Bad Vilbel. Der symbolische Spatenstich war kaum erfolgt (siehe Seite 7), da reagierten schon die Parteien aus der Quellenstadt. Kein Wunder: Schließlich ist das Jugendhaus auf dem Heilsberg ein politisches Dauerthema der vergangenen Jahre gewesen.
Die Grünen fordern, dass die Jugendlichen und jungen Erwachsenen auf dem Heilsberg intensiv in Entscheidungen zum Jugendhaus und in die Konzeption des Jugendhauses beteiligt werden. Dazu hat die Fraktion der Grünen einen Antrag für die nächste Stadtverordnetenversammlung gestellt. »Ein Spatenstich alleine genügt nicht«, sagt Jens Matthias, Co-Fraktionsvorsitzenden der Partei im Stadtparlament. Die Grünen fordern, dass parallel zum Bau des Jugendhauses am Christeneck schon provisorisch mit Bänken und einer Feuerstelle gestaltet wird. »Die Arbeit mit den Jugendlichen darf nicht erst beginnen, wenn die Schlüssel übergeben werden,« sagt Kathrin Anders, Co-Fraktionsspitze im Stadtparlament. »Jetzt muss das Kinder- und Jugendbüro raus zu den Jugendlichen und ins Gespräch über deren Vorstellungen kommen.«
Dieser Austausch könne schon während Corona passieren. Mit innovativen Formaten wie einem sogenannten Barcamp kann man jetzt schon den Dialog virtuell beginnen, der dann mit Fortschreiten des Baues und der Überwindung der Pandemie zu persönlichen Treffen werden kann, sind sich die Grünen sicher. »Da gibt es viel Unterstützung nicht zuletzt von der Deutschen Kinder- und Jugendstiftung und vom Land.« sagt Kathrin Anders.
Es gab Widerstand
Neben der Einbeziehung der Jugendlichen fordern die Grünen, dass die Heilsberger Bevölkerung mitgenommen wird. »Wir wissen, dass es gegen das Jugendhaus von einigen Anwohnern heftigen Widerstand gab« sagt Petra Schärpf, Grüne und stellvertretende Ortsvorsteherin auf dem Heilsberg.. Sobald es die Pandemie zulasse sollte eine Dialogformat zwischen Jugendlichen, Eltern, Anwohnern, Sozialarbeitern und Bürgern angeboten werden, um schon vor der Eröffnung alle Beteiligten ins Gespräch zu bringen. »Wir hoffen, dass die Regierungskoalition unserem Antrag zustimmt.« Im Haushalt für 2022 sind 1,5 neue Stellen für das Jugendhaus geplant. »Sicherlich ein guter erster Schritt, aber zu spät. Wir gehen aber davon aus, dass über Projektbudgets schon jetzt mit der Arbeit angefangen werden kann, sagt Jens Matthias.
Für die Junge Union, die größte politische Jugendorganisation in der Quellenstadt, ist der Spatenstich ein Grund zur Freude: »Mit dem Jugendzentrum Christeneck auf dem Heilsberg entsteht in naher Zukunft ein neuer Ort für die Bad Vilbeler Jugend. Die Planung hat lange Zeit in Anspruch genommen. Aber: Was lange währt wird endlich gut«, kommentiert Beatrice Schenk-Motzko, Heilsberger Stadtverordnete und JU-Vorstandsmitglied.
Die JU betrachtet das neue Jugendhaus als eine große Bereicherung für den Ortsteil und die Jugendarbeit in der ganzen Stadt: Das Gebäude wird luftig, freundlich, hell und modern sein. Der städtische Fachbereich Jugend hat zudem bereits ein durchdachtes pädagogisches Konzept entwickelt, das in den kommenden Monaten noch einmal aktualisiert werden wird.
Ein nächster wichtiger Schritt sei nun die Jugendbefragung, die CDU und SPD als neue Regierungskoalition in ihrem Koalitionsvertrag verankert haben: »Darin werden sich die genauen Bedarfe und Wünsche der Jugendlichen zeigen. Diese wiederum können und müssen in die Arbeit im neuen Jugendzentrum einfließen«, so Schenk-Motzko.
25 Jahre gekämpft
Groß ist die Freude auch beim Koalitionspartner, der SPD. »Jetzt geht es endlich wirklich los«, kommentiert der Sprecher der SPD Heilsberg, Carsten Hauer. Mit dem Baubeginn ende ein fast 25-jähriger Kampf der Heilsberger SPD, denn schon die Gründungsmitglieder des Ortsbeirats Heilsberg Herta Schweden und Norbert Feuchter setzten sich immer wieder für ein Jugendhaus in dem Stadtteil ein.
Bewegung in die Angelegenheit kam dann vor etwa 10 Jahren unter der rot-grünen-Mehrheit mit dem damaligen Ortsvorsteher Christian Kühl (SPD) und der Mithilfe von Jens Völker (CDU). Das Christeneck wurde als Standort gefunden und die Planungen konnten beginnen. Auch wenn einige Schwierigkeiten mit Anwohnern ausgeräumt werden mussten, ist die SPD sicher, dass dort das Jugendhaus genau den richtigen Platz hat. »Wir denken, dass ein friedliches freundschaftliches Nebeneinander und Miteinander von Jugendarbeit und Anwohnern hier möglich ist, wenn von Anfang an ein Austausch, eine Kommunikation und ein gegenseitiges Verständnis da ist«, so Hauer abschließend. (zlp)