Die Ehrung der Jubilare hat die Karbener SPD bei ihrer Mitgliederversammlung in den Mittelpunkt gestellt. Und das aus gutem Grund, denn offenbar ist die neue Parteiführung nach dem Austausch des Parteivorstandes nach der verlorenen Kommunalwahl im Frühjahr immer noch auf der Suche nach zugkräftigen Themen.
Karben. „Die Bebauung des Dreieckgrundstücks an der Bahnhofstraße mag für die Politik vielleicht wichtig sein. Einen Neubürger hingegen, der sich in Rendel oder Burg-Gräfenrode gerade ein Haus gebaut hat, veranlasst dies Thema aber bestimmt nicht, an einer Demo teilzunehmen“, wies der neue Parteivorsitzende Jürgen Bothner auf die Schwierigkeiten bei der Themenfindung hin.
In seiner Begrüßungsrede unterstrich der Vorsitzende deshalb Werte wie Solidarität und Treue, auf denen die Gesellschaft und damit auch die SPD aufbauten. Auch wenn sich die Gesellschaft in einem dauernden Wandel befinde und Wörter wie Globalisierung, Nachhaltigkeitsfaktor oder Gewinnwarnungen in den 50er- oder 60er-Jahren noch unbekannt waren, so seien Zusammenhalt und menschliche Nähe immer noch Begriffe, die für eine intakte Gesellschaft stehen würden. „Unsere Jubilare können das bezeugen“, war sich Bothner da sicher.
Die Liste der zu Ehrenden war sehr lang und wurde angeführt von Wilhelm Fennel, der seit 70 Jahren der SPD angehört. Auch Ex-Bürgermeister Detlev Engel gehört mit 50 Jahren Parteizugehörigkeit zu den Granden der Karbener SPD. Beide waren aber krankheitsbedingt nicht anwesend.
Die hohe Anzahl der zu Ehrenden für 40 oder 50 Jahre Parteizugehörigkeit macht auf der anderen Seite auch nachdenklich. Darauf wies das Vorstandmitglied Nora Zado, selbst erst 26 Jahre, im Rahmen der Berichte aus dem Vorstand hin: „Leider gibt es dieses Mal keinen Bericht von den Jusos, da es sie momentan in Karben nicht gibt.“
Die bisherigen Mitglieder gehören nun alle samt und sonders dem neuen Parteivorstand an und suchen deshalb dringend nach Nachwuchs, da mittlerweile 150 der 205 Karbener SPD-Mitglieder die Altersgrenze von 60 bereits überschritten haben.
Um tatkräftige Mithilfe bat der Fraktionsvorsitzende im Karbener Stadtparlament, Thomas Görlich. Das schlechte Wahlergebnis habe dazu geführt, dass die Fraktion auf nur noch acht Mitglieder zusammengeschmolzen sei. „Da von denen auch noch fünf berufstätig sind, können wir uns nicht mehr um alles kümmern und brauchen eure Mitarbeit“, wandte er sich an die 40 anwesenden Mitglieder.
CDU eingeknickt
Trotzdem gebe es erste Erfolge zu melden. So sei das „1-Euro-Busticket“ für Stadtfahrten in Karben genauso auf eine Initiative der Genossen zurückzuführen wie die Bushaltestelle am Selzerbrunnen-Center. Auch bei dem Dauerthema der SPD, dem sozialen Wohnungsbau, sei die CDU nach Auffassung Görlichs nun endlich eingeknickt.
Heftig griff er die Planung der Innenstadt durch CDU-Mehrheit und Magistrat an. „Es gibt kein zusammenhängendes Konzept, sondern nur immer projektbezogene Planungen, die dem jeweiligen Investor folgen und zumeist in Hinterzimmern ausgehandelt werden.“ Bürger würden weder „mitgenommen, noch vorab informiert“.