Bad Vilbel. Mit einem brisanten Thema beschäftigte sich der Stammtisch des SPD-Ortsbezirks Massenheim. Vorsitzender Norbert Kühl begrüßte im Kolleg der Apfelweinwirtschaft „Zum Knoche“ den Stadtteilpfarrer Werner Krieg, der zum Thema „Braucht unsere Gesellschaft die Kirche?“ referierte.
Um diese Frage zu beantworten warf Krieg gemeinsam mit seinen 15 Zuhörern einen Blick zurück auf Anfänge der christlichen Kirche. Dort entwickelten sich nach Jesus Geburt die Wurzeln der Ur-Gemeinde. Unter Kaiser Konstantin, der im vierten Jahrhundert herrschte, wurde das Christentum zur Staats-Religion. Durch den Erlass des Toleranzediktes ließ Konstantin das Christentum im Römischen Reich zu, hielt Christen zum Gebet für Kaiser und Reich an und räumte dem christlichen Klerus die gleichen Vorrechte ein wie sie nichtchristliche Priester besaßen.
Kenntnisreich schilderte Krieg die Geschichte der Kirche und ihre Entwicklung. Dass da an Luther kein Weg vorbeiführte überraschte nicht. Auch der Kirche im Dritten Reich widmete sich der Pfarrer. „Das Verhalten der christlichen Kirchen im Nationalsozialismus war oft nicht korrekt“, sagte Krieg. Eine pauschale Verurteilung lehnt er jedoch ab und plädiert für eine Einzelfallprüfung. Nach Ende des Zweiten Weltkrieges kam es in Deutschland zu einer Demokratie, die nicht gewachsen war. Die Kirche sortierte sich im Sinne der Weimarer Republik in den neuen Staat ein. Viele hätten heute Schwierigkeiten zu sagen „Ja“ wir brauchen eine oder „Nein“ wir brauchen keine Kirche. Heraus käme meist ein „Ja, aber..“.
Gebraucht werde die Vision einer gerechten Gesellschaft wie sie in der Offenbarung beschrieben sei. Da Menschen nicht aus der Geschichte lernten, würden von ihnen gemachte Visionen einer gerechten Gesellschaft immer wieder an ihnen scheitern, sagte Krieg. „Ich möchte die Vision des offenen Himmels, von Jesus, aufrecht erhalten. Nächstenliebe ist etwas anderes als Solidarität, Jesus Gemeinschaft etwas anderes als eine sozialistische Gesellschaft. Christen sind das „Salz“ der Gesellschaft, dürfen sie aber nicht versalzen.
Das Verhalten von Politikern, Bankern und Wirtschaftsbossen sei verkommen. Sie alle hätten vergessen, dass sie Rechenschaft ablegen müssen. Kirche sei als Institution wichtig, „ich will sie nicht missen. Wichtig ist der Geist und Gedanke der hinter ihr steht. Die Kirche ist wie die SPD auf der Suche nach dem Sinn, der hinter allem steht“, sagte Pfarrer Krieg.
Über Marbot Käßmann, das neue Gesicht an der Spitze der deutschen Protestanten, freut sich Krieg: „Sie ist weiblich und selbstbewusst.“