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Dach über dem Kopf

Wohnungen in der Alten Schule für 14 Flüchtlinge hergerichtet

Die neuen Unterkünfte in der Alten Schule Gronau besichtigen (von links) Thomas Stöhr, Karl Peter Schäfer, Susanne Förster und Heike Freund-Hahn. Foto: Deul
Die neuen Unterkünfte in der Alten Schule Gronau besichtigen (von links) Thomas Stöhr, Karl Peter Schäfer, Susanne Förster und Heike Freund-Hahn. Foto: Deul

Mit der neu hergerichteten Dreizimmer-Wohnung in der Alten Schule Gronau stellt die Stadt jetzt neun weitere Plätze für Flüchtlinge zur Verfügung. Doch die insgesamt 141 Plätze in Bad Vilbel reichen nicht – bis zum Jahresende werden 160 weitere Neuankömmlinge erwartet. In Gronau sollten Anfang dieser Woche fünf junge Eritreer einziehen.

Bad Vilbel. Die Jahreszahl auf dem Hausgiebel in der Berger Straße 4 sagt schon, dass diese Adresse keine Luxus-Wohnungen bietet: Baujahr 1897. In der Alten Schule sind neben der Post und einem Schülerhort auch Vereine wie der Sportverein und GymGronau untergebracht. Bis vor kurzem wohnte in der städtischen Wohnung im ersten Stock auch seit langer Zeit eine ausländische Familie. Sie wurde umquartiert, um Platz für Flüchtlinge zu schaffen.

An deren Unterbringung werde derzeit „fieberhaft gearbeitet“, betont Bürgermeister Thomas Stöhr (CDU) bei der Vorstellung der Räumlichkeiten. In den drei Zimmern sollen ab Montag fünf junge Eritreer im Alter ab 20 Jahre einziehen, ergänzt Susanne Förster, die städtische Flüchtlingskoordinatorin. Ein sechster 18-Jähriger soll in der Woche darauf folgen. Insgesamt ist Platz für acht Personen. Auch das Dachgeschoss soll noch ausgebaut werden und weiteren sechs Bewohnern Platz bieten.

Zweckmäßige Räume

Die Räume sind sehr zweckmäßig gestaltet. Auf den Betten liegt noch verpackte Bettwäsche, es gibt eine Gemeinschaftsküche mit Waschmaschine, Stühle und Tische. Auf einem steht ein alter Röhrenfernseher. Schränke und andere Wohn-Accessoires gibt es nicht. Die Räume sind eng und verwinkelt, wie auch die schmalen Treppenstufen mit einem separaten Eingang neben der Post-Agentur. „Auch nach dem Urteil des Verwaltungsgerichts Gießen wollen wir weitere Unterkünfte für Flüchtlinge ausweisen und möchten dies nach Möglichkeit auch zukünftig dezentral gestalten. Wir nehmen diese gesamtgesellschaftliche Aufgabe ernst und sehen uns unserer Verantwortung verpflichtet, Menschen in Not zu helfen“, betonen Stöhr und die Sozialdezernentin Heike Freund-Hahn (FDP).

Doch das ist gerade in Bad Vilbel besonders schwierig. Es gebe keine Möglichkeit, leerstehende Räumlichkeiten anzumieten, „es wird so gut wie nichts angeboten“, so Stöhr. Bislang konnte die Stadt das Problem lösen, indem sie auf ihren eigenen Immobilienbestand zurückgriff, wie zuletzt in der Alten Bürgermeisterei Dortelweil. Doch das reicht nicht mehr.

Neubau geplant

So plant die Stadt mittlerweile, selbst zu bauen. Ein abgängiges Haus auf der städtischen Liegenschaft Homburger Straße 66b soll durch einen Neubau ersetzt werden. Allein das, so Stöhr, koste rund eine Million Euro. Insgesamt investiere Bad Vilbel allein in die Infrastruktur der Flüchtlingsunterkünfte nahezu zwei Millionen Euro. Hinzu kommen noch die laufenden Kosten für den Unterhalt. Die Stadt überziehe deshalb derzeit ihren Haushalt kräftig, räumt Sozialdezernentin Freund-Hahn ein. Doch da die Flüchtlinge eine Pflichtaufgabe seien, gebe es keine Probleme mit dem noch nicht genehmigten Etat. „Wir haben bisher sehr positive Erfahrungen mit der dezentralen Unterbringung der Flüchtlinge gemacht. Deshalb sind wir froh, dass wir nun auch in Gronau die erste Gemeinschaftswohnung freigeben können“, so Stöhr und Freund-Hahn.

Sie sind sich sicher, dass die intakte Dorfgemeinschaft in Gronau und der starke Zusammenhalt der Bewohner den Flüchtlingen bei der Integration helfen werden. So werde die evangelische Kirche Gronau morgen einen Scheck für die Flüchtlingsbetreuung überreichen, kündigte Stöhr an. Wer Interesse an einer Patenschaft hat, kann sich melden bei Susanne Förster, Telefon (0 61 01) 60 22 78, E-Mail: susanne.foerster@bad-vilbel.de.

Ortsvorsteher Karl Peter Schäfer (CDU) hatte in einem Schreiben an die bisherigen Nutzer der Alten Schule appelliert, den Menschen in Not zu helfen und den Flüchtlingen freundlich und offen zu begegnen. Nicht informiert wurden jedoch die unmittelbaren Anwohner, von denen sich eine junge Frau auf dem Balkon im ersten Stock vis-à-vis des Gebäudes vor dem Pressetermin überrascht über die neuen Nachbarn zeigte.