Das erste Projekt ist noch nicht zu Ende, da beginnt das zweite aktuelle Vorhaben zur Renaturierung der Nidda. Die Stadt lässt den Klein-Karbener Altarm überarbeiten.
Karben. Schon am Wochenende hat sich manch ein Fußgänger gewundert. Noch mehr Bagger stehen an der Nidda in Klein-Karben. Arbeiteten sie bisher am rechten Ufer, geht’s nun auch linksseits los.
Darauf deutet die breite, geschotterte Baustraße hin, die vom asphaltierten Feldweg der verlängerten Gronauer Straße abzweigt, der Klein-Karben mit der Scharmühle verbindet. Und zum Altarm der Nidda führt. Denn dort und nicht etwa am Fluss selbst wird gearbeitet. „Sofern es nicht Bindfäden regnet“, schränkt Bürgermeister Guido Rahn (CDU) ein.
Wegen des Wetters ist auch nicht klar, wie lange die Arbeiten dauern werden: Zwischen zehn Tagen und drei Wochen soll alles dauern. Dabei sind die Arbeiten am Altarm nicht zu verwechseln mit jenen der Gerty-Strohm-Stiftung, die in gleicher Höhe an der Nidda stattfinden. Hier wird ein neues, kurviges Flussbett gebaut – und es steht kurz vor der Flutung.
Am Altarm hingegen wird die Stadt selbst tätig. Die Renaturierung in diesem Bereich ist erst nachträglich als Teil zum schon länger geplanten Umbau des Flusses zwischen dem ASB-Altenzentrum Groß-Karben und den KSV-Sportplätzen in Klein-Karben hinzugekommen. Nun aber überholt der Nachzügler sogar das Mutterprojekt: „Wir sind immer noch in der Abstimmung mit der Telekom wegen des Umlegens von Leitungen“, seufzt Rahn.
Deshalb rechnet er inzwischen nicht einmal mehr für dieses Jahr mit der Renaturierung des Hauptabschnitts. Fürs Umlegen von Leitungen in der Uferböschung hatte der Telefonkonzern viel Geld von der Stadt gefordert. Die anschließenden Verhandlungen dauern seit Monaten an.
Die Arbeiten am Altarm aber können nicht weiter warten: Im vergangenen Frühjahr bereits war das stehende Gewässer von Schlamm befreit und anschließend mit Sauerstoff wieder auf Vordermann gebracht worden. Weil über lange Zeit Blätter und Äste in den abgetrennten Flussabschnitt fielen, entstand eine dicke Schlickschicht am Grund – und drohte den Fischen die Luft zu nehmen.
Das Problem soll die Renaturierung lösen: Mit ihr wird das östliche Ufer abgeflacht, und neue Flachwasserzonen können dort entstehen. Es werden dafür alle Bäume und Büsche entfernt, ebenso wie einige der Gewächse am Westufer. Mit den Umweltbehörden und dem Angelsportverein Karben ist das Vorgehen besprochen, wie auch mit den Naturschutzverbänden Bund und Nabu.
Künftig kann weniger Blattwerk in den Altarm fallen und darin verrotten. Auch soll Röhricht in flachen Bereichen für eine natürliche Säuberung des Wassers sorgen. Die Renaturierung nimmt die Stadt auf einem zehn bis 20 Meter breiten Streifen ausschließlich auf eigenen Äckern vor. Insgesamt rechnet der Bürgermeister mit Kosten von bis zu 70 000 Euro. Allerdings würden der Stadt im Gegenzug Ökopunkte im Wert von rund 50 000 Euro gut geschrieben.
Die kann sie verkaufen oder einsetzen, wenn Naturflächen bei einem Bauprojekt wegfallen. „Das deckt also fast die Kosten“, freut’s Guido Rahn. Zumal die Stadt dadurch so schnell nicht wieder eine Entschlammung und Bearbeitung bezahlen muss.
Was auch Anglern und Fischen gefallen dürfte: Denn für die Aktion hatten vor mehr als einem Jahr massenweise Kleinfische, 14 Karpfen, 49 Hechte und ein anderthalb Meter langer, räuberischer Wels umgesiedelt werden müssen.