Karben. Wer in Karben für einen Euro Bus und Bahn fahren will, sollte sich beeilen. Denn zum Jahresende läuft das Billig-Ticket aus. Was sich bereits Mitte Juli angedeutet hat, wird zum Januar Wirklichkeit. Der Einzelfahrschein kostet künftig 1,50 Euro. Allerdings hat die Stadt in Sachen Wochen- und Monatskarten eine erfreuliche Nachricht.
Im Rhein-Main-Gebiet hat die Stadt Karben für Aufsehen gesorgt, als sie zum Januar 2017 auf Antrag der SPD für Fahrten innerhalb Karbens das Ein-Euro-Ticket eingeführt hat. Die Fahrscheine für die Einzelfahrten hatten zuvor, je nachdem, welche Strecke zurückgelegt wurde, doppelt so viel, in manchen Fällen sogar mehr gekostet.
Die Zahl der Busnutzer stieg drastisch an, zeitweise um bis zu 40 Prozent. Die Verantwortlichen der Stadt waren ebenso zufrieden wie viele Karbener, die plötzlich das Auto stehen ließen und mit dem Bus gefahren sind. Doch die Freude der Verantwortlichen wich von Monat zu Monat mehr. Hintergrund: Der Rhein-Main-Verkehrsverbund lässt sich die Differenz zu den normalen Fahrpreisen von der Stadt Karben ersetzen. Und das wurde für die Stadtkasse ständig teurer.
Wären nur die Einzelfahrscheine betroffen gewesen, wäre es wohl noch glimpflich abgegangen. Aber weil immer mehr Karbener, die etwa in Petterweil wohnen und im Stadtzentrum arbeiten, statt der Wochen- oder Monatskarte Einzelfahrscheine gelöst haben, hat sich der Zuschussbedarf erhöht. Seitens des Magistrat hieß es nun, die Erfahrungen mit dem Ein-Euro-Ticket zeigten »erhebliche Verschiebungen von verschiedenen Fahrscheinsegmenten hin zum stark subventionierten Einzelfahrschein«. Dies führe dazu, dass das RMV-Fahrscheinsortiment »übersubventioniert« werde. »Das heißt, wir gleichen nicht nur die Differenzen zum Einzelfahrschein aus, sondern auch die Verluste in anderen Fahrscheinarten«.
Wer in Petterweil wohnt und im Karbener Zentrum arbeitet, für den hatte sich vor Einführung des Billigtickets eine Monatskarte gelohnt. Die kostet 45,60 Euro. Nehmen wir an, jemand hat eine normale Fünf-Tage-Woche, das wären 20-mal Petterweil–Karben-Zentrum und zurück. Nach der alten Regelung hätte er mit Einzelfahrscheinen 104 Euro zahlen müssen. Nach der noch aktuellen Regelung lohnt es sich für ihn allerdings, bei jeder Fahrt einen Einzelschein zu lösen. Das macht bei 20 Arbeitstagen in der Summe 40 Euro. Eine Monatskarte wäre für ihn also teurer.
Weniger Monatskarten
Das haben sich offenbar so viele ausgerechnet, dass es zu einem drastischen Einbruch der verkauften Monatskarten kam, und zwar von 120 auf 50. Die Differenz von nicht verkauften 70 Monatskarten muss die Stadt ebenfalls an den RMV abführen. Der Zuschussbedarf ist laut Magistratsvorlage drastisch gestiegen. 2017 hat die Stadt noch 60 000 Euro überweisen müssen, 2018 schon 84 300 Euro – eine Steigerung von 40,5 Prozent.
Bei der Stadt war man quasi in der Zwickmühle. Sie hatte den preiswerten Fahrschein deshalb eingeführt, um mehr Menschen vom Auto zum Umstieg auf den Bus zu bewegen. Man wolle einen Beitrag zum Klimaschutz und zur Stärkung des ÖPNV leisten.
Was also tun? Im Rathaus hat man daraufhin eine »Neuausrichtung der Subventionierung des ÖPNV« erarbeitet. Dabei ist das Augenmerk nicht nur auf die Einzelfahrscheine, sondern ebenso auf Wochen- und Monatskarten gelegt worden. Das Ergebnis ist den Mitgliedern des Magistrats sowie der beiden Ausschüsse Stadtplanung und Infrastruktur sowie Hauptausschuss und Finanzen in einer Sondersitzung in der Sommerpause vorgestellt worden. Demzufolge steigt der Einzelfahrschein von einem Euro auf 1,50 Euro, Kinder zahlen einen Euro. Die Wochenkarte kostet ab Januar 2020 zwölf Euro, die Monatskarte 40 Euro. In der Magistratsvorlage, die jüngst im Stadtparlament gegen sechs Stimmen verabschiedet worden ist, heißt es, die Preise gelten für die beiden Preisstufen in Karben einheitlich. Der Preis für den Einzelfahrschein liege noch immer »sehr deutlich« unter den Regelpreisen von 2,10 Euro bzw. 2,70 Euro, heißt es in der verabschiedeten Magistratsvorlage weiter. Die Preise seien so gewählt, dass die Zeitkarte günstiger sei als der vielfache Kauf von Einzelfahrscheinen. Entsprechend soll der Subventionsbedarf auf 25 000 bis 30 000 Euro sinken.