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Ast oder Köcherfliege?

Tom zeigt seine Fundstücke. Seine Mutter sucht in der Bestimmungstabelle die passenden Objekte. Im Hintergrund schaut BUND-Mitglied Jörg Tschiirschy zu. Foto: Georgia Lori
Tom zeigt seine Fundstücke. Seine Mutter sucht in der Bestimmungstabelle die passenden Objekte. Im Hintergrund schaut BUND-Mitglied Jörg Tschiirschy zu. Foto: Georgia Lori

Karben. Den Heitzhöferbach erkunden, herausfinden, welche Lebewesen dort zu finden sind. Diesem Aufruf des Karbener BUND sind etliche Familien gefolgt. Zum Abschluss wurde die Gewässerqualität bestimmt.
Interessierte Familien haben am Samstag gemeinsam mit der Ortsgruppe Karben-Niddatal des Bundes für Umwelt- und Naturschutz (BUND) einen kleinen Abschnitt des Heitzhöferbachs erkundet.
Mit Becherlupen, Gefäßen, Kaffeesieben, Keschern und Gummistiefeln ausgerüstet, nahmen knapp 25 Personen rund um Ulrike Loos, BUND-Mitstreiterin seit fast 40 Jahren, eine Gewässerbestimmung vor. »Wir wollen auch schauen, wie der Biber den Bach verändert hat«, sagte BUND-Sprecherin Silvia Neitzel. Auch die zweite Sprecherin Birgit Scharnagl zeigte Präsenz.
Regionale Flussläufe rückten auch im vergangenen Jahr bei der ARD-Mitmachaktion #unsere Flüsse in den Fokus. Zuschauer waren aufgerufen, Bäche vor ihrer Haustür zu untersuchen. Über drei Viertel der erfassten Bachabschnitte lieferten Hinweise auf eine schlechte Lebensraumqualität.
Am Heitzhöferbach fanden die Teilnehmer Spuren des Bibers, wie eine Staustufe und Fraßspuren an Ästen. Laut Loos ist der Biber vor etwa sieben Jahren in Karben zugewandert. Zunächst habe er sich am Petterweiler Pfadfinderlager angesiedelt. Aktuell ist ein Teil seiner Burg am Heitzhöferbach zu finden, der andere Teil jenseits der B 3 Richtung Naturfreundehaus. Loos wies auf mehrere Staustufen des Bibers hin. So gewährleiste er, dass der Eingang seiner Burg immer unter Wasser bleibe. »Das hat er von alleine gelernt, ohne dass der Mensch ihm Vorschriften gemacht hat«, erklärte Loos den Kindern die Vorgehensweise des Nagetieres.
An einem von dem Biber gestauten Teilstück des Bachs entnahmen Kinder und Erwachsene Wasser auf der Suche nach Schnecken, Egeln, Mücken- oder Fliegenlarven und Käfern. Aus ausgespülten Margarinebechern wurden kleine Untersuchungslabore. Loos bewertete die biologische Wasserqualität mit Einordnung in Gewässergüteklassen nach dem Saprobiensystem.
Luise und Helena haben eine Wasserprobe mit gehörigem Anteil Schlamm aus dem Bach entnommen. »Das macht viel Spaß«, sagten die Mädchen. Lorena fischt mit einem Kescher im Wasser. Gefunden hatte sie noch nichts. Die Zehnjährige war neugierig, welche Tiere im Wasser leben.
Sieben Arten
bestimmt

Tom war erfolgreich. Am Boden seines Behälters sind viele kleine Flussmuscheln erkennbar. »Ich hatte heute Lust mitzumachen, bei dem schönen Wetter«, sagte er. Mit einem Sieb wurde er in der Nähe von Steinen im Fluss fündig. Auch ein Wurm mit mehreren Beinen, ein Flohkrebs und diverse Larvenarten sind unter der Lupe erkennbar.
Bestimmungstabellen wurden an die Familien ausgeteilt. Das Saprobiensystem verwendet im Gewässer aufgefundene Lebewesen als Bioindikatoren für die Belastung eines Gewässers. Die Lebewesen müssen bestimmt werden. Das »offizielle« System umfasst nach aktuellem Stand etwa 160 wirbellose Tiere, dazu einige Fischarten und eine Liste von Mikroorganismen.
»Auch die chemische Wasseranalyse mit der Messung von Sauerstoff, Nitrat oder Temperatur ist für die Gewässergüte wichtig«, sagte Loos. Den Heitzhöferbach stuft sie als mäßig belastet ein, da Flussmuscheln gefunden wurden.
Jörg Tschiirschy, BUND-Mitglied, findet es wichtig, die Natur zu erhalten und Wege zu finden, diese zu schützen. Aufgrund der gezeigten Objekte, sagte Loos, befinde sich die Gewässergüte zwischen mäßig und kritisch belastet. Insgesamt konnten sieben verschiedene Bachbewohner bestimmt werden, wie auch die Köcherfliegenlarve. Sie trug ein selbst gebautes Gehäuse, den »Köcher«, mit sich. »Das sieht aus wie ein Ast«, sagten viele Teilnehmer bei näherem Hinsehen. Revidieren mussten sie ihre Beobachtung, als sich das Insekt erstmals zeigte. Köcherfliegen gelten als gute Bioindikatoren für die Gewässerqualität, da die große Mehrzahl der Arten sauerstoffreiche Gewässer bevorzugt.
Weitere Gewässeruntersuchungen sollen im Sommer und Herbst je nach Wetterverhältnissen stattfinden, um einen Vergleich zu haben.
Von Georgia Lori