Schöneck. Seine Stimme ist laut und tief. Besorgnis schwingt in ihr mit. Kurz nachdem der Nachtwächter alias Hans Ramme so das Feuer erkannt und gemeldet hat, bahnt sich eine Steigertruppe mit einer schweren Handdruckspritze ihren Weg durch die neugierige Menschenmenge. Diese hat sich auf dem Vorplatz des Feuerwehrstützpunktes in Kilianstädten versammelt, um das Schauspiel mit der historischen Spritze von 1899 zu genießen.
Zum „Tag der offenen Tür“, zeigte die Freiwillige Feuerwehr Schöneck eine Übung aus der guten, alten Zeit. Die Vorführung wurde vom Gruppen- und Zugführer Lothar Leichner moderiert. Die Steigertruppe und die Löschmannschaft, beide in historischer Kleidung, erhielten dabei wertvolle Hilfe aus der Menge.
Während Elsbeth alias Monika Loeb ihren Hausrat aus dem Fenster warf und um Hilfe schrie, rief ihr Ehemann Heinrich alias Peter Stein nach der Löschmannschaft.
Zunächst rückte die Steigertruppe an und rettete die Frau per Leiter aus dem Fenster. Währenddessen musste die Handdruckspritze mit einem Fassungsvermögen von rund 1000 Litern mit Wasser befüllt werden.
Viele helfende Hände und rund 60 Plastikeimer waren zum Füllen des Spritzenkessels im Einsatz. Durch Druckaufbau und die Bewegung von zwei gegenläufigen Kolben wurde das Wasser aus dem Kessel in den Schlauch und zu den Flammen befördert.
„Die Handdruckspritze war zum damaligen Zeitpunkt sehr fortschrittlich, denn sie konnte bereits saugen“, erklärte Gemeindebrandinspektor Wolfgang Westphal.
Damals brauchten die Feuerwehrleute allerdings eine gewisse Zeit, um mit dem schweren Gerät zum Einsatzort zu gelangen und die Spritze zu aktivieren. Heute spielt der Zeitfaktor eine weitaus größere Rolle. In Deutschland gibt es Hilfsfristen für den Rettungsdienst. In Hessen beträgt diese maximal zehn Minuten.
Manche lebensbedrohlichen Unfälle erfordern jedoch sofortige Hilfe. Um die Zeit bis zum Eintreffen des Rettungsdienstes zu verkürzen, wurden First-Responder-Gruppen eingerichtet, die Ersthilfe leisten. Seitens der Wehr in Schöneck, wird seit 2002 eine First-Responder-Gruppe eingesetzt. Der freiwilligen Zusatzaufgabe stellen sich 18 ausgebildete Einsatzkräfte.
Ein lebensrettender Service, den sich Elsbeth und Heinrich damals noch nicht vorzustellen konnten. Sie vertrauten noch auf die Muskelkraft der Männer an der Handdruckspritze, die bis 1950 im Einsatz war.
Eine Fahrzeugausstellung machte deutlich, was der Wehr derzeit zur Verfügung steht. Zur Brandbekämpfung werden heute drei verschiedene Tankfahrzeuge sowie ein Löschgruppenfahrzeug, ein Mannschaftstransportfahrzeug, ein Gerätewagen für Nachschub und ein Einsatzleitwagen eingesetzt.
Probleme bereitet den Feuerwehrleuten derzeit das Hilfeleistungstanklöschfahrzeug (HTLF). Für das 24 Jahre alte Fahrzeug gibt es keine Ersatzteile mehr. Deshalb hoffen die Feuerwehrleute auf ein neues, rund 320 000 Euro teures Fahrzeug, als Investition für die Zukunft.