Bad Vilbel. „Die Stadt und die Bürger sind stolz auf Sie“, versicherte Bürgermeister Thomas Stöhr (CDU). Denn Irmgard und Harald Krämer „stellen Menschen in den Mittelpunkt, die gehandicapt sind, wie sie selbst“. Der Frankfurter Journalist Keyvan Dahesch, selbst von Geburt an blind und seine Frau stark sehbehindert, gratulierte „dem Bürgermeister zu solchen Bürgern, die trotz des eigenen Handicaps viele Leistungen für ihre Mitbürger erbringen“. Er, der sich als schreibender Anwalt für Menschen mit Behinderung versteht, hatte die Auszeichnung angeregt. Der Landesvorsitzende des Blinden- und Sehbehindertenbundes Hessen (BSBH), Frank Schäfer, machte deutlich: „Auf solche Leute sind wir angewiesen, damit Selbsthilfe funktioniert.“
Das Engagement der beiden würdigte Hahn. Irmgard Krämer sei „ein Beispiel dafür, wie ein Mensch aus persönlichem Schicksal Stärke gewinnen und Kraft für andere aufbauen kann“. Stark sehbehindert geboren und 1950 erblindet, besuchte sie die Blindenschule in Friedberg und absolvierte die Blindenstudienanstalt in Marburg, ehe sie bei der Deutschen Bundespost in Frankfurt als Telefonistin und Stenotypistin arbeitete. Nach der Geburt der Tochter widmete sie sich ganz der Familie und pflegte zehn Jahre ihren kranken Vater, dann ihre kranke Mutter. Seit 1991 betreut und berät sie im BSBH vor allem Späterblindete und deren Angehörige, die nach einer Krankheit oder einem Unfall lernen müssen, mit der neuen Situation umzugehen. Sie bietet nicht nur Sprechstunden an, sondern besucht die Menschen immer auch zu Hause, wenn diese sie brauchen. Darüber hinaus engagiert sie sich im Vorstand des BSBH. Der Möbelschreiner und Kaufmann Harald Krämer musste aufgrund einer schweren Erkrankung seinen Beruf aufgeben und widmet sich seitdem dem Ehrenamt als Kommunalpolitiker für die SPD sowie für den VdK Bad Vilbel. Seit 2009 ist er Vorsitzender des VdK-Kreisverbandes Friedberg. Sie habe ihre Aufgabe „immer gern gemacht und immer ernst genommen“, versicherte Irmgard Krämer, auch wenn sie angesichts einiger Schicksale manchmal auch „am Boden zerstört“ gewesen sei. Harald Krämer gestand, er und seine Frau hätten dennoch zunächst Zweifel am Sinn ihrer Auszeichnung gehabt. Doch schließlich sei ihnen klar geworden, dass eine öffentliche Ehrung motivierend auf andere wirken könne, sich ebenfalls ehrenamtlich zu engagieren.