Bad Vilbel. Der Fachkräftemangel beschäftigt seit Jahren führende Köpfe in der Pflegewelt, der Politik und natürlich in den Einrichtungen. Es interessieren sich einfach zu wenige Menschen für die Altenpflege. Doch woran liegt das? Für die einen ist die Bezahlung zu schlecht, für die anderen fehlt die europaweite Anerkennung des Abschlusses und wiederum andere finden, dass der Beruf in der Öffentlichkeit nicht genug wertgeschätzt wird.
All dies sollte mit der Anfang 2020 gestarteten generalistischen Pflegeausbildung besser werden. Und ja, viele Punkte, die zuvor für Unmut sorgten, wurden beseitigt. Die Ausbildung zur Pflegefachfrau / zum Pflegefachmann umfasst jetzt die Altenpflege, Krankenpflege und Kinderkrankenpflege. Damit stehen nach der Ausbildung viele Einsatzmöglichkeiten offen und der Abschluss ist europaweit anerkannt. Doch reicht das, um junge Menschen für den Pflegeberuf zu begeistern? Im Altenzentrum Heilsberg ist man dieser Frage auf den Grund gegangen und hat sich einiges einfallen lassen, damit die Antwort ja lautet.
Beruf und Leidenschaft
Es ist Montag. Cathleen Lausch betritt das Altenzentrum Heilsberg. Bevor sie den mit Bildern gesäumten Flur entlangläuft, um zu ihrem Büro zu gelangen, desinfiziert sie sich ihre Hände und setzt die FFP2-Maske auf. Ihr Weg führt sie u. a. vorbei am Empfang, der Pflegedienstleitung, der Qualitätsbeauftragten und der Einrichtungsleitung. Durch jede geöffnete Tür dringt ein freundliches »Guten Morgen«, das die Pflegefachkraft nicht minder freundlich erwidert. Zwei Abbiegungen weiter steht sie vor ihrem Büro.
Seit über sieben Jahren arbeitet Frau Lausch nun schon für das Altenzentrum. »Ich bin sehr glücklich hier«, sagt die ehemalige Zahnarzthelferin, die mit 30 einen Quereinstieg in die Pflege wagte und diesen Schritt nie bereute. »Die Arbeit mit den Bewohnerinnen und Bewohnern macht viel Spaß. Natürlich gibt es auch schwierige Tage, jedoch ist die Altenpflege mehr als ihre einzelnen Bestandteile. Für mich ist sie Beruf und Leidenschaft zugleich.«
Facettenreich
Genau dieses Gefühl will sie den Auszubildenden vermitteln. Denn Frau Lausch ist auch Praxisanleiterin und kümmert sich um die Belange der Schülerinnen und Schüler. »Ich versuche meinen Azubis zu vermitteln, dass Pflege sehr facettenreich ist und es nicht nur um Bezahlung oder die Menge an Urlaubstagen geht. Natürlich haben wir bei uns auch viele Anreize, die eine Wertschätzung unserer Arbeit darstellen, wie einen zusätzlichen Familientag zu den 30 Urlaubstagen, Weihnachtsgeld, eine zusätzliche Altersversorgung oder jährliche Bonuszahlungen. Das Gefühl, jemandem geholfen zu haben, der wirklich Hilfe benötigt, ist jedoch unbezahlbar und macht den Beruf so einzigartig«, erklärt Frau Lausch, die mittlerweile an ihrem Schreibtisch sitzt. Wie jeden Morgen schaut sie zunächst nach neuen E-Mails, als ihr Blick auf den kleinen Tisch samt drei Stühlen rechts neben ihr fällt und sie in Gedanken ihren Arbeitstag plant, der heute mit Mahmut Kohl, einem von insgesamt drei Auszubildenden, beginnt.
Frau Lausch macht sich auf den Weg. Pro Tag betreut sie einen Auszubildenden. Neben praktischen Übungen stehen auch sogenannte Lernkontrollen auf dem Lehrplan. Doch heute geht es um die Körperpflege. Herr Kohl wartet bereits vor Helga Hehles Tür. Nach einem kurzen Vorbereitungsgespräch gehen die beiden ins Zimmer. Frau Lausch leitet an und gibt Tipps, während Herr Kohl mit der Körperpflege beginnt.
