Altenzentrum Heilsberg ist eine gute Adresse, den Lebensabend in Würde zu verbringen
Bad Vilbel. Mit ca. 36.000 EinwohnerInnen ist Bad Vilbel nicht nur die größte Stadt der Wetterau, sondern auch eine der geschichtsträchtigsten. Davon zeugen Siedlungsspuren der Kelten, Germanen oder Römer. Auch die vier Stadtteile stehen diesem kulturellen Erbe in nichts nach, wie der Heilsberg zeigt. 1946 als Siedlung für Vertriebenen des 2. Weltkriegs erbaut, leben dort heute fast 5.500 Menschen.
Seinen Ursprungsgedanken, nämlich aus der Not heraus Menschen zu helfen, geriet dabei nie Vergessenheit. Davon zeugt ein Ereignis im Jahre 1961. In diesem Jahr weihte der damalige Kirchenpräsident Pfarrer Martin Niemöller das Altenheim Heilsberg ein. Die anfänglich 100 Plätze waren schnell belegt. 1972 und 1982 wurden deshalb insgesamt 108 neue geschaffen. Durch umfangreiche Modernisierungen und Sanierungen wandelte sich das heute zur Gesellschaft für diakonische Einrichtungen (GfdE) gehörige Haus im Laufe der Zeit zu einem wahren Zentrum der Altenpflege, in der Menschen ihren Lebensabend in Würde verbringen können.
Menschen wie Helga Hehle. Die 91-Jährige lebt seit acht Jahren im Altenzentrum Heilsberg in der stationären Pflege und fühlt sich bestens versorgt. »Alle sind sehr freundlich und wirklich jeden Tag gibt es etwas anderes zu tun. Gestern hatte ich Gedächtnistraining und heute gehe ich noch zur Gymnastik«, erklärt sie.
Arztpraxis im Haus
Doch bis es so weit ist, dauert es noch eine Weile. Denn zuerst hat sie noch einen Termin bei Matthias Pels, der seine Arztpraxis innerhalb der Einrichtung betreibt. Nach einem kleinen Frühstück in ihrem 24 qm großen Zimmer, das sie individuell und liebevoll eingerichtet hat, startet ihr Tag. Frau Hehle durchquert den hell erleuchteten Flur, dessen Wände mit unzähligen Bildern verschiedener Epochen gesäumt sind. Ihr Weg Richtung Aufzug führt sie am Dienstzimmer vorbei, in dem gerade zwei von 110 Mitarbeitenden den Tag besprechen. Am Aufzug angekommen, fällt ihr Blick nach links. In der Aufenthaltsecke sitzen schon einige Bewohner und plaudern. Dahinter erstreckt sich der Speisesaal, in dem sie auch ihr Frühstück hätte einnehmen können.
Herr Pels, Facharzt für Allgemein- und Palliativmedizin, wartet bereits auf seine Patientin. Man kennt sich, immerhin hat Herr Pels seine Praxis bereits seit 2009 im Altenzentrum. Nach der Untersuchung und einem kurzen Plausch muss er aber los. »Dienstags ist Hausbesuchstag für alle Bewohnerinnen und Bewohner, die es nicht mehr eigenständig in meine Praxis schaffen«, erklärt Herr Pels. Auch Frau Hehle ist wieder unterwegs. Ihre Gymnastik beginnt gleich.
78 Service-Wohnungen
Auf dem Weg dahin nimmt sie die Abkürzung durch den großen Gesellschaftssaal, in dem sie schon viele Feste wie Fasching, Ostern oder Weihnachten gefeiert hat, und schaut noch kurz in der Cafeteria vorbei. Zwar findet sie keine ihrer Freundinnen, dafür aber Jürgen Kremer, der sie nett grüßt. »Ich kenne viele Bewohner noch von früher, als mein Team und ich sie ambulant versorgt haben«, erklärt der Pflegedienstleiter der Diakoniestation Bad Vilbel, die sich ebenfalls auf dem Gelände des Altenzentrums befindet.
Während Frau Hehle und Herr Kremer noch ein Stück zusammen laufen, biegt Margarete Auerswald um die Ecke. Sie bewohnt eine von 78 Service-Wohnungen, die das Altenzentrum Heilsberg verteilt auf den Ostflügel des Hauptgebäudes sowie separat im benachbarten Helene-Weiss-Haus anbietet. »Ich lebe seit sieben Jahren hier und fühle mich wohl wie am ersten Tag. In der Zeit habe ich viele Kontakte geknüpft, bin völlig selbstständig, habe aber das gute Gefühl, dass, wenn ich Hilfe brauche, ich sie auch bekomme. Außerdem kann ich leichter in die stationäre Pflege wechseln, da ich ja bereits hier lebe«, so Frau Auerswald, die es sich mittlerweile auf dem Balkon ihrer zwei Zimmer-Wohnung gemütlich gemacht hat. Von unten dringen Stimmen an ihre Ohren. Ein Blick verrät ihr, dass es sich um einige Angehörige handelt, die gemeinsam mit ihren Eltern auf dem großzügigen Außengelände ein Getränk zu sich nehmen.
Palliativfachkräfte
Dies macht auch Frau Hehle, die mit ihrer Gymnastikstunde fertig ist. Sie läuft zum Speisesaal, um dort Abend zu essen. Vor einer der Türen fällt ihr ein kleiner Tisch auf, auf dem eine Kerze brennt – das Zeichen, dass jemand gestorben ist. Langsam öffnet sich die Tür. Heraus tritt Cathrin Helmling. Die Wohnbereichsleiterin ist gleichzeitig auch Palliativfachkraft und kümmert sich liebevoll um alle, die ihre letzte Reise antreten. »Vor knapp zwei Jahren habe ich die berufsbegleitende Weiterbildung zur Palliativfachkraft absolviert. »Uns hier im Haus ist wichtig, dass wir eine professionelle Sterbebegleitung anbieten, um den Betroffenen, aber auch den Angehörigen die Unterstützung zu geben, die sie benötigen«, erklärt sie. Um auf andere Gedanken zu kommen, begleitet sie Frau Hehle zum Speisesaal, der bereits gut gefüllt ist. Ein Anblick, der beide aus ihren trüben Gedanken herausreißt.
»Schön, dass das nach der langen Corona-Zeit wieder möglich ist«, sagt Frau Helmling. »Da haben sie recht. Zum Glück haben wir alles gut überstanden und niemand ist an dem Virus gestorben«, erwidert Frau Hehle, während sie Platz nimmt und es sich schmecken lässt. Gut gesättigt begibt sie sich auf ihr Zimmer und freut sich auf das Wochenende. Denn dann wird es auf dem Außengelände ein Grillfest geben. Doch dies ist eine andere Geschichte…