Bad Vilbel. Der Pfarrbezirk Nord der evangelischen Christuskirchengemeinde hat seit dem 1. Juni einen neuen Pfarrer. Julian Lezuo ist Nachfolger von Ingo Schütz, der in Oberursel-Bommersheim einen neuen Wirkungskreis gefunden hat. Julian Lezuo ist neben Klaus Neumeier und Ulrike Mey der dritte Seelsorger der Christuskirchengemeinde.
Geboren ist der 28-Jährige im mittelfränkischen Weißenburg. Seine Eltern sind beide Pfarrer, und »so war Kirche für mich immer schon ein Zuhause«. In der Oberstufe entdeckte er sein Interesse daran, mit anderen über seinen Glauben zu diskutieren. Nach dem Abitur in Würzburg studierte er Theologie in Erlangen, München, an der Dormition Abbey der Benediktiner in Jerusalem und in Heidelberg.
»Ich kannte den Beruf des Pfarrers durch meine Eltern.« Es sei allerdings ein Unterschied, ob man in einem Pfarrhaus aufwachse und quasi nebenbei Aspekte des Berufes mitbekomme oder selbst als Pfarrer arbeite.
Sein Gemeinde-Vikariat führte ihn nach Liederbach am Taunus. Danach absolvierte er ein sechsmonatiges Spezialpraktikum im Zentrum für Verkündigung in Frankfurt-Bockenheim, im Referat für Kunst und Kirche. Dort plante und führte er eine Kunstausstellung durch. »Das war für mich spannend zu sehen, was in unserer Landeskirche im Bereich Kulturarbeit mit Kunst läuft.« Um einen passenden Ausstellungsort für das Projekt »Time courses«, der in Beirut geborenen und in Frankfurt lebenden Malerin Maha Zarkout zu finden, sah er sich mehrere Kirchen im Raum Frankfurt an. Die Wahl fiel auf die evangelische Kreuzkirche in Wiesbaden. Dort sind die Schwarzweiß-Bilder der informellen Malerei von Maha Zarkout noch bis zum 4. Juli zu sehen. »Sie setzt sich in ihren Bildern mit dem Thema Zeit auseinander. Es geht nicht um die Nachahmung der Welt, sondern um etwas Geistiges«, berichtet Julian Lezuo.
Er hat von der Zusammenarbeit mit der Künstlerin profitiert, fand ihr kreatives Arbeiten sehr anregend. »Ich habe viel von ihr gelernt, unter anderem, wie man ins kreative Arbeiten kommt.« Da sei für ihn beispielsweise wichtig für das Schreiben einer Predigt. Mit seiner Frau, die als Lehrerin in Frankfurt arbeitet, und den beiden Kindern ist Julian Lezuo inzwischen von Kronberg nach Bad Vilbel gezogen.
Im Pfarrhaus Nord mit großem Garten kann er seine Lust am Gärtnern und Handwerkern voll ausleben. »Ich habe alle Lampen selbst angebracht.« Begeistert ist er von der Natur und Tierwelt rund ums neue Heim. Da gibt es täglich etwas Neues zu entdecken. Weitere Hobbys sind Gitarre und Cello spielen »und ich singe sehr gern«. Fit hält er sich mit Joggen, Wandern und im Fitnessstudio.
Wertschätzung und Experimentierfreude
Am vergangenen Wochenende stellte er sich den Gläubigen der Christuskirchengemeinde bei zwei Gottesdiensten mit Predigten zum Thema »Schluss mit der Sünde?!« vor. »Das Wort Sünde hat einen moralisierenden Klang, bei dem eine sexuell belastete Komponente mitschwingt.« Viele Gläubige fragten sich, ob der Begriff Sünde ihnen überhaupt noch etwas zu sagen hat. Zum Begriff und aus der Beschäftigung mit ihm resultierende Fragen stellte er Antworten in seiner Predigt zur Diskussion.
»Die Kirche ist für mich ein Raum für alle Menschen: für die Überzeugten wie die Zweifler, die Interessierten wie die Distanzierten. Auch der Austausch mit anderen »Gottsuchern« jenseits der Grenzen der eigenen Konfession und der eigenen Religion ist mir eine Herzensangelegenheit.«
Seine« neue Kirche ist mit der Auferstehungskirche nicht nur die älteste Kirche von Bad Vilbel, sondern auch die mit einer denkmalgeschützten Orgel. Von den Mitgliedern seiner neuen Gemeinde wünscht sich der Geistliche vor allem Offenheit, gegenseitige Wertschätzung, Experimentierfreude, Aufgeschlossenheit gegenüber Neuem ohne dabei auf Bewährtes wie die regelmäßigen Abendgottesdienste in der Auferstehungskirche zu verzichten.
Die Ordination von Julian Lezuo findet am Sonntag, 4. Juli, um 14 Uhr durch Propst Matthias Schmidt in der Christuskirche statt.
Von Christine Fauerbach
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