Karben. Die Konflikte sind programmiert. Lassen Hundebesitzer ihren Tieren ohne Leine beim Gassigehen durch die Natur freien Lauf, erzürnt das Naturschützer. Die Stadt appelliert und fordert Rücksichtnahme von den Tierhaltern in der Natur. Eine Anleinpflicht gibt es nicht, allerdings eine Empfehlung, und die Stadt hat einen Plan speziell für Hundehalter.
Für Naturfreunde ist ein Spaziergang rund um Karben derzeit ein Erlebnis. Es wird gebrütet, Elternpaare setzen ihre Jungen. Während der Brut- und Setzzeit vom 1. März bis 30. September in der Natur sollte das Anleinen für Hunde deshalb eine Selbstverständlichkeit sein. Das scheint nicht bei allen Hundehaltern angekommen zu sein.
STADT SETZT AUF VERNUNFT
Noch gibt es in Karben keine generelle Anleinpflicht für Hunde während der Zeit, in der Nachwuchs in der Natur heranwächst. Egal ob Rehkitz am Waldrand oder junge Vögel im Nest in der Wiese, wenn andere Tiere sich um ihre Jungen bemühen, dann gelten für Hund und Halter besondere Regeln. Die können von der Geltungsdauer recht verschieden ausfallen. So beschränken manche Kommunen diese Zeitspanne nur auf die Zeit zwischen 1. April und 15. Juli, andere hingegen lassen die Einschränkung bis in den Herbst dauern.
Karben spricht eine Empfehlung zum Anleinen von Hunden bis zum 30. September aus, wie die Sprecherin der Stadt, Theresa Hess, auf Nachfrage dieser Zeitung mitteilt. »Noch appellieren wir an die Vernunft der Hundebesitzer. Sollte das auf Dauer keinen Erfolg haben, sind wir gezwungen, eine solche Satzung zu erlassen und Verstöße zu ahnden. Damit die Hundebesitzer ihre Vierbeiner frei laufen lassen können, planen wir aber demnächst eine Hundefreilaufwiese auszuweisen.«
Schon seit Längerem fordern laut Hess Umweltverbände, Jagdpächter und Landwirte von der Stadt, eine dementsprechende Satzung zur Anleinpflicht von Hunden zu erlassen. Doch die Stadt setzt weiterhin auf die Vernunft und Einsichtsfähigkeit der Hundehalter. Mit einem Appell auf ihrer Homepage weist sie noch einmal ausdrücklich auf die Gefahren durch frei laufende Hunde hin.
»Überall auf den Feldern sind momentan die Lerchen zu hören. Sie sind nicht zu sehen, das ist die Gefahr. Wenn Hunde über die Felder laufen, stöbern sie unweigerlich die Nistplätze bodenbrütender Vögel auf, was zur Folge hat, dass die Vögel ihr Gelege verlassen«, weißt die Vorsitzende des Karbener Tierschutzvereins, Christine Gredel, auf mögliche Folgen hin.
Deshalb sollen Hundehalter darauf achten, dass ihre Hunde nicht mehr in den Uferböschungen der Nidda bis zum Wasser laufen, denn auch in diesem Bereich würden Enten, Kiebitze und andere Bodenbrüter gestört. »Es gibt genug Bereiche an der Nidda, an denen Hunde gefahrlos ins Wasser gehen können«, sagt Gredel.
In diesem Zusammenhang erinnert sie auch die Gartenbesitzer, daran, dass Hecken nun nicht mehr zurückgeschnitten werden dürfen, denn auch sie bieten heimischen Vögeln gute Nistmöglichkeiten. In diesem Fall schützt sogar eine bundesweite Verordnung die Vogelwelt. Und noch einen Wunsch äußert die Karbener Tierschutzvereins-Vorsitzende: »Trotz nahendem Frühling sollten die Gartenvögel weiter gefüttert werden«, da sie mit der Aufzucht ihrer Jungen genug zu tun hätten und in ihren beschränkten Lebensräumen immer weniger Futter finden.