118 neue Arbeitsplätze und drei neue Weltmarken – damit sieht sich die Stadt Bad Vilbel als Wirtschaftsstandort gestärkt. In Dortelweil haben die verschwisterten Firmen JVC Deutschland, JVC Professional Europe und Kenwood Electronics Deutschland ein gemeinsames Domizil bezogen.
Bad Vilbel. Noch fehlt auf dem Außengelände des First Data-Bürokomplexes am Ortseingang das Schild für die neuen Mieter, doch drinnen fühlen sich die drei Neuzugänge schon heimisch. In einer gemeinsamen Konferenz mit der Stadt stellten sich die Vertreter der japanischen Elektronik-Vertriebsgesellschaften vor. Bürgermeister Thomas Stöhr (CDU) sah die Ansiedlung als „wichtiges Signal“ für Bad Vilbel und die Unternehmenspolitik. Schnelle Dienstwege und eine unbürokratische Verwaltung hätten dazu beigetragen.
Angefangen habe alles im Juni 2012 mit der Anfrage nach einer Lagerhalle, erinnerte Stadtmarketing-Vorsitzender Kurt Liebermeister – und deutete in die Runde: „Daraus ist das da geworden“. Das Stadtmarketing stellte vier Tage später den Kontakt zu First Data her, wo es Kapazitäten gab. Mittlerweile aber sei der Gebäudekomplex ausgelastet, hieß es. Mit dem Einzug der drei Technologie-Firmen werde Bad Vilbels Wirtschaft vielschichtiger, so Liebermeister.
Angemietet haben die drei Firmen zusammen 2000 Quadratmeter Bürofläche und 1000 Quadratmeter Lager, so Thorsten Godulla, Geschäftsführer von Kenwood Electronics. Seine Firma macht einen Jahresumsatz von 70 Millionen Euro, JVC Deutschland kommt auf 50, der Ableger JVC Professional auf 45 Millionen Euro.
Mit dem Umzug rücken die drei Firmen auch in Deutschland enger zusammen. In Japan begann schon 2007 die Kooperation von JVC und Kenwood, 2011 wurde die Verschwisterung mit der JVC-Kenwood Corporation vollendet, erläutert Godulla. Das Zusammenrücken „Seite an Seite“ gab letztlich auch den Ausschlag für den Umzug. Zuvor residierte Kenwood seit 1973 in Heusenstamm, JVC seit 1993 in Friedberg im Grünen Weg. Die dortige Immobilie steht nun zum Verkauf oder Vermieten an. Die Firmenvertreter waren voll des Lobs über die städtische Standortpolitik. Im Gegensatz zu Heusenstamm und Friedberg sind sie nun an eine Highspeed-Internet-Verbindung angeschlossen, „der Hebesteuersatz spielt eine Rolle“, so Godulla, aber auch das Gesamtbild: gute Verbindung zu S-Bahn und Flughafen, Büroräume, die jedoch gründlich umgebaut werden mussten – schließlich das Lager. Für die Friedberger JVC-Mitarbeiter wurde eigens ein Parkplatz organisiert, so Wilken. Denn von den 118 neuen Pendlern sei noch niemand umgezogen, sagen die Firmenvertreter. Einige, wie die Angestellten von JVC Professional, kommen bis aus dem Raum Gießen und Vogelsberg.
Die drei Unternehmen haben in Dortelweil Vertrieb und Marketing gebündelt. Verkauft wird dort nichts, Ansprechpartner ist der Fachhandel. Im Lager werden lediglich Geräte zu Vorführzwecken gelagert. Und darunter sind viele High Tech-Modelle. Jürgen Wilkin, der Pressesprecher von JVC Deutschland, zieht eines davon aus der Anzugjacke: ein handflächengroßes Kästchen, das sich als „Action-Kamera“ entpuppt. Er hebt das Gerät hoch – und lässt es lautstark auf den Tisch fallen. Solche Umgangsformen, aber auch Wasser bis fünf Meter Tiefe machen dem Miniatur-Camcorder nichts aus. Daneben hat JVC vor allem Audio-Geräte fürs Auto, Heimkino-Projektoren und Kopfhörer im Sortiment.
Hohe Auflösung
JVC Professional bedient die hauptberuflichen Kameranutzer – vom Hochzeitsfotograf bis zum Fernsehstudio. Bei der Kameraauflösung sind die High-Tech-Geräte bei 8 K angekommen, das entspricht 7680 x 4320 Bildpunkten, dem 16-fachen des HD-Standards. Im Portfolio ist auch Großbildprojektionstechnik, mit der etwa Automobilfirmen ihre neuen Entwicklungen im Format 1:1 darstellen können. Und die Überwachungstechnik ist „ein wachsendes Standbein“, so General Manager Jochen Hahn.