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Am Anfang belächelt

Wehrheim. Wenn Maria Schmitt, die Sprecherin des Eine-Welt-Kreis in Pfaffenwiesbach etwas aus dem Produktsortiment verkauft oder eine Spende entgegen nimmt, dann freut sie sich. Und nur die nett gemeinte Bemerkung „es ist ja für einen guten Zweck“ bringt sie auf die Palme. „Natürlich ist es ein guter Zweck, aber es ist auch noch viel mehr“, sagt sie dann.

Aus gutem Grund: Sich für gerechte Löhne und fairen Handel einzusetzen, ist auch ein Stück Lebensauffassung und vor allem Überzeugung. Und das schon seit 20 Jahren.

Genauso lange gibt es nämlich schon den Eine-Welt-Kreis in Pfaffenwiesbach. Acht Frauen gehören zu dem Team, dass jeden Mittwoch verschiedene fair gehandelte Produkte im katholischen Gemeindehaus verkauft. Doch nicht immer war’s so komfortabel, dass die Gruppe einen eigenen Laden hatte und dazu auch noch Veranstaltungen anbieten konnte.

Die ersten Gehversuche, faire Produkte zu verkaufen, unternahmen Maria Schmitt (61) und Getrud „Trudi“ Golombek (60) gemeinsam mit Eva Nau und Marie Luise Lauth im Mai 1992. Nach dem Gottesdienst boten sie auf Bierzeltgarnituren Kaffee, Tee und Honig aus fairem Handel an.

„Das kam nicht bei allen gut an“, erinnert sich Schmitt, die sich zu dieser Zeit noch in der Vorbereitung der Kinder- und Jugendgottesdienste engagierte. Dennoch haben sich die Frauen nicht entmutigen lassen und die Idee der damaligen Gemeindeassistentin Ute Ramp, einen Eine-Welt-Kreis zu gründen, weiterhin verfolgt. „Wir haben dann unter Ramps Nachfolgerin, Michaele Kilian, einen Ideentreff eingerichtet, für welche Projekte man sich engagieren könnte“, erzählt Schmitt.

Daraus entstand das Straßenkinderprojekt im Nordosten von Brasilien. Doch als die Gemeindeassistentin Pfaffenwiesbach verlies, geriet das Projekt ins Stocken.

Dennoch kamen immer mehr Frauen dazu. So entpuppte sich die damalige Pfarrgemeinderatsvorsitzende Vera Messerschmidt-Heins als echter Motor, der die Frauen begeisterte und dem Kreis neues Leben einhauchte.

„Das Brasilien-Projekt lief aus und wir haben uns dann einem neuen Projekt in Peru zugewandt“, so Schmitt. Die Gruppe wurde im Laufe der letzten Jahre immer größer und die Aufgaben gut verteilt. Renate Bingson (62) kam durch Eva Nau mit der Gruppe in Kontakt. „Ich möchte einfach gerne etwas im kleinen Kreis bewirken“, benennt sie ihre Motivation. Sie ist die stets gut gelaunte Verkäuferin im Laden.

Simone Müller (46) hingegen machte mit den Frauen 2004 Bekanntschaft. „Ich kannte den Kreis schon von meiner Schwiegermutter und fand’s richtig gut.“ Sie ist der Kreativkopf der Truppe, während Trudi Golombek als Allzweckwaffe gilt und unersetzlich im Bereich Service und Marketing ist. „Außerdem kann sie hervorragend Tee kochen“, sagen die Frauen unisono. Annegret Mingels-Boos (53) entdeckte ihren Faible für den Eine-Welt-Kreis beim zweiten Afrika-abend und bringt sich „aus persönlicher Überzeugung“ ein.

Martina Möbs (51) ist die unermüdliche Bäckerin, während sich Elvira Franke (53) um die Öffentlichkeitsarbeit kümmert. Editha Richter (71) schließlich ist das Sprachrohr nach Peru.

Maria Schmitt ist Ansprechpartnerin und hat ein wachsames Auge auf die Finanzen. Zwischen 500 und 1500 Euro Spenden und Verkaufserlöse sammeln die Frauen für ihre Projekte, die vor allem Nachhaltigkeit zum Ziel haben. Dafür haben sie neben der Adventsausstellung auch einen afrikanischen Abend vor vier Jahren das erste Mal ins Leben gerufen, der inzwischen ein echter Erfolg ist und zum Jubiläum wiederholt wird.