Das ist ein Novum in der südlichen Wetterau: Mitarbeiter der Karbener Stadtverwaltung erledigen Dienstfahrten seit jüngstem per E-Bike. Das ist nicht nur umweltfreundlich und fördert die Gesundheit, sondern es hat noch einen ganz anderen, unerwarteten und sehr positiven Effekt.
Karben. Fast ohne treten zu müssen, rollt Michael Soborka (44) um die Ecke und biegt auf den Rathaus-Parkplatz ein. Nur leichte Tritte in die Pedale sind nötig, um noch bis zum Haupteingang vorzufahren. Dann steigt er ab vom Fahrrad, wirkt völlig entspannt.
Wie ein ganz normales Rad sieht sein Drahtesel aus. Nur die Verbindungsstangen sind etwas klobiger. Und ein Einbau ist zu sehen. Kein Wunder: Es ist kein normales Fahrrad, mit dem der Bauingenieur unterwegs ist. Sondern eines mit elektrischem Zusatzmotor, ein E-Bike. Zwei davon sind seit diesem Spätsommer als Dienstfahrräder im Karbener Rathaus im Einsatz.
Es dürfte ein Novum sein in den öffentlichen Verwaltungen – zumindest in der südlichen Wetterau. Denn für Dienstfahrten in Karben und auch im direkten Umfeld der Stadt können die Mitarbeiter nun auf diese umweltfreundliche und trotzdem wenig anstrengende Art der Fortbewegung setzen. Für 2500 Euro je Rad hat die Stadt bei einem örtlichen Fahrradladen zwei E-Bikes angeschafft – als Ersatz für einen alten, kleinen Geländewagen.
Steigung bewältigen
„Es fühlt sich an, als ob man mit Rückenwind fährt“, erzählt Michael Soborka. Mit seinen Kollegen Jochen Stöhr und Ekkehart Böing vom Fachdienst Bauen teilt er sich eines der beiden Räder. Die drei sind enorm viel in der Stadt unterwegs, müssen überall hin zu Terminen. „Wir haben allein ein Straßennetz von 100 Kilometern zu überwachen, und zwar ohne die Wirtschaftswege“, so der Bauingenieur.
Selbst Ziele wie die Biogasanlage hinterm Karbener Wald steuern die drei per E-Bike an. „Steigungen sind kinderleicht zu bewältigen“, erklärt Soborka. Auch steilere Straßen wie in Klein-Karben sind kein Problem. Bis zu einem Tempo von 25 Kilometer pro Stunde unterstütze der Elektromotor die Tretleistung. „Das verdreifacht die Kraft.“
300 Kilometer haben die drei vom Bauamt in den ersten zwei Monaten bereits mit Elektrounterstützung abgestrampelt. Reichlich Stolz schwingt in Michael Soborkas Stimme mit, als er das erzählt. „Das Rad unseres Fachdienstes ist mehr unterwegs als das andere für den Rest der Verwaltung.“
Gewollt war ein solcher Wettbewerb nicht, räumt Verwaltungsleiter Hans-Jürgen Schenk ein. Allerdings ist er ebenso überrascht wie zufrieden über die Begeisterung und sofortige hohe Akzeptanz, die die E-Bikes unter den Mitarbeitern hervorrufen. „Das bisherige, normale Dienstfahrrad ist fast gar nicht genutzt worden“, erklärt Schenk.
Die Begeisterung teilt auch die neue Klimamanagerin der Stadt, Mareike Seebeck (30). Erst seit wenigen Tagen steht die Geografin im Dienst der Kommune, soll vor allem die Energieeffizienz der städtischen Gebäude verbessern, einen Radwege-Stadtplan erarbeiten – und eine CO2-Bilanz der Stadt aufstellen. Die E-Bikes sind da natürlich gleich ein großer Pluspunkt. Auf rund 1000 Kilometern pro Jahr würden die Mitarbeiter wohl nun das Rad statt des Autos benutzen, schätzt Bürgermeister Guido Rahn (CDU).
Mal abgesehen davon, dass das Radfahren Fitness und Gesundheit fördert, sparen die E-Bikes sogar noch Zeit. „Man ist innerhalb der Stadt viel schneller“, hat Soborka bemerkt. Die Zweiräder können oft direkte Wege benutzen, sind nicht allein auf die Straßen angewiesen – und rauschen so an manchem Stau vorbei.
Übrigens unterscheiden sich die beiden E-Bikes nicht nur in der Kilometerleistung, sondern auch in der Ausstattung. Das Bauamts-Rad hat Stollenreifen und höhere Schutzbleche, ist also geländetauglich. Das andere Rad dagegen ist mit Satteltaschen für den Aktentransport ausgestattet. (den)