Bad Vilbel. Für die Fahrgäste aus der Wetterau waren die vergangenen zwölf Wochen im ÖPNV eine wahre Geduldsprobe. Denn die S6 verkehrte zunächst im ausgedünnten Takt, dann acht Wochen gar nicht mehr. Bus fahren war angesagt. Während dieser Zeit hat der Ausbau der Main-Weser-Bahn mächtig Fahrt aufgenommen. Ab Montag wird die S6 wieder normal fahren – und das auf den neuen Gleisen.
Wer derzeit vom Freibad oder vom Niddasportfeld in Richtung Innenstadt blickt, kann es nicht übersehen. Das neue Brückenbauwerk der Main-Weser-Bahn spannt sich über die Nidda, das alte ist abgerissen worden. Obendrauf liegen zwei neue Gleise. Das alles ist während der vergangenen Wochen gebaut worden.
Dafür mussten die Zugfahrten allerdings eingestellt werden. Die S6 fuhr lediglich zwischen Friedberg und Bad Vilbel, an den Wochenenden und spätabends viele Züge auch nur bis Groß-Karben. Stattdessen mussten die Fahrgäste in Busse umsteigen. Besonders komfortabel war das vor allem im Berufsverkehr nicht, schließlich hatten die Busse nicht annähernd die Kapazitäten wie drei S-Bahn-Waggons.
Neue Brücke
hydraulisch geschoben
Von den Brückenbauarbeiten und den anderen Arbeiten an der Bahnstrecke bekamen die Passagiere wenig mit. Aber passiert ist dennoch eine Menge. Eine Bahnsprecherin beschreibt, was im Juli und August alles gemacht worden ist: »Abriss der alten Niddabrücke. Parallel wurde ein neues Brückenteil für die zukünftigen Fernbahngleise bereits seitlich vorgebaut und am 11. August auf Verschubbahnen hydraulisch eingeschoben. Die neuen Fernbahngleise wurden anschließend auf das neue Brückenteil verlegt. Das neue Teil geht am 5. September in Betrieb und ist für den Bahnverkehr nutzbar. Bis Ende 2023 nutzt jeglicher Verkehr auf der Strecke dieses Brückenteil.«
Neue Bahnsteige
Auch die S6 rollt also seit Montag über die neuen Gleise. Das bedeutet auch: Die Bahnen können nicht an den alten Bahnsteigen in Bad Vilbel Süd halten, sondern dafür ist ein neuer, provisorischer Bahnsteig errichtet worden. Diese Behelfsbahnsteige sind über den provisorischen Fuß- und Radfahrersteg erreichbar. Nahe des Südbahnhofs sind nach Angaben der Sprecherin für die S-Bahn Rhein-Main auch die Schallschutzwände fertiggestellt worden. Der alte Bahnsteig auf der Stadtseite ist bereits abgerissen worden.
An dem anderen betroffenen Bahnhof in Bad Vilbel ist gleichfalls kräftig gearbeitet worden. Hier sind die neuen Gleise verlegt worden; vorerst werden an diesem Bahnhof noch die alten Bahnsteige genutzt: Bis zum kommenden Jahr soll ein neuer Bahnsteig gebaut werden. Bis dahin nutzen die Fahrgäste noch die bestehenden Gleise 5 und 6. Außerdem sind am Nordbahnhof noch die alten Weichen, auch die für die Niddertalbahn, zurückgebaut und durch neue ersetzt worden.
Zwei neue Gleise
Insgesamt sind links und rechts der bestehenden alten Gleise zwei neue Gleise zwischen Bad Vilbel und Frankfurter Berg verlegt worden. Zudem sind sowohl die Leit- und Sicherungstechnik als auch die Oberleitungen in dem neun Kilometer langen Abschnitt erneuert worden.
Wer mit dem Auto in Höhe des Vilbeler Heilsbergs auf der B3-Brücke unterwegs ist, kann eine weitere Neuerung sehen: Eine lange und hohe Stützmauer wurde errichtet, die dann verfüllt wurde. Darauf wurde eines der Fernbahngleise verlegt und die Signaltechnik angebracht.
Die Sperrpause des Bahnverkehrs zwischen Bad Vilbel und Frankfurt wurde am Sonntag pünktlich beendet. Die erste S-Bahn, die über die neuen Gleise rollte, fuhr laut Bahnsprecherin am Montag um 4.35 Uhr in Bad Vilbel ab. Danach rollen die Bahnen zwischen Friedberg und Frankfurt-Süd wieder im normalen Takt.
Neue Sperrpausen sind bereits angekündigt. Denn es müssen weitere Gleise verlegt werden, beispielsweise zwischen Frankfurter Berg und Frankfurt-West, und diese dann auch mit den alten Gleisen verbunden werden. Von Holger Pegelow