Bad Vilbel/Nieder-Erlenbach. Die Radeberger-Gruppe plant, wie im BVA ausführlich berichtet, auf Nieder-Erlenbacher Feldgemarkung einen 17 Hektar großen Produktions- und Verwaltungssitz der Binding Brauerei. Der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland, Ortsverband Bad Vilbel (BUND) hält diese Fläche jedoch für denkbar ungeeignet, erklärt Monika Mischke.
Die Freifläche zwischen den Stadtteilen, die durch die Topografie zu einer „bedeutenden Kaltluftentstehungs- und Abflusszone“ zählt und somit für die Durchlüftung bei Inversionswetterlagen von hoher Bedeutung sei, ist nach Ansicht des BUND als Industriegebiet abzulehnen. Gerade im Zeichen der beginnenden Klimaerwärmung, die eine zunehmende Überwärmung der Region mit ansteigendem Hitzestress zur Folge haben könne, müsse die Freifläche für die Region erhalten bleiben
„Dass ausgerechnet die Frankfurter Grünen für diese Bebauung sind, verwundert mich“, so Peter Paul vom BUND-Ortsverband Bad Vilbel, „zumal im Römer schon Überlegungen zur Anpassung an den Klimawandel betrieben werden“, fügte er hinzu.
In Hessen würde täglich die Fläche von zirka vier Sportplätzen verbaut. Dieser Flächenfraß, der einhergehe mit dem Verlust biologischer Vielfalt und einem Artensterben werde gerne in Sonntagsreden bemängelt, doch Einhalt wird dieser Entwicklung nicht geboten, kritisiert Paul. Würde zum Beispiel dem Ansinnen der Radeberger Gruppe stattgegeben, so befürchtet der BUND, dann wäre über kurz oder lang der gesamte Bereich, vom Massenheimer Oberfeld über den Steinberg bis zum Schäferköppel unter der städtebaulichen Akne von Industrie- und Gewerbegebieten, Autohäusern, Bau- und Einkaufsmärkten und Straßen begraben.
Dabei wurde das Gebiet, nachdem vor etwa 20 Jahren die geplante Bauschutt- und Mülldeponie abgewehrt werden konnte, durch Baumreihen, Heckenstreifen und auch Ausgleichsflächen aufgewertet. Dadurch sei, unmittelbar am Frankfurter Grüngürtel gelegen, ein wertvolles Biotopverbundgebiet sowie ein Lebensraum für Offenlandarten entstanden.
Auch für die Naherholung der Bürger aus Nieder-Erlenbach, Massenheim und Dortelweil sei die Fläche, in der auch ein ökologisch wirtschaftender Landwirtschaftsbetrieb arbeitet, von herausragender Bedeutung und sollte nicht dem „Flächenfraß“ geopfert werden.
Deutlich kritisiert der BUND in diesem Zusammenhang das durch Klaus Minkel, Ehrenvorsitzender der CDU Bad Vilbel, vorgeschlagene Tauschgeschäft, wonach er im Gegenzug zu der Radeberger-Bebauung am Heilsberg-Ortsrand ein zwölf Hektar großes Teilstück aus dem Frankfurter Grüngürtel, eine Streuobstwiese, aufkaufen und roden möchte, um dort einen Festplatz zu errichten. Sollte es wirklich Bedarf für einen solchen Rummelplatz geben, wäre die Amiwiese der geeignete Ort hierfür, erklärt der BUND.
Es müsse, so der BUND Bad Vilbel, die Frage erlaubt sein, weshalb für viel Geld regionale Raumordnungspläne, Flächennutzungspläne und Landschaftspläne aufgestellt werden, wenn dann doch wieder ohne Not jeder Quadratmeter unserer Kulturlandschaft als wohlfeile Baulandreserve angesehen werde. Würde endlich einmal, so Monika Mischke, in gemeinsamer Verantwortung regional gedacht und gehandelt werden, ließe sich sicherlich in der Region eine passende Fläche finden. (sam)