Bad Vilbel. Unter Umsatzeinbußen leiden Geschäftsleute im vollgesperrten Abschnitt der Friedberger Straße zwischen Niddabrücke und Homburger Straße. Sie beklagen mangelnde Kooperation der Stadt im Vorfeld der Bauarbeiten.
Langsam geht es voran in der voll gesperrten Friedberger Straße. Die Gas- und Wasserleitungen, sowie die Hauptanschlüsse seien zwischen Parkstraße und Schulstraße verlegt, sagt Stefan Bruns, der stellvertretende technische Leiter der Stadtwerke. Parallel dazu sei auch der Kanal saniert worden. Diese Leitungen seien zum Teil über 40 Jahre alt und „total marode“ gewesen. Bruns geht davon aus, dass bis Ende Oktober die restliche Trasse bis zum Kreisel an der Homburger Straße fertig gestellt ist.
Derzeit werden im Auftrag der Stadt Schmutz- und Regenwasserleitungen verlegt, danach kommen die Hausanschlüsse dran, erläutert der zuständige Polier, der nicht namentlich genannt werden möchte. Über die Schulstraße bestehe für die nächsten vier bis fünf Wochen eine Zufahrt zum Baustellenbereich. Zugleich habe die Firma Moll mit der Verlegung von Bordsteinen begonnen. Seine Mitarbeiter seien bis zu 15 Stunden am Tag im Einsatz, bis nachts um 22 Uhr, erläutert der Polier. Die Bauarbeiten lägen im Zeitplan, doch habe es Verzögerungen gegeben, weil man auf unbekannte alte Leitungen gestoßen sei, die erst neu verlegt werden mussten.
Er habe Glück, sein Geschäft sei während der Bauarbeiten zugänglich geblieben, berichtet Klaus Hein von Autoteile Hein. Weil es Stammkunden seien, die gezielt kämen, sei der Umsatz nur im einstelligen Bereich zurückgegangen. Die Kunden parkten in Nebenstraßen und kämen zu Fuß. Um sie zum Laden zu lotsen, hat er insgesamt 15 Schilder aufgestellt.
Ganz andere Erfahrungen macht der Inhaber der Änderungsschneiderei Kakur: „Im Moment ist richtig tote Hose“, klagt er. Manchmal kämen am ganzen Nachmittag nur zwei Kunden. Seine Stammkunden seien oft ältere Leute mit Rollator, denen der Weg durch die Baustelle zu beschwerlich sei. Wegen der Umleitungen dauere eine Fahrt in die Stadt zudem statt fünf Minuten eine halbe Stunde. „Wie kann man die Hauptstraße für sieben Monate zur Baustelle machen?“, schüttelt er den Kopf.
Erika Fuhr, Wirtin der Gaststätte „Zur Lilie“, hat derzeit eine Absperrung direkt vor der Eingangstür stehen. Zwei Wochen lang sei die Zufahrt zum Hof komplett gesperrt gewesen. Seit 32 Jahren sei sie schon Wirtin, „aber so etwas habe ich noch nicht erlebt.“ Über 50 Prozent Umsatzrückgang habe sie seit Mai zu verkraften, an manchen Tagen bis zu 90 Prozent. Gäste, die früher vor den Burgfestspielen zum Essen kamen, blieben jetzt weg. Und dann sei da noch der Staub: „Es gibt kein Glas im Regal, das ich nicht nachspülen müsste.“
Der China-Imbiss Lôc Phát hat wegen der Baustelle samstags einen Ruhetag eingelegt. Nur geringe Verluste verzeichnet Peter Ennulat vom Computershop „Hard & Soft“. Er hofft, dass die Friedberger Straße von der Parkstraße her tatsächlich ab 18. August wieder befahrbar ist. Ennulat kritisiert die mangelhafte Vorabinformation der Stadt. „Knall auf Fall“ sei das Projekt angekündigt worden. Wenig hilfreich seien auch Schilder mit pauschalen Hinweisen wie „Alle Geschäfte sind geöffnet“, ohne weitere Hinweise auf die Zufahrt – „und auch noch um Mitternacht?“, fragt sich der Computerspezialist. Zu Baubeginn sei zudem ein älterer Mann gestürzt und auf eine Baggerschaufel gefallen, weil Absperrungen gefehlt haben, so Ennulat.
Nach derzeitigem Stand sei mit einer Fertigstellung des Abschnittes von der Quellenstraße bis zur Homburger Straße bis zum 21. August zu rechnen, teilt Bürgermeister Thomas Stöhr (CDU) auf Anfrage mit. Geplant ist, bis dahin auch den Abschnitt zwischen Parkstraße und Schulstraße fertig zu stellen. Der Brunnenplatz an der Parkstraße und der Nidda-Uferweg werden nach dem 24. August wieder hergestellt. Bis zur Homburger Straße sollen die Bauarbeiten Ende November beendet sein. Stöhr lobte die gute und enge Zusammenarbeit mit den Anwohnern. An der Baustelle werde zur Beschleunigung weiterhin aufeinander zu, das heißt an zwei Abschnitten gleichzeitig gearbeitet, erläutert Stöhr.