Karben. Die Angst ist immer dabei, wenn Feuerwehrleute, Retter und Polizisten im Einsatz sind: Ein Fahrzeug könnte in die Unfallstelle krachen, die Helfer selbst verletzen oder töten. Was zum Beispiel vor gut zwei Jahren am Bad Homburger Kreuz nur ein Schutzengel verhinderte: Der Wagen einer Frau (20) aus Bad Vilbel schoss dort in eine schon abgesperrte Einsatzstelle, verfehlte Einsatzkräfte und ein Löschfahrzeug zum Glück nur knapp.
Die Karbener Wehr will ihre freiwilligen Kräfte nun besser vor solchen Gefahren schützen. Wobei die Retter im Einsatz eigentlich durch die blitzenden Blaulichter schon recht gut abgesichert sein sollten. »Das genügt aber offensichtlich nicht immer«, weiß Stadtbrandinspektor Christian Becker. Auch das markante Feuerwehrrot der Fahrzeuge bietet nur begrenzte Aufmerksamkeit, zumal bei Nacht und Dunkelheit.
»Es gibt immer wieder Unfälle an Einsatzstellen«, sagt Becker. »Das kann überall passieren, auch mitten im Ort.« Immerhin: In Karben seien die Ehrenamtlichen in den vergangenen Jahren von solchen Unfällen nicht betroffen gewesen.
Das soll auch so bleiben. Deshalb hat die Stadt ihre Feuerwehr aufgerüstet: 13 der Einsatzfahrzeuge in allen Stadtteilen sind mit zusätzlichen, gelben Reflexionsfolien beklebt worden. Große Löschfahrzeuge und kleinere Mannschaftstransporter sind nun gerade bei Dunkelheit besser auszumachen.
»Besonders wichtig war uns, dass wir das Heck der Fahrzeuge erkennbarer machen«, erklärt Florian Hammer von der Feuerwehr in Petterweil. Er gehört zum vierköpfigen Ausschuss, der die Beklebungsaktion plante und organisierte. Bisher waren die Rückseiten der Fahrzeuge meist nur Rot – oder teils sogar im Grau dortiger Rollläden, hinter denen Ausrüstung verstaut ist. Nun machen breite Reflexionsfolienstreifen die Rückseiten der Fahrzeuge besser sichtbar.
DER BESONDERE CLOU
Neu ist die Idee nicht: »In vielen Feuerwehren sind solche zusätzlichen Warnbeklebungen schon Standard«, sagt Becker. Erste Ideen wurden in Karben auch bereits vor zehn Jahren weiterentwickelt. Warum das fast fertige Konzept seinerzeit nicht umgesetzt wurde? »Das war wohl einfach eingeschlafen«, schätzt Hammer. »Aber wir konnten auf gute Vorarbeiten zurückgreifen.« Seine Mitstreiter Torsten Muthig, Gerätewart am Stützpunkt Mitte, Marcus Hartmann aus Kloppenheim und Martin Strehl aus Burg-Gräfenrode sehen das ebenso.
25 000 Euro hat die Beklebung gekostet. »Das ist die Sicherheit der Einsatzkräfte mehr als wert«, findet Bürgermeister Guido Rahn (CDU). Ihn freut zudem, dass die Feuerwehrleute das Konzept für die Beklebung selbst erarbeitet, mehrere Angebote eingeholt und die Umsetzung beaufsichtigt haben.
Auch wurde nicht jedes Fahrzeug beklebt, betont Stadtbrandinspektor Becker. »Wir haben nur die neueren ausgewählt.« Bei all jenen Fahrzeugen, die in den nächsten Jahren zum Austausch anstünden, habe man die Investition gespart.
Auf den großen Seitenflächen haben die Feuerwehrleute keine simple Lösung für die Beklebung gewählt. Stattdessen wurde die Reflexionsfolie in der Form des Stadtwappens verklebt – und zwar in enormer Größe. »Das ist echt ein Clou«, findet Christian Becker. So sehe die technische Lösung auch noch richtig schick aus – und zeige auch den Bürgern auf den ersten Blick, dass hier »ihre« Helfer im Einsatz seien. (den)