Die Sperrung der B3 in Karben wird nochmals verlängert – massiv! Bis Mitte November bleibt die Wetterauer Hauptverkehrsader Richtung Frankfurt dicht. Das ist mehr als doppelt so lang wie anfangs vorgesehen. Und die Verzögerung hat negative Folgen für die Eröffnung der Nordumgehung.
Karben. Ende September sollte die tägliche Pein für die Pendler ein Ende haben. Zwar vier Wochen später als anfangs geplant, aber immerhin zum Ende letzter Woche wäre die Sperrung der B 3 in Karben beendet worden.
Wer täglich durch die Baustelle fährt, der ahnt: Das wird nichts. Auf FNP-Nachfrage räumt auch die Landesstraßenbehörde „Hessen Mobil“ nun ein: „Die Arbeiten werden leider erst Mitte November 2016 beendet werden“, sagt Sprecherin Cornelia Höhl.
Das ist bereits die zweite erhebliche Verzögerung der Bauarbeiten. In Höhe von Berufsbildungswerk Südhessen und Rewe-Center sind Bauarbeiter seit Anfang Juni dabei, die Kreuzung zu erweitern und die B 3 von derzeit im Maximum drei auf bis zu sechs Fahrspuren auszubauen. Nötig ist das, weil dort die Nordumgehung an die Bundesstraße angeschlossen wird.
Archäologische Funde sowie Probleme beim Verlegen einer Gasleitung bremsten die Arbeiten aus. Ende August verkündete „Hessen Mobil“ deshalb zusammen mit der Bundesstraßenbaugesellschaft Deges, dass die Baustelle vier Wochen länger bestehen bleiben werde.
Firma im Rückstand
Zweifel daran aber sind für jeden, der die Arbeiten in den vergangenen Wochen verfolgt hat, schon seit geraumer Zeit gewachsen. Eine gefühlte Ewigkeit hatte es gedauert, die B 3-Fahrbahn zwischen der Kreuzung und dem Abzweig nach Petterweil zu verbreitern. Doch seit Monatsbeginn geht es auf der Kreuzung selbst und im B3-Abschnitt nach Kloppenheim scheinbar nur im Schneckentempo voran. Noch immer arbeiten die Fachleute dort am Unterbau der neuen Fahrbahn. Die bereits genannten Gründe seien auch für die neue Verzögerung verantwortlich, erklärt „Hessen Mobil“-Sprecherin Höhl: „Der zeitliche Rückstand konnte durch den Auftragnehmer bisher nicht aufgeholt werden.“ Dies liege „wohl an der aktuellen Voll-Auslastung der Baubetriebe in unserer Region“. Aus zehn Wochen Bauarbeiten werden wohl 23 Wochen, mehr als doppelt so viel.
Auch die Umleitung des B 3-Verkehrs über Petterweil bleibt bis Mitte November bestehen, sagt Cornelia Höhl. Der Petterweiler Ortsvorsteher Adolf Koch (SPD) quittiert das mit einem tiefen Seufzen: „Die ganzen Lkw, die da durchrauschen, das ist nicht gerade schön für die Anwohner.“
Da der Zustand der Fahrbahnen der Sauerbornstraße und der Alten Heerstraße sehr schlecht sei, seien die vielen Brummis nicht nur sehr laut, sondern erzeugten auch Vibrationen. Der Dauerdruck der tonnenschweren Fahrzeuge setze auch den Kanaldeckeln massiv zu, einige klapperten inzwischen stark, weiß der Ortsvorsteher.
Adolf Koch fordert deshalb, dass der Kreis und das Land nun reagieren müssten: Die aufgeschobenen Sanierungen beider Straßen müssten Kreis und Land endlich umsetzen. „Und zwar kurzfristig“, sagt Koch. Immerhin sei die Umleitungsstrecke für die Autofahrer selbst erträglich, räumt der Ortsvorsteher ein. „Das läuft flüssiger, als ich befürchtet hatte.“ Zwar rolle der Verkehr in der Hauptverkehrszeit manchmal etwas langsam. Doch wenn nur die Müllabfuhr unterwegs sei oder die Autobahn A5 einmal wieder zugestaut sei, gehe auch in Petterweil nichts mehr.
Kritik an Hessen Mobil
Auch im Karbener Rathaus stößt „Hessen Mobil“ auf kein Verständnis für die zweite Verzögerung: Das sei „ärgerlich“, sagt Bürgermeister Guido Rahn (CDU). Denn nicht nur aus Petterweil, sondern auch aus Okarben gebe es massive Beschwerden. Auch dort rollt B3-Verkehr durch die engen Ortsstraßen. „Die Leute sind richtig genervt.“
Für eine vierwöchige Verzögerung könne man durchaus Verständnis aufbringen, sagt Rahn. Dass die Bauarbeiten aber mehr als doppelt so lange dauern, „dafür genügen die bisherigen Begründungen nicht“. Auch kritisiert Guido Rahn direkt die Landesbehörde: „Die Informationspolitik von ,Hessen Mobil‘ ist nicht so gut.“ Bis Mittwoch ging man im Rathaus davon aus, die Baustelle werde „nur“ bis in den Oktober verlängert.
Rahn hat das große Ziel im Blick: Dass endlich die Nordumgehung eröffnet wird. So dürfte der Lärmschutzwall in Groß-Karben fertig werden. Auf einem Großteil der Strecke fehlen nur noch Leitplanken und Verkehrszeichen.
Die Verzögerung der B 3-Baustelle bewertet „Hessen Mobil“-Sprecherin Cornelia Höhl als unspektakulär: „Auswirkungen auf die geplante Inbetriebnahme der Umgehung in der 48. Kalenderwoche sind nicht zu erwarten.“ Ein Satz, in dem Sprengstoff steckt. Denn bisher war die Freigabe für die erste Novemberhälfte vorgesehen gewesen. Nun ist sie offenkundig verschoben auf Ende November oder Anfang Dezember. (den)