. Jetzt sind die Vilbeler gefragt: Für vorige Woche hatten die Stadt und das Planungsbüro Firu zu einem Rundgang durch die Kernstadt mit anschließender Diskussionsrunde in der Stadtbibliothek eingeladen. Sie wollten von den mehr als 100 Besuchern wissen: Wie soll die Innenstadt der Zukunft aussehen? Es war der Auftakt zu einem auf Jahre angelegten Planspiel. Dabei fest im Blick: Die Fördertöpfe des Landes.
Der erste Bürgerdialog ist geschafft, jetzt kann die Analyse beginnen: Sechs Info-Tafeln, auf denen die Bad Vilbeler Wünsche und Kritikpunkte zur Innenstadt notiert haben, konnte das Team um Ingenieurin Sabine Herz zur Auswertung mitnehmen. Herz gehört zum Büro Firu aus Kaiserslautern, das mit der Planung eines integrierten Stadtentwicklungskonzeptes, kurz ISEK, beauftragt wurde.
Das ISEK ist Voraussetzung, damit in Zukunft Gelder aus dem Förderprogramm »Aktive Kernbereiche« in die Festspielstadt fließen. Im Herbst war die Stadt ins Programm aufgenommen worden, vor allem auch, weil 2020 der Hessentag nach Bad Vilbel kommt. Ziel des Förderprogramms ist es, Innenstädte und Ortszentren zu beleben. In der Quellenstadt betrifft dies grob das Gebiet vom Südbahnhof über den Kurpark und die Frankfurter Straße Richtung Norden, mit Nidda-Platz und dem Alten Rathaus.
Das PlanungsbüroFiru soll jetzt eine sogenannte Bestandsanalyse erstellen, also feststellen, wo in diesem Bereich Verbesserungsbedarf besteht. Dafür waren und sind explizit auch alle Bürger gefragt: Sie sollen mitbestimmen, was in ihrer Innenstadt erneuert wird.
DRITTELFINANZIERUNG
Beim ersten Bürgerdialog mit Rundgang durch das Fördergebiet konnten sie sich nun erstmals einbringen. Und das Angebot wurde gut angenommen, mehr als 100 Menschen folgten dem Ersten Stadtrat Sebastian Wysocki (CDU) auf seiner Erklär-Tour entlang der Gebietsgrenzen. Viel berichten konnte der Planungsdezernent aber noch nicht, denn: Was genau erneuert oder gebaut wird, steht größtenteils noch gar nicht fest.
Nur von zwei Maßnahmen konnte Wysocki mit Sicherheit sagen, dass sie vom »Aktive-Kernbereiche«-Fördergeld profitieren. Zum einen wäre da die millionenschwere Veränderungen der Frankfurter Straße, zum anderen die Verschönerung des Marktplatzbereiches. Für sie wird es dank ISEK eine Drittelfinanzierung geben: Einen Anteil zahlt die Stadt, die beiden anderen das Land Hessen und der Bund.
Nach dieser Drittelfinanzierung funktioniert das gesamte Förderprogramm. Welche weiteren Sanierungsmaßnahmen und Bauprojekte es geben wird, soll nun mithilfe aller Bad Vilbeler erarbeitet werden.
Völlig ergebnisoffen sei dieser Prozess jedoch nicht, wie sowohl Wysocki als auch Herz betonen. Schließlich lasse sich das ISEK nicht von der sonstigen Entwicklung der Kernstadt abgrenzen. Dass die Deutsche Bahn beispielsweise ihre Strecke aus- und dabei den Südbahnhof teils umbaut, müsse genauso in die Planung einfließen, wie Projekte, die bereits festgezurrt wurden, noch bevor Bad Vilbel in das Förderprogramm aufgenommen wurde (siehe Box). Insgesamt ist das Programm auf acht bis zehn Jahre ausgelegt, soll also weit über den Fixpunkt Hessentag hinaus wirken. »Vorbereitende Maßnahmen für den Hessentag haben aber schon Priorität«, sagte Herz.
ABSTIMMUNG IM HERBST
Möglichst bis September sollen die Stadtverordneten über ISEK abstimmen. Bis dahin sollen die Maßnahmen samt Kostenaufstellung feststehen. Bis es so weit ist, können sich die Bad Vilbeler mit ihren Ideen einbringen. Der nächste Bürgerdialog mit Workshops zu Themen wie Grünflächen oder Wohnen ist für April angedacht.
Das Mitspracherecht soll aber nicht bei der Planung enden: Perspektivisch wird es eine sogenannte lokale Freundschaft geben, eine Art Rat, der sich aus Anwohnern, Gewerbetreibenden und Institutionen zusammensetzt. Dieser hätte beispielsweise die Kontrolle über einen »Verfügungsfonds«, in dem Gelder für kleinere Investitionen, wie etwa ein Stadtteilfest, gesammelt wird. Beim Bürgerdialog bewarben sich bereits erste Interessenten. Außerdem wird die Stadt einen City-Manager für den Förderbereich installieren. Einen fest angestellten »Kümmerer«, wie Herz sagt, der Ansprechpartner für alle Anliegen zur Innenstadt sein soll.
In einem ersten Schritt geht es für Herz und ihr Team aber nun darum, die Impulse des Bürgerdialogs zu verarbeiten. »Der Zuspruch war gut, die Beteiligung rege«, sagte Herz, die Stadtentwicklungskonzepte bereits in Ludwigshafen oder Bad Kreuznach umgesetzte. Die Anmerkungen auf den Info-Tafeln will sie nun auswerten, ein Schlagwort hat sie aber schon notiert: Aufenthaltsqualität.
Von Alexander Gottschalk