Ein dramatischer Verkehrsunfall, schreiende Patienten, Feuer und ein Chemieunfall: Viele Einzelstationen umfasste die Pfingstübung der Freiwilligen Feuerwehr Windecken und des Deutschen Roten Kreuzes (DRK), Ortsverband Nidderau. Für die Zuschauer war die Übung großes Kino.
Nidderau. Tobias Beckers liegt blutend auf dem Boden. Bei einem Verkehrsunfall ist der 14-Jährige aus dem Auto geschleudert worden und hat nun eine Risswunde am Oberarm. Bei der 12-jährigen Anna-Zoe Jost stellen die Sanitäter einen offenen Schienbeinbruch fest und ziehen eine große Scherbe aus dem Unterarm. „Das sieht ja unheimlich schmerzhaft aus“, sagt eine Zuschauerin zu ihrem Mann.
Doch Tobias und Anna-Zoe, beide Mitglieder der Jugendfeuerwehr, haben Glück: Ihre Wunden sind nur geschminkt, die Schmerzen nur gespielt. Sie sind die Protagonisten eines für die gemeinsame Pfingstübung von Feuerwehr und DRK inszenierten Unfalls. Dramatisch: In dem Szenario ist eine weitere Person eingeklemmt und muss aus dem Auto geschnitten werden. Für die Einsatzkräfte sind derart realitätsgetreue Nachstellungen wichtig, um den Ernstfall zu üben.
Hilfe für Verletzte
Denn in der Realität zählt jede Sekunde. Wird ein Unfall mit mehreren Verletzten gemeldet, werden die Feuerwehr und das Deutsche Rote Kreuz gemeisam alarmiert. „Der Regelrettungsdienst kümmert sich um Schwerverletzte, das Deutsche Rote Kreuz um Leichtverletzte und am Unfall Beteiligte“, erklärt Herbert Deckenbach, Bereichsleiter des DRK Ortsverbandes Nidderau.
In der Vergangenheit war die Übung thematisch ausgerichtet. So gab es Feuerwehrübungen oder eine Demonstration mit Puppe, Drehleiter und Sprungpolster.
„In diesem Jahr wollen wir komprimiert zeigen, was die Feuerwehr leistet. Die Zuschauer sind auf einer kleinen Fläche eng dabei“, sagt Gruppenführer und Moderator Thomas Kopp. Statt findet das Ganze auf dem freien Platz in der Kilianstädter Straße in Windecken. Vor den hochsommerlichen Temperaturen flüchteten die Zuschauer unter Sonnenschirme.
Sabine Traud und Dirk Hirnreiner zeigen bei Temperaturen über 30 Grad die Ausrüstung eines Atemschutzgeräteträgers. Die Atemschutzkleidung besteht aus Hose, Jacke, Flammschutzhaube und Atemschutzmaske.
Eingepackt trotz Hitze
Das 18 Kilogramm schwere Atemschutzgerät ist mit 1800 Liter Atemluft gefüllt. Die Ausrüstung kommt auch bei der Übung zum Einsatz: Ein erweiterter Atemschutzeinsatz wird mit einem Chemieunfall simuliert, Uwe Seidl und Thorsten Philippi tragen einen Luft- und wasserdichten Chemieschutzanzug. „Die Windecker Wehr besitzt zwei dieser je 4000 Euro teuren Schutzanzüge“, sagte Kopp. Seidl und Philippi retten Jugendfeuerwehrmitglied Jannis Oppitz aus dem Transporter. Er hat giftige Substanzen eingeatmet und blutet aus dem Mund. Als letzte Übung zeigen Atemschutzgeräteträger die Brandbekämpfung eines Holzstapels. „Die Wehr geht da rein, wo andere raus rennen“, sagte Bürgermeister Gerhard Schultheiß (SPD).