Bad Vilbel. „Wo ist noch Getreide drin?“, fragt Pfarrer Klaus Neumeier in den Kreis der Kinder, die im warmen Sonnenschein auf der Streuobstwiese vor einem Altar aus Früchten, Getreide, Obst und Sonnenblumen stehen. Die spontane Antwort „Bier“ aus den Reihen der Eltern ist zwar nicht grundsätzlich falsch, auch die von den Kindern genannte Pizza nicht, aber es dauert einen Moment bis die gewünschte Lösung „Kuchen“ aufkommt. Auch Kuchen steht auf dem Altar beim Erntedankfest der Christuskirchengemeinde, der von Marlene Schröder-Greim liebevoll aufgebaut worden ist.
Dass Pflanzen und Getreide gepflegt und kultiviert werden müssen, davon erzählt Hartmut Spieß vom Dottenfelderhof. Die Anzahl der verschiedenen Weizensorten sei in den vergangenen 100 Jahren von 500 auf nur noch 80 gesunken, aber diese Artenvielfalt müsse erhalten werden. „Die Pflanze ernährt den Menschen. Jeder einzelne trägt Verantwortung für die Qualität und die Vielfalt in unseren Kulturpflanzen“, erklärt Spieß.
Der Pfarrer der Christuskirchengemeinde sagt dazu „Schöpfung bewahren“. Es fällt ihm leicht, einen Bogen zu schlagen von dem Gleichnis des Bauern, der seine reiche Ernte in immer größeren Scheunen lagert, zu dem Zusammenbruch von Banken in den vergangenen Tagen, bis hin zu gentechnisch veränderter Nahrung.
Von Apfelbäumen umgeben und die farbenfrohe Ernte der Natur vor Augen sind die über 200 Besucher des naturnahen Erntedankgottesdienstes auch nach dem Schlussgebet noch lange nachdenklich, während sie bei Äppler, Bratwurst und Apfelkuchen die Früchte genießen.