Bad Vilbel. Wirtschaftskrise? Keine Spur davon bei der Bad Vilbeler Bürogeräte-Firma Brother – dank eines Strategiewechsels. Der war offensichtlich so erfolgreich, dass er allen rund 200 Mitarbeitern eine Sonderzahlung beschert hat. „Die Freude war bei allen Mitarbeitern ziemlich groß“, erinnert sich Lothar Harbich (58) mit einem Lächeln an den Tag Ende März. Damals verkündete der Geschäftsführer der Brother Deutschland GmbH, dass alle ein Monatsgehalt als Sonderzahlung bekommen – weil die Geschäfte so gut liefen. Dabei lag der Umsatz für das abgelaufene Geschäftsjahr, das bei Brother Ende März endete, mit 323 Millionen Euro gut 14 Millionen unter dem des Vorjahres. „Das war aber so geplant“, erklärt Harbich.
Die Gründe liegen in einem Strategiewechsel. Brother will seine Produkte wie Drucker und Faxgeräte verstärkt an Geschäftskunden verkaufen – und weniger preiswerte Einstiegsgeräte an Privatkunden. So soll mittelfristig trotz weniger verkaufter Produkte mehr Umsatz mit den teureren gemacht werden. Und natürlich auch Gewinn. Der liegt aktuell bei einem „niedrigen, einstelligen Millionen-Euro-Bereich“, so Harbich.
Innerhalb der europäischen Brother-Niederlassungen liegt Deutschland mit rund einem Drittel des Umsatzes an der Spitze: „Wir sind stärker als die Nummer zwei, Frankreich, und die Nummer drei, England, zusammen“, freut sich der Geschäftsführer. Das habe aber auch Schattenseiten: „Wir werden in Japan immer als die Lokomotive Europas dargestellt – das ist zwar löblich, aber dauernd Kohle aufschaufeln ist schon anstrengend . . .“ Das Ziel für das laufende Geschäftsjahr klingt da fast schon moderat: Umsatz und Profit auf dem jetzigen Niveau halten. Gelingen soll das mit etwa 40 neuen Produkten, die Brother dieses Jahr auf den Markt bringt. Darunter ist sogar eine Weltneuheit: Ein Farbtintendrucker fürs DIN A3-Format. „Damit wollen wir vor allem Architekten und die Immobilienbranche ansprechen“, erklärt Harbich. Neu wird auch ein Schnelldrucker sein, der bis zu 100 Seiten in der Minute schafft.
Die aktuellen Zahlen dürften auch Bad Vilbels Bürgermeister und Kämmerer Thomas Stöhr (CDU) freuen. Denn Brother bekennt sich nicht nur klar zum hiesigen Standort (Harbich: „Wir lieben Bad Vilbel!“), sondern zahlt auch Gewerbesteuer im einstelligen Millionen-Euro-Bereich.
Zudem sponsert die Bad Vilbeler Firma immer wieder Wetterauer Vereine, wie zum Beispiel den FV Bad Vilbel. „Das liegt uns besonders am Herzen – denn die Vereine holen die Jugendlichen von der Straße und arbeiten mit ihnen!“, betont der Brotherchef. (zlp)