70 Jahre Heilsberg wurde kürzlich im jüngsten Stadtteil Bad Vilbels gefeiert. Damals eine Siedlung mit Lehmhäusern erbaut von Flüchtlingen, heute ein beliebtes Wohngebiet. Ein Generationenwechsel hat stattgefunden, doch die tatkräftige Gemeinschaft, die den Ort damals errichtete, könnte in moderner Form zu ganz neuer Größe finden. Den Startschuss dafür könnte das Fest zum 70. gegeben haben.
Bad Vilbel. Mit einem Gottesdienst der drei Gemeinden auf dem Heilsberg startete das Festprogramm in der Heilig-Geist-Kirche. Danach strömten die Leute auf den Kirchenvorplatz, sie genossen im Schatten des großen Kreuzes, was der Grill hergab. Auch die Vereine zeigten sich von ihrer besten Seite, die Stadt Bad Vilbel hatte eine Hüpfburg gestellt. Die Freiwillige Feuerwehr bot ein Geschicklichkeitsspiel für Kinder an: Mit einer Pumpe wurde Druck erzeugt, mit dem zugehörigen Schlauch versucht, Flaschen von einer Burgfassade zu schießen.
Das Besondere an dieser Jubiläumsfeier des Heilsbergs war, dass das Fest gemeinsam mit dem Gemeindefest der Heilig-Geist-Gemeinde stattfand. „Das hat sich einfach angeboten“, sagte Ingrid Schenk, Vorsitzende des Feuerwehrvereins auf dem Heilsberg. „Wir sind auf die Heilig-Geist-Gemeinde zugegangen und haben gefragt, ob wir nicht gemeinsam ein großes Fest machen wollen“, erklärte sie. Die Pfarrerin der Gemeinde, Irene Dannemann, sei sofort begeistert gewesen. „So ist es ein gelungenes Fest für alle“, fand Schenk.
Der Blick auf die Geschichte des Heilsbergs stand an diesem Tag im Vordergrund, der Geist der Siedler von damals war präsent. Das hatte auch Bürgermeister Thomas Stöhr (CDU) in der Kirche hervorgehoben: „Aus einfachen Lehmziegelhäusern auf einem ehemaligen Truppenübungsplatz ist eines der begehrtesten Wohngebiete geworden. Damals wollten die Menschen erstmal ein Dach über dem Kopf“, erinnert Stöhr an die Anfangszeit des Heilsbergs.
Vorbild Massenheim
Bad Vilbel sei damals bereit gewesen, den Vertriebenen diese Fläche zur Verfügung zu stellen – die größte in ganz Hessen für einen solchen Zweck. Die Siedler seien jedoch trotz ihres Schicksals nicht mutlos gewesen, sondern hätten mit vereinten Kräften angepackt – etwas, das man sich für die heutige Zeit bewahren sollte. Diesen Gedanken äußert auch Ingrid Schenk, denn sie hatte für ihren Stadtteil eine Vision: „Das Fest heute ist schon etwas für das Zusammengehörigkeitsgefühl“, meint sie. „Aber ich fände es super, wenn wir ein Vereinsleben aufbauen könnten, wie das beispielsweise in Massenheim der Fall ist“, sagte sie. Bei den Vorgesprächen zu der 70-Jahr-Feier mit den Kirchen und den Vereinen sei bereits zu spüren gewesen, was man gemeinsam für den Heilsberg erreichen könnte.
„Das muss ja gar kein übergeordneter Verein sein. Aber die Institutionen auf dem Heilsberg könnten sich etwa einmal im Jahr zusammensetzen, um gemeinsam zu überlegen, was man für den Heilsberg tun kann“, sagte Schenk.
Pfarrerin Dannemann hatte sich nach dem Eröffnungsgottesdienst eine kurze Pause verdient. „Jung und alt sind heute verbunden“, sagt sie glücklich mit Blick auf den gefüllten Kirchenvorplatz. „Hier haben Menschen gelebt, die nichts mehr hatten und mit ihrer Hände Arbeit und einem starken Gemeinschaftssinn ein neues Zuhause geschaffen haben“, sagte sie. Dieses Gemeinschaftsgefühl werde durch ein solches Fest wieder gestärkt, war die Pfarrerin überzeugt. Deshalb könne sie der Idee von Ingrid Schenk nur zustimmen. „Wir als Gemeinde wären da mit viel Tatendrang dabei.“
Applaus fürs Musical
Doch sollte es an diesem Tag nicht nur um die früheren Heilsberger gehen, auch der Nachwuchs stand beim Höhepunkt des Programms im Vordergrund: „Vom Saulus zum Paulus“ war der Titel des Kindermusicals, das die jüngsten Heilsberger in der Kirche aufführten. Seit Januar übten die Kinder, hatten sogar ein Probenwochenende absolviert. Die Kirchenbänke waren voll, und mit viel Mut stimmen die Mini-Musicaldarsteller den ersten Song an. Ein begeistertes Publikum zollte ihnen Applaus. (nma)