Die diensthabenden Bad Vilbeler Polizisten selbst empfanden die Silvesternacht als „normal“. Wenn man ihren Bericht allerdings liest, gewinnt man einen anderen Eindruck – vor allem, wenn es um Körperverletzung und eine vermisste Mutter samt Kind geht.
Bad Vilbel. Pünklich um 18.30 Uhr begannen die beiden Streifenwagenbesatzungen und ihr Dienstgruppenleiter Mirko Hofmann in der Bad Vilbeler Polizeistation ihren Dienst. Doch es blieb nicht lange ruhig. Hier ist das Protokoll der Silvesternacht:
20.30 Uhr: Suche nach entlaufenem Hund in Dortelweil. Aufgrund eines Böllers flüchtete ein junger Hund beim Gassi gehen. Zum Glück kehrte das Tier später wieder von alleine zurück zu seinem Herrchen.
23.25 Uhr: Einsatz wegen Körperverletzung. Weil ein 28-Jähriger nicht wie gewohnt seine bei einem Taxiunternehmen bestellte Mercedes E-Klasse als Beförderungsmittel bekommen hat, schlug er dem Taxifahrer nach einem kurzen Wortwechsel ins Gesicht. Der Taxifahrer erstattete Strafanzeige wegen Körperverletzung.
0.15 Uhr: Böller im Vorraum der Polizeistation. Nein, es waren nicht die Beamten selbst, die krachend ins neue Jahr feierten. Sondern eine vermummte Person. Die warf einen Silvesterböller in den Vorraum der Polizeistation Bad Vilbel im Riedweg. Da war der Krawallmacher freilich an die Falschen geraten. „Nach kurzer Verfolgung und durch Hilfeleistung eines Passanten konnte die Person wenige 100 Meter später festgenommen werden“, heißt es dazu nüchtern im Protokoll. Der 17-jährige Täter war offenbar stark alkoholisiert. Die Polizisten übergaben ihn seinen Eltern – wo es vermutlich zu einem weiteren Knall kam.
0.18 Uhr: Brennende Mülltonne. In der Breslauer Straße auf dem Heilsberg brannte ein Müllcontainer – vermutlich nach dem Einwerfen von Böllern. Täterhinweise liegen nicht vor.
2.00 Uhr: Betrunkener Jugendlicher. Ein stark alkoholisierter Jugendlicher torkelte auf der Straße vor der Polizeistation umher. Die Polizisten nehmen ihn in ihre Obhut. Und mussten schließlich leider auch noch ihre Wache reinigen, da sich der 16-Jährige in den Diensträumen übergab. Als es ihm wieder besser ging, übergaben die Ordnungshüter den jungen Mann seinem Vater.
2.30 Uhr: Vermisste Mutter mit Kind. Eine laut Polizei leicht alkoholisierte Mutter hatte sich mit ihrem Kind in Bad Vilbel verlaufen. Zum Glück konnte sie nach etwa zweistündiger Suche in der Nähe des Quellen-Hotels wieder wohlbehalten aufgefunden werden.
3.53 Uhr. Feuer in einer Mülltonne. In der Dortelweiler Konrad-Adenauer-Allee brannte ein Müllcontainer aus. Durch den Rauch wurde das benachbarte Carport leicht beschädigt.
Des Weiteren ereigneten sich zwei Ruhestörungen und eine wahrscheinlich fahrlässige Brandstiftung in der Frankfurter Straße. Auf dem Balkon einer leerstehenden Wohnung entzündete vermutlich ein Feuerwerkskörper eine dort abgestellte Sitzgarnitur. Die Flammen beschädigten auch das Fenster und die Balkontür. Die Feuerwehr konnte die Flammen aber schnell löschen. Irgendwann in der Silvesternacht warfen Unbekannte zudem Böller in einen Briefkasten im Dortelweiler Franz-Schubert-Weg – und sprengten ihn regelrecht auf. Das bemerkten die Eigentümer gestern Vormittag und erstatteten Anzeige wegen Sachbeschädigung.
„Letzten Endes war es ein Nachtdienst, bei dem die eingesetzten Streifen von 23 Uhr bis fünf Uhr durchgängig draußen mit Einsätzen beschäftigt waren“, bilanzierte Mirko Hofmann gestern um 6.30 Uhr bei Dienstschluss. Für die gesamte Polizeidirektion Wetterau zog Polizeihauptkommissar Ralph Gerlach dieses Fazit: „Alles in allem verlief die Silvesternacht ruhig und es kam zu keinen erwähnenswerten polizeilichen Vorfällen.“
Das bestätigte auch die Rettungsleitstelle des Wetteraukreises in Friedberg. Der Verlauf der Silvesternacht war aus ihrer Sicht „unspektakulär“. Was nicht heißt, dass nichts los war. Immerhin wurden im Verlauf der Nacht zwischen 20 und sechs Uhr rund 50 Notfalleinsätze koordiniert. Die Feuerwehr hatte einige Kleinbrände zu bekämpfen, aber glücklicherweise sind keine Menschen ernsthaft verletzt und zu Schaden gekommen.
Diesen Einsatz würdigte auch Landrat Joachim Arnold (SPD) bei einem Besuch in der Leitstelle. „Wenn andere fröhlich feiern, sorgen Sie für Sicherheit und schnelle Hilfe im Kreis“, lobte er Ingo Kirchner und Jürgen Nickel sowie die Kollegen, die ihre anstrengende Arbeit im Wechselschichtdienst versehen.
Arnold bedankte sich für den unermüdlichen Einsatz aller Hilfskräfte im Rettungsdienst, der Polizei und in den Krankenhäusern, auch an den zurückliegenden Feiertagen. In der Leitstelle wurden im vergangenen Jahr rund 42 000 Einsätze im Rettungsdienst und 2 000 Feuerwehreinsätze koordiniert. In dieser Zeit wurden annähernd 160 000 Telefonate entgegengenommen, und das oftmals von Menschen, die in einer Extremsituation standen. (zlp)