Wäre er nicht bereits mausetot, er wäre heute um 95 Jahre älter als Johannes „Jopi(e)“ Heesters. Er mag ein bedeutender Mann sein, aber nur für die Wissenschaften, sonst kennt ihn kaum eine Sau, obwohl seine Theorie über die Entstehung der Arten unser Weltbild bis in die Tiefen des Unter-Ichs erschüttert hat. Seither weiß jeder, der nur halbwegs ernsthaft in sich hineinhorcht: Ich bin im Grunde genommen ein Zwergplumplori.
Dass wir uns wie diese von Früchten und Insekten ernähren, ist also gar kein Zufall, und das RTL-Dschungelcamp der letzte Beweis unserer Unschuld. Einziger Unterschied, statt Baumgummi wie die Halbaffen kauen wir Kaugummi. Der Star, den wir hier aus seiner Anonymität rausholen wollen, ist – Sie haben es natürlich erraten – Charles Darwin. Vorige Woche hatte er Geburtstag und wurde auf allen Breitengraden gefeiert. Auch im deutschen Blätterwald rauschte es gewaltig. Um ein Haar hätte er noch die goldene Kamera erhalten.
Wer dieser Darwin war? Von einem Radiosender befragte Schüler in Frankfurt bissen sich an dieser Frage die Zähne aus. Die einen hielten ihn für einen Fußballspieler, die anderen gar für einen Staatschef – ich vermute mal von SchlarAFFENland! Von entwaffnender Doppeldeutigkeit zeigte sich eine Schülerin, die forsch meinte: „Darwin, das war ein Freiheitskämpfer!“ Wie treffend, hat dieser DarWin doch nicht das Windows XP entdeckt, sondern uns davon befreit, immer noch zu glauben, wir stammten aus Gottes Keramikwerkstatt anstatt vom Affen.
Horst Samson