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Berufung für Berufe

Rotarier laden Praktiker für 18 Ausbildungsberufe ein – Journalist an Bord

Thomas Schwarz (links), der Leiter der Bad Vilbeler FNP-Redaktion, ist beim Berufsinformationstag von neugierigen Fragern umringt. Sie wollen neben Wegen in den Journalismus auch wissen, ob man aus anderen Medien einfach abschreiben dürfe. Bei Nennung der Quelle geht das, erklärt Schwarz, rät aber davon ab. Denn Informationen seien Vertrauenssache. Und sollten immer selbst überprüft worden sein, gibt der Journalist den Jugendlichen zu bedenken. Foto: Deul
Thomas Schwarz (links), der Leiter der Bad Vilbeler FNP-Redaktion, ist beim Berufsinformationstag von neugierigen Fragern umringt. Sie wollen neben Wegen in den Journalismus auch wissen, ob man aus anderen Medien einfach abschreiben dürfe. Bei Nennung der Quelle geht das, erklärt Schwarz, rät aber davon ab. Denn Informationen seien Vertrauenssache. Und sollten immer selbst überprüft worden sein, gibt der Journalist den Jugendlichen zu bedenken. Foto: Deul

Altenpfleger oder Pilot, Polizist oder Steuerfachgehilfin, Bestatter, Banker oder Journalist? Was die Schüler in diesen und zwölf weiteren Berufen erwartet, verrieten ihnen Praktiker beim Rotary-Berufsinfotag.

Bad Vilbel. Jürgen Werner, der Leiter des Bad Vilbeler Polizeireviers, ist von Jugendlichen umringt, darunter vielen Mädchen. Für den Polizistenberuf führt er auch familiäre Argumente an. Einer seiner Söhne sei Handwerker, der andere Ordnungshüter und der „verdient mehr bei weniger Leistung“. Die Mädchen werden bei dem Stichwort „Reiterstaffel“ aufmerksam. „Dafür brauchen Sie keine zusätzliche Ausbildung“, so Werner.

Kurz nach 19 Uhr füllt sich die Eingangshalle des Berufsförderungswerks, wo auf Einladung des Rotary-Clubs Bad Vilbel-Wasserburg 18 Praktiker ihre Berufe vorstellen. Gekommen sind etwa 150 bis 175 Schüler, berichtet Rechtsanwalt Sebastian Gronstedt, der die Veranstaltung koordiniert. Die Resonanz sei „sehr positiv“. Allerdings verteilt sich die Gunst der jungen Besucher ungleichmäßig.

Die Stände einer Autowerkstatt, eines Hotels und der Bestatterin bleiben verwaist, während, wie schon in den Vorjahren, der Flugkapitän Jörg Cebulla ständig von neugierigen Schülern umlagert wird. Man könne hydraulisch oder elektronisch fliegen, „vieles aber findet im Kopf statt“, betont er.

Von Erfahrung lernen

Doch diese Fragen sollen eigentlich die Schüler stellen, sich nicht mit theoretischen Infoblättern begnügen, sondern Erfahrungen abfragen – so die Idee des Berufstags. Das klappt sehr gut, findet Patrick Küster. Er ist selbst noch Auszubildender bei der Frankfurter Volksbank und findet, die Jugendlichen stellten „sinnvolle Fragen – nicht nur nach dem Gehalt“. Vielen gehe es um die Zukunftsperspektiven, was mit Studium oder Weiterbildung möglich sei. Die Volksbank hat 45 Azubis bei 1300 Mitarbeitern.

Auch das Frankfurter Katharinenkrankenhaus hat einen Stand. Doch nicht der Altenpfleger, sondern das Medizinstudium werde am meisten nachgefragt, berichtet Mechthild Weil. Dabei seien auch sehr spezielle Fragen, etwa nach der Rechtsmedizin, die sie gar nicht beantworten könne. Weil hat schon eine Verbesserung vorgemerkt: mehr Info-Material. Vor ihr liegen nur noch saure Drops. Neben ihr steht Mara Dimitriuo. Die Medizinstudentin gibt ehrliche Antworten. Eine Schülerin fragt sie, ob es im Medizinstudium viel zu lernen gebe. „Ja!“ Ob es noch ein Leben neben dem Lernen gebe. Ihr bliebe noch Zeit für Sport, sagt Dimitriuo – aber Clubzeiten mit langem Nachtleben seien für sie vorbei. Doch solche intensiven Gespräche sind an diesem Abend nicht die Regel. Meist sind es die Mädchen, die sich darin vertiefen, während die Jungs schon bald wieder in ihren Freundesgruppen zusammenstehen.

Eine Dreiviertelstunde später lichtet sich die Menge deutlich. Manfred Ochs, als Konrektor auch für die Berufsvorbereitung an der John-F.-Kennedy-Schule zuständig, kann die Beobachtung bestätigen. Mädchen seien in ihrer Entwicklung den Jungs voraus, hätten auch bessere Noten.

Lara, eine Elftklässlerin vom Georg-Büchner-Gymnasium, war am Stand des Architekten Bernd Köllmer, aber viel Neues habe sie nicht erfahren: „Meine Cousine ist Architektin.“ „Ganz interessant“ findet Mitschülerin Mareike das Angebot, aber sie habe keine Fragen gestellt, räumt sie ein. Julia findet die Auswahl begrenzt, ihre fehle „etwas Ausgefallenes“. Dann sagt sie, dass sie sich in Richtung Industriekauffrau orientieren wolle, was an diesem Abend nicht dabei ist.

Manche bleiben ratlos

Es gibt aber auch Schüler wie Darko, der die neunte Klasse der Kennedy-Schule besucht. Er sei um alle Info-Stände herumgegangen, habe aber nichts für sich entdeckt. Sein ratloses Fazit: „Es gibt sehr viele Berufe“. Um diese Unsicherheit zu überwinden, nehmen sich die Praktiker viel Zeit, werben auch für neue Modelle. Eine angehende Steuerfachangestellte könne drei Tage die Fach-Uni besuchen und die restlichen Tage im Büro arbeiten, wirbt die Mitarbeiterin einer Kanzlei. Und sie klärt Missverständnisse: „Wirtschaftsprüfer ist kein Ausbildungsberuf“.

Auch am Stand von FNP-Redaktionsleiter Thomas Schwarz ist viel los. Er erläutert, Informationsbeschaffung sei Vertrauenssache und das gedruckte Blatt „zumindest in den nächsten zehn Jahren“ vor der elektronischen Konkurrenz sicher.