Karben. Schwimmen können rettet Leben. Das Karbener Hallenfreizeitbad ist inzwischen als zertifiziertes Schwimmausbildungszentrum anerkannt. Binnen eines Jahres haben hier fast 2500 Kinder das Schwimmen gelernt. Ein Boom, den sich die Stadt einiges kosten lässt.
»Hessen lernt Schwimmen« ruft eine Initiative die Betreiber privater und öffentlicher Bäder dazu auf, verstärkt Schwimmkurse anzubieten und lockt mit einem Zertifikat.
Viele Kinder lernen
hier das Schwimmen
Voraussetzung, um zum Kreis der »Auserwählten« zu gehören und sich zertifiziertes Schwimmausbildungszentrum nennen zu dürfen, ist der Nachweis, dass in dem betreffenden Bad mindestens 250 Kinder das Schwimmen erlernt haben. Dabei gilt das Seepferdchen, also der Sprung vom Beckenrand mit anschließendem 25 Meter Schwimmen, egal ob in Bauch- oder Rückenlage, und das Herausholen eines Gegenstandes mit den Händen aus schultertiefem Wasser als Messlatte.
Zehn Prozent von diesen 250 Kindern müssen darüber hinaus auch die nächst höhere Prüfung, nämlich das Schwimmabzeichen Bronze (Freischwimmer) ablegen, eventuell sogar das Schwimmabzeichen Silber. »Über die Zahlen sprechen wir in unserem Hallenbad schon lange nicht mehr«, verrät Bürgermeister Guido Rahn (CDU) am Rande des Schwimmbeckens. Denn im Karbener Hallenbad haben binnen eines Jahres 2456 Kinder das Schwimmen erlernt. »Und nach dem Ende der coronabedingten Einschränkungen wird die Zahl wahrscheinlich sogar noch höher ausfallen«, ergänzt Carolin Beck, die Leiterin des Hallenbades.
Wegen der hohen Frequenz bei der Schwimmausbildung hat sich die Stadt Karben vor einigen Monaten um die Auszeichnung als zertifiziertes Schwimmausbildungs-Zentrum in Hessen beworben. Inzwischen halten Rahn und Beck diese Auszeichnung in den Händen. Die Initiative »Hessen lernt Schwimmen«, die das Zertifikat vergibt, wird unter anderem getragen vom Hessischen Schwimmverband, der DLRG; mit im Boot sind auch das Innenministerium sowie das Kultusministerium.
Die sehr hohe Anzahl an Schwimmanfängern in Kindesalter erreicht Karben, weil es im Ort zum einen sieben Grundschulen und die Kurt-Schumacher-Schule gibt und zum anderen vier umliegende Kommunen (Bad Vilbel, Rosbach, Wöllstadt und Niddatal) ihre Schulkinder zu den Schwimmkursen nach Karben schicken.
»Dabei muss der normale Schwimmbadbesucher aber keine Angst haben, dass er nicht genug Platz für sich im Schwimmbecken findet. Das Schwimmenlernen der Schulklassen am Vormittag und auch die Schwimmkurse für Anfänger am Nachmittag finden auf abgetrennten Bahnen statt«, erklärt Beck. Immerhin tummeln sich in diesen Bahnen wöchentlich rund 40 Schulklassen. Bürgermeister Rahn und die Leiterin des Schwimmbades Beck sind sich einig, das Schwimmen ist für Kinder so wichtig, dass es mit allen Kräften unterstützt werden muss.
Deshalb sind beide auch froh, dass es in Karben eine private Schwimm AG gibt, die Kindern im Vorschulalter Schwimmkurse anbietet. Darüber freuen sich dann auch die Sportlehrer, wenn möglichst viele ihrer Schülerinnen und Schüler bereits schwimmen können und sie diese Fähigkeit im Unterricht nur noch verfeinern dürfen.
Wie wichtig dem Karbener Stadtoberhaupt das Kinderschwimmen ist, belegt die Tatsache, dass Karbener Kita-Kinder beim Übergang zur Schule von der Stadt Gutscheine für Schwimmkurse geschenkt bekommen. »So ein Kurs kostet immerhin rund 230 Euro und das können sich nicht alle Eltern leisten. Dabei ist schwimmen können oftmals lebensrettend«, erklärt Bürgermeister Rahn den Grund dieser freiwilligen Leistung der Stadt.
Als erstes Bad im
Kreis zertifiziert
Die lässt sich dies rund 45 000 Euro im Jahr kosten und zwar zusätzlich zu den rund 800 000 Euro Verlust, die das Schwimmbad jährlich einfährt. »Da Schwimmen nicht nur Zeitvertreib ist, sondern es der Gesundheit dient, sollen unsere Bürger darauf nicht verzichten müssen. Das ist Lebensqualität und das macht Karben aus«, erklärt Guido Rahn.
Bis Mitte Dezember haben 21 163 Kinder ihre Schwimmprüfung in einem der 47 zertifizierten Schwimmausbildungs-Zentren in Hessen abgelegt. Karben verfügt übrigens als einziges Schwimmbad im Wetteraukreis über das begehrte Zertifikat. Allerdings: Drei weitere Kommunen (Bad Nauheim, Butzbach und Nidda) haben die Auszeichnung mittlerweile ebenfalls beantragt.
Von Jürgen W. Niehoff