Bad Vilbel. Schauspiel, Komödien, Drama, Musical, Kabarett- und Konzert-Gastspiele, Lesungen und musikalische Matineen, Kindertheater, Theatermonolog und Zarah-Leander-Abende zu später Stunde. Die Spannweite der 160 Vorstellungen der 23. Burgfestspiele, die am 5. Juni eröffnet wurden, ist erneut groß und abwechslungsreich. Sechs Eigenproduktionen mit drei Regisseurinnen und zwei Regisseuren bilden den Schwerpunkt des dreimonatigen Programms.
Während das künstlerische Personal immer nur für eine Saison verpflichtet wird, erfolgt die Ausstattung fast ausschließlich durch eigene Werkstätten mit Schreinerei, Schneiderei sowie Licht- und Toningenieure. Dazu kommt das Organisationsbüro mit vielfältigen Aufgaben. Insgesamt sind 120 bis 130 Personen damit beschäftigt, die Burgfestspiele zur Zeit am Laufen zu halten.
„Unsere personelle Ausstattung ist damit größer als die bei kleinen Theatern“, bilanziert Claus-Günther Kunzmann, der als Kulturamtsleiter und Festspiel-Intendant wie kein Zweiter bei der Planung und Durchführung der Festspiele immer mittendrin ist, auch wenn Entscheidungen zu treffen sind. Er wählt die Stücke aus, sucht die Regisseure. Da gab es in den vergangenen Jahren nur wenige Wechsel, „das ist überschaubarer geworden als früher, aber warum soll man nicht mit Leuten öfter zusammenarbeiten, die ähnliche Vorstellungen haben“, sagt er. Zumal sich diese Zusammenarbeiten als erfolgreich erwiesen habe. „Die Kritiken fielen überwiegend positiv bis sehr positiv aus und die Besucher kommen.“ Knapp über 70.000 sind es pro Saison. Wichtig ist ihm, dass die Saison mit einem Schauspiel, also mit Sprechtheater, eröffnet wird – diesmal war es die Komödie „Floh im Ohr“.
Das Wagnis, 2001 mit der „Dreigroschenoper“ von Bertolt Brecht und Kurt Weill erstmals ein Musical in Eigenproduktion anzubieten, hat sich als Volltreffer erwiesen. Seit 2003 wurde diese Sparte ständig erweitert, dominiert inzwischen von der Zahl der Aufführungen her, den Spielplan.
Neben der Qualität und der Spannbreite der Vorstellungen ist der Erfolg der Burgfestspiele natürlich auch wesentlich vom Spielort und dem Ambiente in dem historischen Gemäuer an der Nidda bestimmt. „Burgen sind mystische Orte“, betont Kunzmann. Als steinerne Zeugnisse der Vergangenheit bleiben sie zwar stumm, „aber sie regen unsere Fantasie an“.
Die etappenweise Sanierung der Vilbeler Burg geht weiter. Das bedeutet auch Einschränkungen. „Grundsätzlich aber ist die Sanierung für die Burgfestspiele ein großer Vorteil, denn es werden Voraussetzungen geschaffen, die langfristig bessere Bedingungen schaffen“, ist sich Kunzmann sicher. In diesem Jahr haben sich die Sanierungsarbeiten durch den langen Winter verzögert. In Bedrängnis kamen vor allem die Bühnenbauer, Licht- und Tontechniker: „Es ist eine riesige Leistung der Technik, dass nun trotzdem alles bis zur 1. Premiere funktioniert hat“, lobt der Intendant.
Vor allem die Zuschauer des Spätprogramms im Burgkeller profitieren in diesem Sommer. Die Decke ist abgedichtet, so dass nun von oben kein Wasser mehr eindringen kann. Und auf diesem Palas, der von der Gastronomie genutzt wird, wurden wie im Burghof einheitliche Schirme, teils mit Wärmestrahlern aufgestellt, die den Gästen das Verweilen angenehmer gestalten.
Für das nächste Jahr ist die Vollsanierung des Palas für eine erweiterte Nutzung geplant sowie die Öffnung des Treppenturms vom Palas in den Keller. (hir)