Zu der Berichterstattung und dem Kommentar zur „Neue Mitte“:
Mut, ein kurzes aber nicht unproblematisches Wort. Der eigene Mut wird dabei gerne zu hoch bewertet, der der anderen analog dazu meist zu gering. Aber welcher ist hier gemeint? Mut der Verzweiflung, weil man gegen die vorgefasste Ansicht nichts ausrichten kann; der zur Lücke, weil viel zu viele Pferdefüße noch gar nicht angesprochen sind; der Mut der Anderen, den man selber nicht aufbringen muss; der zu scheitern, weil das Projekt eher genau dazu neigt; Mut zum Widerwort, obwohl dies hier überhaupt nicht gerne gesehen wird? Mir scheint, es geht eher um die Mutlosigkeit, verborgen hinter einer vorgeblich mutigen Entscheidung. Mut, also eigenen, den brachten die Astronauten auf, die vor nunmehr vierzig Jahren zum Mond flogen. Und man bringt gewiss auch ein kleines Stückchen Mut auf, sich in Bad Vilbel politisch zu engagieren, zumindest wenn man einer bestimmten Partei nicht angehört. Davon habe ich nicht genug, sonst würde ich mich sicher viel deutlicher positionieren. Keinen Mut erfordert es hingegen, Kritiker mit bösen Worten zu überschütten, ob nun als „Libellenzüchter“ oder „graue Verhinderer“, harmlos für Vilbeler Verhältnisse. Was davon bin nun ich? Wohl ein „Grauer“. Und ich ergreife feige das Wort gegen die Bebauung, nicht weil ich gegen Veränderung bin, sondern weil es die schlechteste aller möglichen Varianten der Veränderung darstellt. Was nicht nur für die eventuelle Brückenbebauung gilt, wenn sie denn überhaupt realisiert wird und nicht nur reine „Vorratsplanung“ bleibt, Platzhalter für eine wesentlich schlichtere Gastronomie auf der Brücke, ohne Mediathek. Dann allerdings wäre auf Seiten der Mutigen nur mehr eine Art Mut-Substitut übrig. Und so bekenne ich mich nun also mutig zu meiner Feigheit; natürlich in der stillen Hoffnung, nicht der einzige „graue“ Feigling zu sein.
Stefan Grabert, Bad Vilbel