Es ist jedes Jahr aufs Neue ein beeindruckendes Bild: Wälder in allen Herbstfarben, bei Sonnenschein leuchtend schön, Ausdruck einer sich verändernden Schöpfung. Ich finde es einfach schön, dies so zu beobachten und mich daran zu freuen! Manchmal kommt mir ein spontanes Lied oder Gebet in den Sinn: Danke, für diese zauberhafte Natur, in der ich leben darf! Manchmal tut es gut, ganz einfach einfach zu sein.
Dabei weiß ich natürlich, was für ein komplexes System hinter all dem steht: Jahreszeiten, angepasste Lebensformen, Werden und Vergehen, biologische, chemische und physikalische Vorgänge – Vieles davon verstehe ich nicht. Zum Staunen muss ich das auch nicht. Aber es ist gut, wenn andere es verstehen und vielleicht ihre Lehren aus dem Verstehen ziehen.
Denn unsere Natur ist bedroht – vom Menschen bedroht. Das alles, das wir erleben und worüber wir uns freuen ist ein sensibles Gebilde und nicht einfach so selbstverständlich für alle Zeit. Die gefährdete Schöpfung – das ist ein Gedanke, der die Freude und das Staunen begleitet. Ein anderer geht zum Woher und Wohin all dessen: Ist ein Gott Urheber dieser wundervollen Ordnung oder ist es nur der Zufall, der Lückenbüßer der Naturwissenschaft? Mit meinen begrenzten menschlichen Möglichkeiten kann ich es nicht sicher und endgültig entscheiden. Ganz sicher aber weiß ich, dass all das mehr ist als nur nüchterne Biologie.
Gleich ob mit oder ohne Gottglauben: Lasst uns das Staunen und die Freude nicht verlernen! Lasst uns die Emotionen und Gefühle nicht außen vor lassen, wenn wir durch die herbstlichen Felder laufen oder entlang der Nidda! Lasst uns nicht vergessen, dass wir selbst nur ein kleiner Teil dieser im wahrsten Sinne des Wortes – trotz allen Verstehens! – wundervollen Natur sind!
Nur mit Freude und Staunen können wir die Kraft gewinnen, all das zu lieben, was uns im Wandel der Jahreszeiten begegnet. Der naturwissenschaftliche Verstand ist zur nüchternen Analyse in der Lage – und das ist unverzichtbar! Herz und Seele aber können staunen und jubeln, sich freuen und lieben. Und wenn wir wirklich unseren Teil beitragen wollen zur Bewahrung dieser unvergleichlichen Schöpfung, dann brauchen wir genau dies: Die Freude, die Liebe, den Jubel und das Staunen.
Und für mich ist es keine Frage: „Ich singe DIR mit Herz und Mund“, denn „Ach, Herr, mein Gott, das kommt von dir“. Es ist gut, wenn ich für Dank und Freude ein Gegenüber haben darf.
Mit diesen herbstlichen Grüßen bin ich
Ihr Pfarrer Klaus Neumeier,
Ev. Christuskirchengemeinde Bad Vilbel