Schöneck. Vor dem Rathaus in Büdesheim fand kürzlich eine Gedenkfeier zum Jahrestag der Pogromnacht statt. Gedacht wurde der jüdischen Opfer des NS-Regimes. Vor 81 Jahren brannten in Deutschland die Synagogen, Geschäfte und Häuser jüdischer Mitbürger – auch mitten in Büdesheim.
Die Ereignisse des 9. November waren, wie Bürgermeisterin Conny Rück (SPD) erklärte, nicht nur der vorläufige, schreckliche Höhepunkt einer andauernden, sich steigernden Folge von Diskriminierung, Diffamierung und Ausgrenzung, sondern auch ein Umbruch in eine Verfolgung von bisher nicht gekannter Brutalität. »Die Nacht zum 10. November war das offizielle Signal zum größten Völkermord in der Geschichte der Menschheit«, sagte Rück.
Sie erinnerte daran, dass Millionen deutscher und europäischer Juden Rassenwahn und der Mordmaschinerie der Nazis zum Opfer gefallen seien. Hass, Antisemitismus, Ausländerfeindlichkeit und Angriffe auf die Menschenwürde vergifteten auch heute das Zusammenleben und die demokratischen Werte. Die momentane Situation in Deutschland sei beängstigend. Die Zahl der rechtsextremen motivierten Straftaten nehme zu. Politiker erhielten Morddrohungen.
Verantwortung tragen
Rück erinnerte an den Anschlag auf einen Eritreer in Wächtersbach, den Mord an Regierungspräsident Walter Lübcke und das rechtsterroristische Attentat in Halle. »Wir alle tragen Verantwortung, dass es keine schweigenden Mehrheiten mehr gibt und wir in der Lage sind, mit dem Wissen aus der Vergangenheit eine friedliche Zukunft zu gestalten«, sagte Rück.
Pfarrer Kaarlo Friedrich erinnerte an die Opfer in Büdesheim und verlas deren Namen: Max, Karoline und Maier Strauß, Erich und Emilie Leopold, Adolf, Klara und Dina Simon, Fanny Simon, Moses Abraham Strauss, Josef und Martha Flörsheimer, Abraham und Elka Jacob, Paula Katz geborene Jacob, Blanka Jacob, Jenny Strauß, geborene Rosenbaum, Elisabeth Strauß, geborene Meyer, Ivan Strauß, Berthold Strauß sowie Levi und Selma Schwab. »Wir gedenken auch derer, die wir kannten, und derer, von denen nicht einmal der Name übrigblieb«, so Friedrich.
Mitten am Tage
Eine Pogromnacht habe es in Büdesheim nicht gegeben. Es sei vielmehr mitten am Tage geschehen. In der Riedstraße, der Südlichen Hauptstraße, der Schmiedgasse und der Schulstraße seien jüdische Mitbürger gedemütigt und entrechtet worden. Antisemitismus und Judenhass hätten nie aufgehört, »und deshalb stehen wir heute hier und gedenken auch der Opfer von Halle«.
»Antisemitismus war nie verschwunden, er hatte sich nur versteckt«, sagte Friedrich. Rück und der Vorsitzende der Gemeindevertretung, Klaus Ditzel (SPD), legten an der Stele vor dem Rathaus einen Kranz nieder.
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