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Das Schreiben ist ein Handwerk – Bad Vilbeler Autorin Ulrike Aechtner berichtet aus dem Leben einer Schriftstellerin

Zum Thema „Kultur als Markenartikel“ war im Haus der Begegnung die Dortelweiler Krimi-Autorin Ulrike Aechtner zu Gast.

Bad Vilbel. Eigentlich ist die seit 1995 mit Mann und zwei Söhnen in der Obergasse lebende Journalistin abonniert auf spannende Geschichten von Mord- und Totschlag. Die Produktion solcher Markenartikel scheint aber bedeutend weniger aufregend als das Produkt.

Ratgeber

„Schreiben ist entscheidend Handwerk“, sagte sie, „die Muse küsst niemanden im stillen Kämmerlein“. Als sie Anfang der 90er beschloss, ihre Fantasie in ein Buch zu gießen, besorgte sie sich erst einmal in den USA Ratgeber für die Konstruktion eines Werks, für den Aufbau eines Spannungsbogens und die Charakterisierung von Personen. „Das Leben schnell mal aufschreiben, an einen Verlag schicken, dann bin ich reich“, das funktioniere nicht. Wie war es doch mit der berühmten Hera Lind? Hinter einer Lektorin hergelaufen sei sie auf der Buchmesse. Ulrike Aechtner hatte es leichter. Sie schickte ihr erstes Manuskript an fünf Verlage und bekam fünf Mal Antwort, „was selten passiert und gleichbedeutend mit Interesse ist“. „Ein guter Roman ist gleichbedeutend mit gut erfunden“, sagte die Erfolgsautorin, „schreiben Sie so, als wollten Sie jemandem etwas erzählen“. Nur wenn die Fantasie nicht reiche, dann müsse man recherchieren. Bei der Polizei zum Beispiel oder bei den Pathologen in der Gerichtsmedizin. Wer schreibt und auf einen Verlag hoffe, müsse sich viel Zeit nehmen. Nicht selten sei folgender Ablauf: fünf Jahre Schreibarbeit am Roman, drei Jahre Suche nach einem Verlag, dann Lektorat und Werbung für den Titel. Der Autor verdiene fünf bis zehn Prozent vom Ladenpreis. Sie habe für sich einen Stundenlohn von 15 Euro brutto errechnet.

Konkurrenz ist groß

Zum Glück arbeite sie noch für die öffentlich-rechtlichen Fernsehanstalten. Kinder erziehen, den Haushalt führen, wollten ja auch gemacht sein und dann die Verpflichtungen zu Lesungen, Auftritten bei der Buchmesse und vieles andere mehr für Repräsentation. Die Konkurrenz sei gewaltig: 97 000 Bücher erscheinen jährlich in Deutschland, im Schriftstellerverband gebe es 4000 Literaten und 660 Autoren im Syndikat der Krimischreiber. Die Verlage bevorzugten junge Autoren, um ein erfolgreiches Buch besser zu vermarkten.