Es gibt Menschen, die können permanent ihren eigenen Puls spüren. Ich gehöre dazu! Sie auch? Freunde sagen, das würde sie verrückt machen – da ich es aber gar nicht anders kenne, habe ich auch keine Probleme damit. In der Regel interessiert mich mein Puls auch gar nicht und auch beim Joggen habe ich nie einen Pulszähler dabei. Mein Herz schlägt, das langt.
Im übertragenen Sinne wollen wir aber dicht dran sein am Puls der Zeit, wollen ihn erfühlen, um ihm nicht hinterherlaufen zu müssen. Was heißt das überhaupt: Am „Puls der Zeit“ zu sein? Modetrends nicht verschlafen? Kultsendungen nicht verpassen? Die neueste Technik kennen, besitzen und nutzen? Haben, was die Nachbarn haben? Mitreden können?
Wahrscheinlich ist von allem ein wenig gemeint. Jetzt in der Adventszeit werden wir von den Meinungsmachern der Nation deutlich aufgefordert, zu kaufen und den Konsum anzuheizen. Jetzt gilt es, die Trends nicht zu verpassen – beim Kauf des neuen Handys, eines I-Pods, von modischen Tops oder sogar richtigen Investitionen wie Laptops oder gar Autos! Jetzt ist die Zeit, beim Einkaufen am Puls der Zeit zu sein, denn in einem Jahr ist das Aktuellste von heute so alt wie die Zeitung von gestern! Das Schlimme ist: In manchen Branchen ist tatsächlich nicht übertrieben… Kein Wunder, dass da ein paar Fragen kommen: Schenken wir eigentlich, um Verwandten und Freunden eine kleine Freude zu machen oder um die Wirtschaft anzukurbeln? Wo schenken wir eigentlich etwas von uns – oder gilt das nur für Kinder mit selbstgebastelten Geschenken? Wo wird in unseren Geschenken deutlich, dass uns etwas am anderen liegt, dass wir einfach eine Freude machen möchten?
Das alles ist wirklich gar nicht so einfach, wenn Schenken einfach dran ist in diesen Advents- und Weihnachtstagen. Daher möchte ich Sie und mich einladen, bei allem Aussuchen und Kaufen die persönliche Note nicht zu vergessen, das individuelle Zeichen, das vielleicht viel wichtiger ist als das Geschenk selbst. Als Gott sich selbst den Menschen geschenkt hat, da war das kein materiell wertvolles Geschenk, aber doch das Kostbarste, das er schenken konnte: Gott hat uns seine Liebe geschenkt, er hat sich uns selbst geschenkt. Sein Puls schlägt für uns, damals wie heute!
Herzliche Adventsgrüße und gute Gedanken beim Vorbereiten der Bescherung,
Ihr Pfarrer Klaus Neumeier, Ev. Christuskirchengemeinde