Faktisch scheint die Koalition in Karben den Weiterbau der B 3a aufzugeben. Kein Wunder: Stadt und Bund blockieren sich gegenseitig. Die Verkehrsprobleme sollen anders gelöst werden.
Karben. Das Basiswerk ist 89 Seiten stark. Dann kommen noch die Listen mit den Vorhaben in den Ländern. Macht für Hessen weitere vier Seiten. So sieht der Bundesverkehrswegeplan 2003 aus. Darin hat der Bund festgeschrieben, wo er binnen einer Dekade in den Bau von Straßen und Schienen investieren will. Was hier nicht auftaucht, dafür sieht der Bund keinen Bedarf.
So ist es auch mit dem Ausbau der B 3. Die Abschnitte in Kloppenheim und Okarben sieht der Bund als „vordringlichen Bedarf“. Doch seit kurzem drängen die Politiker in Karben, allen voran die CDU, für jene Bereiche nicht mehr auf einen baldigen Weiterbau.
Nadelöhr verhindern
Sie fordern stattdessen einen Ausbau der B 3 von Kloppenheim bis Massenheim. Dort verläuft die Straße seit den 90er-Jahren als Ausbaustrecke oberhalb von Dortelweil. Viele Autofahrer seien vom Dortelweiler Stau „allmorgendlich genervt“, sagt CDU-Partei- und -Fraktionschef Mario Beck. Deshalb wollen die Karbener zunächst dort einen vierspurigen Ausbau und erst danach den Weiterbau der B 3 in ihrer Stadt. „Da sonst ein neues Nadelöhr entstünde, wenn sich der Verkehr aus Karben nicht fließend einordnen kann“, sagt Beck. Das Gute: Die Trasse auf vier Spuren zu erweitern, ist sogar schon genehmigt. „Der Ausbau ist planfestgestellt“, erklärt Karbens Verkehrsplaner Ekkehart Böing. Weil seitdem jedoch viel Zeit vergangen sei, müssten Gutachten ermitteln, ob die Umweltauflagen heutigen Anforderungen genügen.
Doch hat die Verbreiterungsidee einen Haken. Die Straßenbaubehörde „Hessen mobil“ darf sich damit nicht beschäftigen, weil die Verbreiterung nicht im Bundesverkehrswegeplan aufgeführt ist. „So lange darf kein Geld dafür ausgegeben werden“, erklärt Böing.
CDU, FW und FDP ziehen daraus ihre Schlüsse: Sie fordern, dass der Ausbau im nächsten Bundesverkehrswegeplan als „vordringlicher Bedarf“ aufgenommen wird. Aktuell wird der neue Plan erarbeitet, soll ab 2015 für zehn Jahre gelten.
Die Zustimmung der SPD stellt Fraktionschef Thomas Görlich in Aussicht: „Wenn das die Spielregeln sind, sagen wir Ja.“ Doch zeige das Vorgehen, dass der Ausbau nicht so einfach zu haben sei, wie es die Koalition bisher darstelle. „Bis Gelder im Bundeshaushalt eingestellt sind, kann es noch dauern.“
Ungelöst bleibe auch die Frage des Baus der neuen B 3 in Karben. Die SPD habe bereits ins Genehmigungsverfahren einsteigen wollen, „dann wären wir jetzt schon einen Schritt weiter“, erinnert Görlich.
Die Bürgerinitiative am Straßberg aber wendet sich gegen die Variante des Bundes, das Okarbener Wohngebiet eng zu umfahren. „Bei einem Projekt, das Karben über Jahrzehnte prägt, können wir nicht die erstbeste Variante wählen und die Anwohner belasten“, hält auch Mario Beck dagegen. Weiterhin fordert die Koalition eine möglichst geradlinige Trassenführung, stellt sich damit gegen den Bund.
Wenn keine weiträumige Umfahrung Okarbens möglich ist, sei es dann etwa besser, gar nichts zu verändern? „Ja“, beendet Mario Beck den Weiterbau fürs Erste. „Er bleibt aber unser politisches Ziel.“ Das Aus für den Weiterbau müsse für die Autofahrer keinen Nachteil bedeuten, erklärt Beck – genau dafür solle der vierspurige Ausbau nach Bad Vilbel dienen. „Damit werden die Verkehrsflussprobleme im Wesentlichen gelöst“, so Beck. (den)