Dreijährige Ausbildung
Nachdem Frau Hehle versorgt wurde, folgt wie immer eine kleine Besprechung, in der reflektiert wird, was gut und was nicht so gut lief. Eine Sache, die Herr Kohl sehr zu schätzen weiß. »Ich fühle mich hier bestens aufgehoben. Alles ist sehr strukturiert, die Kollegen sind aufgeschlossen und helfen gerne«, sagt er. Dieser Meinung ist auch Emal Mohammad, der zweite Auszubildende. »Ich finde es hier sehr familiär und ich lerne bei Frau Lausch viele interessante Sachen, die mir in Zukunft helfen. Die Arbeit mit den Bewohnern macht Spaß, da sie im Gegensatz zum Krankenhaus nicht ständig wechseln und man so eine richtige Beziehung aufbauen kann.«
Die beiden jungen Männer absolvieren ein Pflichtpraktikum im Altenzentrum Heilsberg, das Teil ihrer 3-jährigen generalistischen Pflegeausbildung ist. Jeder Auszubildende muss in verschiedenen Sparten der Pflege ein Praktikum machen, um so alle Bereiche wie Kranken-, Alten- oder Kinderpflege kennenzulernen. Angestellt sind die beiden in einer anderen Einrichtung und deshalb Teammitglieder auf Zeit.
Anders sieht es bei der dreifachen Mutter Isabella Olea aus, die ihre Ausbildung in Teilzeit absolviert. Die angehende Pflegefachfrau ist Teil des Teams im Altenzentrum und hat sich ganz bewusst für die »Ausbildung« im Haus entschieden, wie Frau Lausch weiß. Am Ende der Woche muss sie mit Frau Olea noch eine Lernkontrolle bearbeiten. Doch erst mal begleitet sie Herr Kohl weiter, der bereits vor der nächsten Tür auf seinen Einsatz wartet.
Es ist Freitag. Frau Lausch ist in ihrem Büro, als Frau Olea mit ihrem Lernheft unter dem Arm das Zimmer betritt. Nachdem sich Frau Lausch nach dem Wohlbefinden der Kinder erkundigt hat, beschäftigen sich die beiden Frauen mit dem Verschriftlichen des Lernstoffes. Heute geht es um Behandlungspflege. Gut eine Stunde später ist das letzte Wort geschrieben und es bleiben noch ein paar Minuten zum Reden. »Haben sie sich bei uns gut eingelebt«, fragt Frau Lausch, die immer ein offenes Ohr für die Auszubildenden hat. »Ja habe ich. Alle sind sehr freundlich zu mir und haben viel Verständnis für mich als Mutter von drei Kindern. Die Arbeitsbedingungen sind gut und ich kann Berufliches und die Bedürfnisse meine Kinder gut vereinen«, antwortet Frau Olea. Als sie das Büro verlässt, stellt sie noch eine Frage, woraufhin sich Frau Lausch gedanklich einen Termin mit dem Einrichtungsleiter setzt.
»Kann ich kurz stören?«, fragt Frau Lausch kurz vor Feierabend Einrichtungsleiter Uwe Brömmer, der gerade einige Gutscheine unterschreibt, die Mitarbeitende an ihrem Geburtstag bekommen. »Gerne kommen sie rein.« »Ich wollte mich nur kurz nach dem neuen Übernahmebonus für Azubis erkundigen.« »Also, wenn Azubis nach der Ausbildung ein halbes Jahr bei uns bleiben, gibt es 1000 Euro und für ein ganzes Jahr weitere 1000 Euro Treuebonus.« Mit dieser Information im Hinterkopf verabschiedet sich Frau Lausch und begibt sich ins wohlverdiente Wochenende.
Pflegeberufe
Haben wir Ihr Interesse für die Ausbildung geweckt? Weitere Informationen finden Sie bei unserem Kooperationspartner, dem Agaplesion Bildungszentrum für Pflegeberufe www. krankenpflegeschule-frankfurt.de oder schreiben Sie uns per E-Mail an info.heilsberg@gfde.de.
Altenzentrum Heilsberg
61118 Bad Vilbel, Pestalozzistraße 10
Telefon: (06101) 5833-0
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