Die Pläne für den Abriss der alten Niddabrücke in Klein-Karben sind fertig – nun sagt der Ortsbeirat plötzlich Stopp. Soll das marode Bauwerk doch erhalten bleiben?
Karben. Andernorts würde man sie wohl „Soda-Brücke“ nennen. Weil sie einfach nur „so da“ steht. Seit den 1960er-Jahren hat die Brücke in der Dortelweiler Straße am Rand Klein-Karbens keinen Zweck mehr. Damals wurde die Nidda, über die sie führte, kanalisiert und verlegt. Das alte Flussbett wurde verfüllt, die Brücke aber blieb stehen.
Fürs Ortsbild aber, finden vor allem die SPDler und allen voran ihr Urgestein Rainer Züsch, sei die alte Brücke wichtig. Seit Jahren stemmen sie sich deshalb dagegen, dass die Brücke abgerissen wird.
Zu dieser Lösung hat sich der Ortsbeirat in zähen Debatten durchgerungen, denn das alte Bauwerk ist marode, muss saniert werden. Ihr Abriss aber, haben die Planungen gezeigt, käme die Stadt günstiger. Stattdessen soll eine Straße gebaut werden. Ein Geländer sowie eine Pflasterung im Bereich der heutigen Brücke soll den Charakter der heutigen Ansicht aber erhalten.
So ist Wolfgang Stolper, Chef des Fachdiensts Bauen, guter Dinge, als er kürzlich im Ortsbeirat das 100000-Euro-Vorhaben vorstellen will. Die neue Straße, räumt er auf Nachfrage einer Bürgerin ein, müsse künftig mit 4,50 Meter etwas breiter werden als heute. „Wenn wir neu bauen, müssen wir uns an die Richtlinien halten“, sagt Stolper. Das genüge, damit Autos sich mit höchstens Tempo 30 noch begegnen können. Von der heutigen Verkehrsberuhigung der nur einspurigen Strecke bliebe nicht viel, fürchten die Kritiker.
Flüssigerde nutzen
Aber im Gegenzug gebe es einen zwei Meter breiten Gehweg, damit Fußgänger gefahrlos laufen können, sagt Stolper. Allerdings räumt der Planer ein: Wenn die neue Straße auf dem Füllmaterial im alten Flussbett errichtet werde, drohten ihr bis zu vier Zentimeter Setzung.
„Das ist nicht sehr wahrscheinlich, aber möglich“, berichtet Stolper aus der Einschätzung von Straßenplaner und Gutachter. Mit einem Spezialfundament, das das Gewicht der Straße breit verteile, wolle man diese Gefahr reduzieren. Sollte die Straße sich dennoch setzen, könne die geringe Setzung durch eine zusätzliche Asphaltschicht ausgeglichen werden.
Das aber führt zu einigem Erstaunen in der Runde. Besonders Bürger Franz Mank versteht nicht, warum die Kommune sich auf eine derartig gewagte Lösung einlassen will. Besser sei es doch, den Zwischenraum zwischen heutigem Erdboden und der Brücke zu verfüllen. „Dann hat sie keine Funktion mehr und man kann man sie einfach als Betonplatte belassen“, erklärt er.
Auch müsse das Bauwerk dann nicht teuer saniert werden; die Sanierung könne auf Oberbau und Geländer reduziert werden. Als Vorbild nennt Mank das Verfüllen archäologischer Ausgrabungen auf der Friedberger Kaiserstraße mit Flüssigboden, einer Mischung aus Erde und Zusatzstoffen.
Erstmal Fachgespräch
Also eine günstigere Lösung als die Vollsanierung oder Abriss? Da werden die Ortsbeiratsmitglieder hellhörig. Eine solche Lösung habe man bisher nicht in Betracht gezogen, räumt Planer Stolper ein.
Ob es überhaupt möglich wäre, die Brücke quasi aufzulegen, müsse er die Fachleute klären lassen – und auch, ob diese Variante samt der in jedem Fall notwendigen Sanierung billiger als Abriss und Straßenbau würden.
Leicht konsterniert wirkt Vizebürgermeister Otmar Stein (CDU): „Wenn die Tendenz jetzt doch ist, die Brücke zu erhalten, brauchen wir erstmal nicht weiter diskutieren.“ Ein Fachgespräch im Rathaus soll diese neue Variante in den kommenden Wochen genauer beleuchten. (den)