte Ausbildung als Zirkustrainerin auf dem ,CircArtive Haus Hof – Pimparello‘ gemacht. Ich gehöre zum ersten Jahrgang der vom zuständigen Regierungspräsidium Stuttgart anerkannten, Berufsfachschule für Artisten.“
Seit drei Jahren gibt sie ihr in verschiedenen Zirkusdisziplinen erworbenes Grundlagenwissen an Kinder in Bad Vilbel beim Circus „Krawumm“ und Zirkus „Kunterbunt“ weiter. „Mir macht es immer wieder Freude, wenn ich merke, wie sich Kinder entwickeln und sehe, dass ihnen das Lernen Spaß macht. Und sie zugleich ihre kognitiven Fähigkeiten wie Hand-Augen-Koordination, Gleichgewicht und Orientierung schulen. Durch Vertrauensübungen und Kreativität lernen sie auch sozial viel. Zudem ist Disziplin im Zirkus ganz wichtig. Denn da, wo viele Menschen miteinander arbeiten, muss man aufeinander Rücksicht nehmen. Jeder muss auf seiner abgesprochenen Position stehen. Absprachen verhindern Unfälle.“
Zudem sei ein sorgsamer Umgang mit Requisiten wie Einrädern, Ringen oder Bällen und Kostümen erforderlich. Und, falls im Zirkus vorhanden, ein verantwortungsvoller Umgang mit den Zirkustieren. Schnell lernen Schützlinge bei Jana Bossecker, dass auch das Lächeln während der Vorstellung und das gemeinsame Verbeugen nach dem Auftritt im Zirkus wie auf der Bühne dazugehören.
Denn nur, wenn die Vorstellung eine runde Sache ist, haben Akteure und Publikum ein gutes Gefühl. „Mir gefällt, dass Zirkus eine Stärkepädagogik ist. Es ist egal, was die Kinder können. Alle arbeiten an ihren Schwächen und Stärken mit dem Ziel, sich zu verbessern.“
Eigene Auftritte
Nach ihrem Abitur will Jana Bossecker im pädagogischen Bereich und in der Therapie eine Ausbildung machen und arbeiten. Sie hat auch schon an der European Juggling Convention (Europäisches Jongliertreffen) teilgenommen. „Da treffen und trainieren jedes Jahr eine Woche im Sommer jeweils in einer anderen europäischen Stadt mehrere 1000 Jongleure aus ganz Europa zusammen. Das Programm des Zeltlagers besteht aus einem Mix aus Workshops für Jongleure, einer öffentlichen Show, Jonglierspielen und vielem mehr. Das nächste Treffen findet vom 22. bis 30. Juli in Lublin in Polen statt.“
Organisiert werden die Treffen von wechselnden lokalen Komitees, die von der European Juggling Association (EJA) unterstützt werden. Die EJA ist eine nicht wirtschaftlich orientierte Organisation, die 1987 in Saintes (Frankreich) gegründet wurde.
Training für Kinder
Wenn es die Schule und ihre Verpflichtungen als Zirkustrainerin zulassen, dann steht Jana Bossecker immer wieder selbst im Rampenlicht. Zu ihren Auftrittsorten gehörten in diesem Winter die „Bernemer Klein-Kunst-Bühne“ in Frankfurt, der Circus „Krawumm“ beim Tag der offenen Tür am GBG oder das Kleinkunst-Café im Haus der Begegnung, Marktplatz 2. Das findet an jedem zweiten Sonntag im Monat statt, das nächste Mal also am 12. Februar. Ab 15 Uhr werden die Türen bei freiem Eintritt geöffnet, Spenden sind willkommen.
Wer Lust hat, bei Jana Bossecker zu trainieren, kann dies zu folgenden Zeiten und Orten tun: Zirkus „Kunterbunt“, Kneipp-Verein, Kinder von sechs bis 14 Jahre, Turnhalle Ernst-Reuter-Schule, Pestalozzistraße 6, donnerstags von 16.30 bis 18 Uhr; Circus „Krawumm“, SSC, Kinder/ Jugendliche fünfte bis elfte. Klasse, Sportzentrum Saalburgstraße 1, freitags 15.20 bis 16.50 Uhr.