Bad Vilbel. Dicht gedrängt stehen die Festspielbesucher vor und nach dem Programm und in den Pausen um den Brunnen herum. Neugierig schauen sie in die Tiefe, nutzen den Brunnen als Treff- und Kommunikationspunkt.
Gebaut wurde der Brunnen in der Mitte der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts. Damit ist er genauso alt wie die Remise, das ans einst romanische Tor angehängte Nebengebäude nach dem Turm, der im frühen Mittelalter erbauten und 1796 von französischen Truppen zerstörten Burg.
Gespeist wird der Burgbrunnen, wie Untersuchungen zeigten, nicht von einer Quelle, sondern durch Grundwasser. „Vielen Besuchern der Burgfestspiele fällt der Brunnen erst in dieser Spielzeit auf“, hat Intendant Claus-Günther Kunzmann festgestellt und freut sich.
In früheren Jahren verschwand der Brunnen während der Festspiele unter den Tribünen. Im vergangenen Jahr war er aufgrund der Restaurierung abgebaut und mit einer Platte versiegelt. Ins rechte Licht gerückt wurde er jetzt durch einen extra für ihn vergrößerten Tribünendurchgang. „Die Brunnenscheiben wurden von dem Spezialisten Raeck in Erfurt restauriert. Das Mauerwerk des Brunnenschachtes wurde saniert und neu verfugt“, sagt Kunzmann.
Ausgegraben wurde der Brunnen von der Archäologin Pia Rudolf. Akribisch hat sie Erdschicht für Erdschicht abgetragen, untersucht, notiert, fotografiert und vermessen. Die Hoffnung auf archäologische Funde erfüllte sich aber nicht. „Entdeckt haben wir nur Zivilisationsschmutz der vergangenen 100 Jahre, vor allem Pappbecher.“ Die Ausgrabungen seien aufwändig gewesen, weil die Archäologin an einem vom Technischen Hilfswerk gestellten Gerüst angeseilt wurde. Während ihrer Arbeit im rund sieben Meter tiefen Brunnenschacht wurde sie zudem von einem Mitarbeiter beobachtet und gesichert.
Datierung unmöglich
Die Fachfrau saugte das Grundwasser ab und legte den Bodenschacht frei, um anhand des Holzes eine exakte Datierung vornehmen zu können. „Leider war eine Datierung durch eine dendrochronologische Untersuchung des Holzes, bei der die Jahresringe von Bäumen anhand ihrer unterschiedlichen Breite einer bestimmten, bekannten Wachstumszeit zugeordnet werden, nicht möglich. Die Archäologin datierte den Brunnen auf die zweite Hälfte des 17. Jahrhunderts.“
Im Brunnenschacht angebracht wurde für einen ungehinderten Blick in die Tiefe eine Lampe sowie ein Schutzgitter. Wie der Brunnen mit Aufbau einmal im Original ausgesehen hat, lässt sich genau wie bei der Burg nicht mehr sagen. „Es gibt keine historischen Fotos vom Brunnen wie auch keine Angaben darüber, wann er zerstört wurde.“
Die Kosten für alle Maßnahmen wie Restaurierung, archäologische Untersuchung und Wiederaufbau belaufen sich auf 15000 Euro.