Karben. Der Bauwagen, oder besser die für Kinderbetreuung extra angefertigte Unterkunft, steht bezugsbereit auf dem Gelände des Bauernhofs Mager direkt vor den Toren Klein-Karbens und wartet auf die ersten Kinder.
Fertig eingerichtet und blitzblank sauber gemacht steht der neue Kita-Wagen auf dem ebenfalls schon fix und fertig für die Bauernhof-Kita hergerichteten Außengelände des Magerhofs. Noch hat die neue Kita, es ist die elfte Kinderbetreuungseinrichtung der Stadt Karben, keinen Namen. »Doch uns liegen bereits eine Reihe von Vorschlägen aus den Reihen der Betreuern und Eltern vor. Vielleicht rufen wir auch die Bürger noch einmal für weitere Vorschläge auf unserer Homepage auf. Die endgültige Entscheidung über die Namensgebung trifft dann aber der Magistrat«, verrät Bürgermeister Guido Rahn (CDU) den weiteren Ablauf.
Betreuung zwischen Huhn und Hahn
Anfang der Woche hat er sich mit der Familie Mager auf dem Gelände getroffen und zusammen den neuen Wagen besichtigt. Ria und Sebastian Mager, selbst Eltern, mussten nicht lange überlegen, als die Stadt an sie herangetreten ist und ihnen ihre Pläne für eine Bauernhof-Kita unterbreitet hat. »Zu uns kommen immer wieder Kindergruppen, um Tiere zu sehen oder bei der Ernte zuzuschauen«, sagt Sebastian Mager. Und da wir selber Kinder haben, kennen wir natürlich auch deren Neugierde und deren Vorliebe für Tiere«, ergänzt Ria Mager. Sie haben der Stadt nicht nur das Gelände für den speziellen Kita-»Bauwagen« zur Verfügung gestellt, sondern auch ein Dutzend Hühner samt Hahn und einen eigenen fahrbaren und bei beginnender Dunkelheit automatisch schließenden Hühnerstall gegen vermeintliche Fressfeinde angeschafft. Darüber freut sich vor allem Christa Puchert, sie ist auch Leiterin der Waldkita »Matsche Pampe«, mit der vor 23 Jahren das Experiment Waldkita in Karben begann. »Elf Kinder sind bereits für die neue Bauernhof-Kita fest angemeldet. Und starten werden wir am 3. April erst einmal mit drei oder vier Kindern«, sagt Puchert. Für sie gibt es dann auch gleich eine große Überraschung. »Denn wir werden dann gleich zu den Hühnern gehen, Eier einsammeln und die dann für Ostern bemalen«, verrät sie ihre erste Aktion mit den Kindern. Schließlich müsse man die Nähe zu dem Bauernhof sinnvoll nutzen und dann bringt sie lachend doch noch einen weiteren Namensvorschlag ins Gespräch: »Was halten sie denn von ›Hofhüpfer‹?«, wendet sie sich an den Bürgermeister Rahn. Doch der lässt sich nicht von diesem Vorschlag beirren: »Mit dem Namen haben wir es nicht eilig. Hauptsache die Kita wird jetzt schnell eröffnet.«
Bis zu 20 Kinder im Alter von drei bis sechs Jahren wird die Gruppe aufnehmen können. Drei Betreuerinnen werden sich von 8 bis 14 Uhr um die Kinder kümmern. Das Personal zu finden, sei gar nicht schwer gewesen, wie die Fachbereichsleiterin Heike Herrmann zu berichten weiß. Es habe sogar zehn Bewerbungen für die neuen Stellen gegeben. Drei wurden ausgewählt. Alle drei Arbeitsverträge seien unterschrieben und eine Betreuerin habe ihre Stelle bereits angetreten. Offensichtlich seien diese Arbeitsplätze in Natur-Kitas unter den Betreuern derzeit stark nachgefragt, vermutet Herrmann.
Natur-Kitas sind
kein neues Konzept
Die Idee mit den Natur-Kitas stammt aus Dänemark. Dort seien bereits vor mehr als 30 Jahren derartige Einrichtungen gegründet worden. Auch in Deutschland habe das Konzept schnell Freunde gefunden. Mittlerweile gibt es mehr als 700 bundesweit. Außer dass die Kinder sich hauptsächlich an der frischen Luft aufhalten und den Wagen nur bei schlechtem Wetter als Rückzugsort nutzen, hat der Kita-»Bauwagen« noch einen vor allem für die städtischen Finanzen deutlich messbaren Vorteil: Er ist mit rund 150 000 bis 180 000 Euro je nach Außenanlage und Infrastrukturmaßnahmen wie Wasser und Strom deutlich billiger als ein normales Kita-Gebäude. Von Jürgen W. Niehoff