Karben. Dass die Koalitionäre mit den bisherigen Planungen nicht glücklich sind, haben sie in den vergangenen Wochen vielfach durchblicken lassen. Nun machen sie ernst: Das Stadtparlament soll sich am Freitag für eine weite Umfahrung des Okarbener Wohngebietes Straßberg und eine enge, westliche Umfahrung des Berufsbildungswerkes (bbw) aussprechen.
„Das Hick-Hack reicht jetzt“, sagt CDU-Chef und Bürgermeisterkandidat Guido Rahn. „Wir wollen eine Lösung, die für Karben zukunftsträchtig ist, und nicht nur den kleinsten gemeinsamen Nenner.“ Genau das biete die von den Planern vorgelegte Lösung nicht, findet Rahn: Sie nehme Okarben sämtliche Entwicklungsmöglichkeiten und schränke außerdem das Ausweisen neuer Gewerbeflächen am Toom-Markt massiv ein.
Deshalb möchte die Koalition Okarben möglichst weit im Westen umfahren. Das entspricht den Forderungen der Bürgerinitiative „B 3 am Straßberg“, weshalb sich deren Sprecherin Beate Reuther-Vega sehr freut. „Wir werden mit allen uns zur Verfügung stehenden Mitteln gegen eine enge Umfahrung kämpfen.“
Laut CDU-Vorschlag soll das bbw dagegen möglichst eng umfahren werden. Um das Heitzhöfer Bachtal und die Kreisstraße nach Petterweil zu überqueren, seien nur zwei kleinere Brücken nötig. Als Ausgleich für den Eingriff könne der Heitzhöfer Bach zwischen B 3 und Nidda erheblich aufgewertet werden, schlägt Rahn vor. Auch sei keine hohe Kreisstraßenbrücke über alte und neue B 3 neben dem Bach nötig.
Die Planer sprechen sich jedoch für eine möglichst weit östliche Querung des Bachtals aus, was die Natur weniger beeinträchtige. „Wir können es nicht allen Recht machen“, räumt Rahn ein. Es könne aber nicht sein, dass Menschen und Stadtentwicklung zurückstehen müssten.
Einer Brücke könnten jedoch das Naturfreundehaus und die Teiche des Angelsportvereins im Weg sein. „Notfalls muss man über eine Verlegung reden“, sagt Rahn. Das überrascht die Naturfreunde: „Wir kennen nur den offiziellen Vorschlag und mit dem sind wir einverstanden“, sagt Vorsitzender Hans-Joachim Thun. Die Koalition meine es „wohl für einige gut, aber für uns wäre das schlecht“. Unverändert lehnten die Naturfreunde eine Brücke daher ab.
In einem Gespräch mit SPD-Fraktionschef Thomas Görlich wollte Rahn vorab ausloten, ob die Genossen zu einem gemeinsamen Vorgehen bereit sind. Deren Richtung gab Bürgermeisterkandidat Jochen Schmitt (SPD) bereits vor: „Wir müssen endlich in die konkreten Planungen einsteigen“, fordert er. Karben drohe ein Verkehrskollaps, wenn in Kürze die Friedberger B 3-Umgehung in Betrieb gehe und auch die Wöllstädter Umgehung gebaut werde. Was Rahn anders sieht: Nachdem mit der Planung 40 Jahre „gezappelt“ worden sei, komme es nun auf drei Monate auch nicht an, wenn dafür eine Lösung gefunden werde, mit der möglichst viele leben könnten.
Die Stadtverordneten der Koalition wollten zunächst über den Vorschlag aus der CDU abstimmen. Sollten die Karbener die bisherige Planung verwerfen, so werde der Bund diese gegen den Willen der Stadt nicht weiterführen, hatte ASV-Chef Heiko Durth betont. „Aber er hat deutlich gemacht, dass es dann an uns liegt, auf politischer Ebene für eine andere Lösung zu werben“, sagt Guido Rahn. Genau das wolle die Koalition nun machen. Noch für Juli sei ein Gespräch mit Hessens Verkehrsminister Dieter Posch (FDP) anberaumt. (den)