Karben. Auf den Spuren von Friedrich Stoltze wandelten kürzlich 25 Karbener auf Einladung der SPD-Arbeitsgruppe 60 plus in Frankfurt, wie Pressesprecher Ludwig Gresch berichtet. Ihr Interesse galt dem Mundartdichter, Journalisten und Satiriker, dem Dichter, Denker und Demokraten und seinem Eintreten für Toleranz und für ein geeintes Deutschland.
Informiert und geführt wurde die Gruppe von Petra Breitkreuz, der Leiterin des Stoltze-Museums der Frankfurter Sparkasse, das demnächst in der ’neuen Altstadt’, Am Markt 7, wieder eröffnet werden wird. Begonnen hatte der Rundgang am Haus am Dom in der Braubachstraße. Im nahen, ehemaligen Gasthaus ’Zum Rebstock’ wurde Friedrich Stoltze im November 1816 geboren. Eine Gedenktafel erinnert an den berühmten Bewohner, der hier Kindheit und Jugend verbrachte und in der Gaststube mit dem freiheitlichen Gedankengut der oppositionellen ’Demagogen’ in Berührung kam.
Weiter ging es in die gerade eröffnete ’neue Altstadt’ zum Hühnermarkt. Der Stolze-Denkmalbrunnen wurde dort auf seinem angestammten Platz wieder aufgebaut. Er hatte den 2. Weltkrieg inmitten von Trümmern überstanden und war 1981 auf dem Platz hinter der Katharinenkirche aufgestellt worden.
Über den Römerberg führte der Weg zum Rententurm, der nicht nur Stadtbefestigung und Sitz des Hafenmeisters war, sondern auch zeitweilig als Gefängnis diente. Stoltzes ältere Schwester Annett musste dort wegen Beteiligung an der Befreiung politischer Gefangener einen sechswöchigen Arrest absitzen. Nicht mehr vorhanden am Main-Kai ist das Haus ’Zum roten Männchen’, in dem Stoltze seine Kaufmannslehre absolvierte und in dem auch Marianne Willemer lebte, die als Suleika in Goethes ’West-östlichem Diwan’ berühmt wurde. Auf der Rathausrückseite, in der Buchgasse, hat Friedrich Stoltze in Sandstein gehauen seinen Platz zwischen den Mittelfenstern gefunden.
Ein Seufzer
Ein weiterer Haltepunkt war die Paulskirche. Stoltze hat sich eingehend mit der Nationalversammlung befasst und seine Enttäuschung über das Ergebnis in seinem Gedicht ’Vor der Paulskirche’ dokumentiert: „Dir sei ein Seufzer zugesandt, des Parlamentes Sitze! Die Paulskirche und das Vaterland sie haben keine Spitze!“
Die Hauptwache und die als Gebäude nicht mehr existierende Konstabler Wache waren 1833 Ziel des Frankfurter Wachensturms, über den Stoltze ausführlich berichtete. Die Sympathie mit den Aufständischen, die den Deutschen Bund stürzen wollten, musste seine Schwester Annett mit dem Arrest im Rententurm büßen.
Zum Abschluss berichtete Petra Breitkreuz über das Palais Thurn und Taxis, wo der Deutsche Bund seinen Sitz hatte. Stoltze konnte von seinem Redaktionsbüro schräg gegenüber gut beobachten, wer dort ein und ausging. (zlp)