Warum Ernas nadelnder Weihnachtsbaum ein „Naturschauspiel“ von kulturhistorischer Bedeutung ist, das wusste Pit Knorr, Veteran der Satire-Magazine Pardon und Titanic, auch in diesem Jahr wieder in trefflicher Manier zum großem Vergnügen des Publikums im vollbesetzten Kulturzentrum Alte Mühle zu berichten.
Bad Vilbel. Neben dem Kult-Sketch „Erna der Baum nadelt“ waren es noch weitere ebenso „wahre“ wie erbauliche Geschichten aus dem Fundus des Autorentrios Robert Gernhardt, Bernd Eilert, Pit Knorr, die verkündet wurden. Und sie dürften vielen Besuchern bereits bekannt gewesen sein, wie die oft schon vor den eigentlichen Pointen einsetzenden Lacher vermuten lassen.
Unterstützt wurde Pit Knorr in „der guten alten Besetzung“ der „Eiligen Drei Könige“ – als da sind Ali „Balthasar“ Neander an der Gitarre, Frank „Melchior“ Wolff am Cello und Markus „Kaspar“ Neumeyer am Klavier. Die hatten zwar weder Myrrhe noch Weihrauch und Gold zu verschenken, dafür aber hinreißend vorgetragene Kompositionen von Bach, den Stones, Nirwana und anderen älteren wie modernen Klassikern. Das Ganz in eigenwilligen Interpretationen, die stilmäßig als „Kammermusik-Heavymetal“ firmieren.
Mit einem kurzen Halleluja fing es an. Dann erklärte Pit Knorr den sogenannten Seltengängern – also diejenigen, die lediglich zu Weihnachten eine Kirche aufsuchen – warum es dort weder Platzanweiser noch Popcorn oder andere Süßigkeiten gibt. Und dass man des Pfarrers „Appelle an das allgemeine menschliche Wohlverhalten“ nicht mit spontanen Rufen wie „Give it to me“ kommentieren sollte.
Ob Knorr als besoffener Wirt einen armen Kaffeetrinker vor dem Alkoholismus warnt, als Inselpfarrer aus dem Beate Usedom predigt, als irrer Ritter auf der Suche nach feuerspeienden Prinzessinnen und jungfräulichen Drachen ist oder von den „Brüdern vom schmerzenden Kreuz“ berichtet, er trifft immer mit trockenem Humor den Punkt und dass einige vor der eigentlichen Auflösung der Geschichte lachen, tut dem Vergnügen keinen Abbruch. Schließlich klärt er als Experte Philemon Schöpfli in bestem Schwizerdütsch auf wie es zur Heiligen Dreifaltigkeit kam: Ursprünglich waren es nämlich „zehn kleine Faltigkeiten“, die immer weniger wurden und als der viertletzte vom Hochalter fiel, „da waren die andern heilig“.
Mit „Don’t worry be happy“, gesungen von Ali Neander, sowie ihrem weiteren Repertoire beruhigten die „eiligen drei Könige“ das Publikum und lenkten vor allzu langem Nachdenken über Knorrs Texte ab. Was allerdings ebenfalls so einige Hörgewohnheiten auf den Kopf stellte. Zum Beispiel wenn sie ein im rasendem Galopp vorgebrachtes Potpourri so gut wie aller bekannten Weihnachtslieder zum Besten gaben. Unvergesslich auch wenn Frank Wolff den großen Satchmo imitierend im Dialog mit Markus Neumeyer „What a Wonderful World“ sang.
Als das Quartett nach der letzten Zugabe die Bühne verließ, der Schlussapplaus abebbte und das Licht im Saal wieder anging, war damit für manchen der Besucher Weihnachten 2013 gelaufen: „Was brauche ich jetzt noch Weihnachtsmärkte und Bescherung“, meinte einer mit sehr zufriedenem fast schon seligen Gesichtsausdruck.