Veröffentlicht am

Bürger werden erhört

Über die Aufhebung von Einbahnstraßen wurde während der Ortsbeiratssitzung in Klein-Karben hitzig diskutiert. Foto: Anne-Rose Dostalek
Über die Aufhebung von Einbahnstraßen wurde während der Ortsbeiratssitzung in Klein-Karben hitzig diskutiert. Foto: Anne-Rose Dostalek

Anwohnerprotest zeigt Wirkung: Der Ortsbeirat Klein-Karben votiert gegen die Aufhebung der Einbahnregelung in vier Straßen östlich des Karbener Weges.

Karben. Nach ausführlicher Diskussion lehnte der Klein-Karbener Ortsbeirat in seiner jüngsten Sitzung den Vorschlag der Stadtpolizei ab, in der Freiherr-vom-Stein-, Martin-Luther-, Philipp-Reis-, und Robert-Koch-Straße die Einbahnstraßenregelung aufzuheben.

„Aus meiner Sicht ist das nicht möglich. Die Straßenführung soll so bleiben wie sie ist“, beendete Ortsbeirat Reinhard Wortmann (CDU) die hitzig geführte Debatte. Stadtpolizei-Chef Uwe Axtmann hatte vorgetragen, dass es Radfahrern erlaubt werden solle, die vier oben genannten Wohnstraßen entgegen der Einbahnstraße zu benutzten. Ausgenommen sei die Justus-Liebig-Straße. „Es bestehen keine Sicherheitsbedenken, in Frankfurt wird das Radfahren gegen die Einbahnstraße schon lange praktiziert“, erläuterte Uwe Axtmann.

Schultourismus?

Protest legten die anwesenden Anwohner aber gegen den anscheinend logischen zweiten Vorschlag ein. Denn die Stadt möchte aus Wirtschaftlichkeitsgründen gleich die komplette Einbahnstraßenregelung in diesen vier Straßen kassieren. Das Argument von Axtmann: Die Anbringung der Schilder „Radfahren erlaubt“ an jeder Einmündung werde damit überflüssig. Dreihundert bis vierhundert Euro pro Schild kostet es, die Straßen rechtssicher für Radfahrer zu öffnen. Grundsätzlich seien diese Straßen aber breit genug, um nicht nur das Radeln in zwei Richtungen zu erlauben, sondern auch das Autofahren. Doch diesem Gedankengang mochten die Anwohner gar nicht folgen. Aufgebracht erinnerte der einstige Ortsvorsteher Alf Mainert (SPD) daran, dass die Einbahnstraßenregelung in der Amtszeit von Bürgermeister Detlev Engel (SPD) nach langen Diskussionen und Versammlungen eingeführt wurde, weil es in der Freiherr-vom-Stein-, Martin-Luther-, Philipp-Reis- und der Robert-Koch-Straße zu eng wurde.

Müllfahrzeuge und andere große Transporter kamen nicht mehr durch, weil links und rechts der Straße geparkt wurde. So breit erscheinen die Straßen derzeit nur, weil die Einbahnstraßenregelung die Anwohner dazu brachte, stets auf einer Seite zu parken. Mainert führte noch ein anderes Argument gegen die beidseitige Befahrung der vier Wohnstraßen an: Den Schultourismus. Denn Eltern brächten ihre Kinder mit dem Auto zur nahe gelegenen Kurt-Schumacher-Schule und Pestalozzi-Schule und nutzten dabei jeden neuen Schleichweg.

Um den Straßenverkehr ging es auch bei zwei weiteren Tagesordnungspunkten. Stadtpolizei-Chef Axtmann hatte Zahlen zur Verkehrsmessung in der Rendeler Straße (Hausnummern 102 bis 106) mitgebracht. Das Ergebnis: Die meisten Nutzer der als Landesstraße ausgewiesenen Rendeler Straße halten sich an die Geschwindigkeitsbegrenzungen von 50 Kilometern pro Stunde. Den wenigen Ausreißern mit 100 Kilometern pro Stunde steht eine Mehrheit von 85 Prozent gegenüber, die im Schnitt mit 48 Kilometern pro Stunde unterwegs sei. Geblitzt wurde im Februar im 30 Stundenkilometer-Bereich. Heraus kamen 470 gezählte Fahrzeuge und drei Anzeigen wegen Geschwindigkeitsüberschreitung.

Nur gefühlt zu schnell

Diese Zahlen mochten Ortsbeiräte und Anwohner kaum glauben, erleben sie doch den Verkehr in der Rendeler Straße als gefühlt zu schnell, besonders nachts. „Es passiert aber nichts“, hielt Axtmann entgegen. Der Stadt seien daher die Hände gebunden. Dennoch soll hier ein Geschwindigkeitsanzeiger montiert werden. (ado)