Mit dem Osterfest wird der Keimzelle christlichen Glaubens erinnert. Interessanterweise erfolgt die Annäherung an das Osterereignis weder durch die Apostel noch durch sonst einen vertrauenswürdigen Mann des Glaubens. Es sind zwei Frauen, denen wir in der Ostergeschichte folgen müssen, um das Geheimnis des Glaubens zu entdecken. Zwei Marien machen sich auf, um nach dem Grab Jesu zu sehen. Es soll für sie der letzte Akt sein, um von Jesus Abschied zu nehmen. Bis vor Kurzen hatten sie noch große Hoffnungen in ihn gesetzt. Mit Jesus sollte das Reich Gottes anbrechen. Doch nun liegt all das in Scherben. Jesus ist verhaftet und hingerichtet worden. Statt dem Reich Gottes herrscht das Reich des Todes.
Der Evangelist Matthäus schildert uns, was den Frauen am Grab Jesu Sonderbares widerfährt: ein Erdbeben, ein Lichtblitz und die Erscheinung eines Engels. Dieser Engel verkündet den Frauen, dass sie Jesus vergeblich suchen: „Ihr braucht keine Angst zu haben! Ich weiß, ihr sucht Jesus, der ans Kreuz genagelt wurde. … Gott hat ihn vom Tod auferweckt! … Ihr könnt euch auf mein Wort verlassen.“ (Matthäus 28,5-7) Die Angst ist den Frauen durch diese Begegnung nicht genommen. Und dennoch folgten sie „voller Freude“ den Worten des Engels. Sie kehrten um und ließen das Grab hinter sich. Doch damit nicht genug: „Da stand plötzlich Jesus selbst vor ihnen und sagte: ,Seid gegrüßt!’“ (Matth. 28,9)
Diese Geschichte klingt nicht nur für heutige Ohren sonderbar, regelrecht unglaubwürdig. Womöglich würde man den beiden Marien eher zu Baldrian als zu Glauben raten. Wenn uns wenigstens die Wachen am Grab diese Geschichte bestätigen würden. Doch ausgerechnet die wehrhaften Männer in dieser Szene fallen in Ohnmacht. Sie hätten damals als glaubwürdige Zeugen auftreten können. Doch stattdessen bleibt uns nur die Aussage zweifelhafter Frauen. Eine Schilderung, die unser Weltbild auf den Kopf stellt und uns zum Widerspruch herausfordert.