Gegen Pläne, das Kurhaus auszubauen (siehe Artikel auf dieser Seite), hat sich Kulturamtsleiter Claus-Günther Kunzmann ausgesprochen. Es gebe zu viele Beschränkungen bei Sicherheit und Denkmalschutz. Besser sei es, auf dem Kurmittelhaus-Gelände einen Anbau zu planen.
Bad Vilbel. Das Kurhaus, 1928 als Volkshaus errichtet, hatte 1932 einen Anbau erhalten, um Badeeinrichtungen unterzubringen. 1985 erstellte der Wiesbadener Innenarchitekt Wilfried Hilger eine Studie zur Renovierung des denkmalgeschützten Gebäudes. Kostenpunkt damals: Drei Millionen Mark.
Der Hilger-Entwurf sei nur auf eine Sanierung des Objektes gerichtet gewesen, Mängel aus der Planung hätten nicht behoben werden können, erläuterte Stadtrat Klaus Minkel (CDU) 2011. „Dazu komme, dass das Kurhaus „für 6000 Einwohner konzipiert war, während wir nun bald 32 000 Einwohner haben“. 2005 hatte der inzwischen verstorbene Architekt Professor Fred Angerer die Idee, das Kurhaus zu entkernen. Der Saal könnte 588 Sitzplätze umfassen, mit der Empore gar 800 Plätze.
Zu wenig Fluchtwege
Denkmalschutz und Sicherheit – diese Aspekte lassen Kunzmann als Verwalter der Immobilie grundsätzlich an einer Umbau-Lösung zweifeln. Das Kurhaus sei aus Sicht der sicherheitstechnischen Anforderungen bis vor etwa 20 Jahren „völlig stiefmütterlich behandelt“ worden, gesteht er ein. Bei vielen Veranstaltungen seien dort deutlich mehr Besucher gewesen, als es zulässig sei. Dazu hatte das Kurhaus bis dato nur einen einzigen Rettungsweg über die Aufgänge des inneren Treppenhauses. Wäre im Parterre Feuer ausgebrochen, „beide Treppenaufgänge wären in Sekundenschnelle komplett verraucht und alle Gäste im oberen Stockwerk wären hoffnungslos eingeschlossen und verloren gewesen.“ Nach einem deutlichen Hinweis durch Fachingenieur Franz Schächer sei in den Achtzigern die zusätzliche Stahltreppe in Richtung Nidda errichtet worden. Weitere Brandschutz-Maßnahmen folgten, so die Stahltreppe zum Platz davor. Dies habe verhindert, „dass das Kurhaus komplett geschlossen werden musste.“
„Sicherheit lässt keine Kompromisse zu“, so Kunzmann. Wünschenswert sei „eine moderne, in der Innenstadt gelegene Stadthalle“. „Diese sollte aber eine wesentlich größere Kapazität aufweisen als das derzeitige Kurhaus mit seinen unter 300 Sitzplätzen“.
Stahltreppe soll weg
Zudem sei das Kurhaus aus gutem Grund denkmalgeschützt. „Es steht für die von den sogenannten Arbeiterparteien und -vereinen dominierte sozialgeschichtliche Epoche unserer Stadt und ist damit das zentrale Zeugnis dieser Zeit. Insbesondere die dem Kurpark zugewandte Seite erzählt mit der Fensterfront, der Eingangstreppe und dem kleinen Balkon viel von der Idee der Erbauer“, so der Kulturamtsleiter. Aus Sicht des Denkmalschutzes solle die verunstaltende Stahltreppe also wieder verschwinden.
Das Problem des Kurhauses sei die zu geringe Kapazität. Würde diese durch Entkernen erhöht, „würden deutlich mehr, dazu breitere und voneinander unabhängige Fluchtwege erforderlich.“
Kunzmanns Fazit: „Da zugleich die Haupt- oder Frontansicht wie ursprünglich hergestellt werden sollte, halte ich es für undenkbar, dass der Saal weiter als zentraler Veranstaltungsort genutzt werden kann.“ Er sehe nur eine Lösung: Anstelle des Kurmittelhauses erhält das Kurhaus einen Anbau, in dem ebenerdig ein Saal mit ausreichender Kapazität und einer vernünftigen Bühne untergebracht wird. „Da eine solche Stadthalle umfangreiche Neben-, Technik- und Lagerräume benötigt, könnten diese im bisherigen Hauptgebäude eingerichtet werden.“
Mit dieser Erkenntnis hält es Kunzmann „aber für finanziell völlig unvernünftig, wenn zum jetzigen Zeitpunkt mehr Geld in die Hand genommen würde als zum reinen Erhalt der gegebenen Nutzung“. Das Geld sollte für den großen Umbau zur Verfügung stehen. Und der wiederum sei erst möglich nach einem Abriss von Kurmittelhaus und Hallenbad. Dies setze den Bau des Kombibades voraus.
„Die Finanzierbarkeit eines Umbaus habe ich unberücksichtigt gelassen. Ich kann mir nicht vorstellen, dass dieser unter 15 Millionen zu liegen käme. Und ob diese Summe derzeit aufgebracht werden kann?“, endet Kunzmann seine Überlegungen mit einem dicken Fragezeichen.