Die ungleiche Förderung der Festspiele Bad Vilbel und Bad Hersfeld beschäftigt die Landespolitik. Bei seiner Regierungserklärung erntet Kulturminister Boris Rhein (CDU) Widerspruch von Jörg-Uwe Hahn (FDP) und von Oppositionschef Thorsten Schäfer-Gümbel (SPD).
Bad Vilbel / Wiesbaden. Als „hervorragendes Beispiel deutscher Festspielkultur“, das sich mit den international bekannten Bayreuther Richard-Wagner-Festspielen messen könne, bezeichnete Kulturstaatsminister Boris Rhein (CDU) die Festspiele Bad Hersfeld in seiner Regierungserklärung unter dem Motto „70 Jahre Hessen – Kultur stiftet Identität“.
Er merkte an, ohne Landesmittel „hätten die Bad Hersfelder Festspiele möglicherweise vor dem Aus gestanden“. Deshalb wolle er „die Marke der Landesfestspiele weiter pflegen“. Doch Rhein beließ es nicht beim Lob, sondern machte im Landtag Anspielungen auf die Burgfestspiele und griff den Bad Vilbeler FDP-Landespolitiker Jörg-Uwe Hahn an. „Da wird von Ungerechtigkeiten gesprochen oder davon, man müsse nur einen großen Namen haben, um gefördert zu werden.“ Das sei alles Unsinn, so Rhein, „getroffene Hunde bellen“.
„Leider hat der im benachbarten Nieder-Erlenbach wohnende hessische Minister für Wissenschaft und Kunst, Boris Rhein, einmal mehr eine Chance vertan, sich erfolgreich für die Burgfestspiele in Bad Vilbel einzusetzen“, entgegnet Hahn auf Anfrage der Frankfurter Neuen Presse: „Man kann die Besonderheiten der Hersfelder Festspiele vortragen, ohne dass man sich lächerlich macht über Abgeordneten-Kollegen, die sich für eine einigermaßen ähnliche Landesunterstützung für die jedenfalls bei Besuchern erfolgreicheren Burgfestspiele in Bad Vilbel einsetzen.
Nicht nur Leuchttürme
Kritik an der Ungleichbehandlung kam auch vom SPD-Fraktionsvorsitzenden Thorsten Schäfer-Gümbel: „Die Bad Hersfelder Festspiele wurden im Jahr 2015 mit 577 000 Euro bei 78 000 Zuschauern durch das Land unterstützt. Die Burgfestspiele Bad Vilbel im selben Jahr dagegen nur mit 10 000 Euro und bei einer Besucherzahl von 109 000 Menschen“, so der SPD-Politiker. Es sei notwendig, dass man über den Zuschuss für die Burgfestspiele Bad Vilbel reden muss.“
Schäfer-Gümbel betont: „Kultur ist für die hessische Sozialdemokratie mehr als die Förderung von Staatstheatern und öffentlichen Museen.“ Rhein verstehe unter Landes-Kulturpolitik, „sich einzelne Leuchttürme herauszugreifen, anstatt das Kulturangebot in der Breite des Landes in den Blick zu nehmen. Wir müssen auch die vielen privaten Kulturschaffenden und Kleinkunstbühnen im Blick haben, um das reelle kulturelle Leben in der Fläche zu sichern.“
Gelassen bleibt Bürgermeister Thomas Stöhr (CDU): „Staatsminister Rhein, der nach meiner privaten Kenntnis mit seiner Familie die Burgfestspiele besucht und schätzt“, habe eine weitere Aufstockung der Mittel für Hessische Festspielorte angekündigt. Auch Ministerpräsident Volker Bouffier habe die Burgfestspiele sehr gelobt und weitere Unterstützung zugesagt. (dd)