Einen schnellen Start für den Ausbau der Niddertalbahn fordern Politiker aus allen Orten entlang der Strecke. Sie reagieren enttäuscht, dass Hessens grüner Verkehrsminister erstmal doch nur Abwarten will. Das könnte negative Folgen für die Region haben.
Bad Vilbel / Schöneck / Niederdorfelden. Verkehrte Welt: Ein grünes Ministerium interessiert sich nicht sonderlich für den Ausbau einer Bahnstrecke, und ausgerechnet CDU-Politiker setzen sich vehement dafür ein.
„Der Ausbau muss schneller gehen“, fordert Gronaus Ortsvorsteher Karl Peter Schäfer (CDU). Die Reaktion von Minister Tarek Al-Wazir (Grüne) auf den Wunsch aus der Region, die Niddertalbahn auszubauen, sei enttäuschend, sagt Bad Vilbels Erster Stadtrat Jörg Frank (CDU).
Staatssekretär Mathias Samson (Grüne) hatte in einer Antwort auf eine parlamentarische Anfrage des Bad Vilbeler FDP-Landtagsabgeordneten Jörg-Uwe Hahn den Ausbau der Bahnstrecke zwischen Bad Vilbel und Stockheim über Niederdorfelden, Schöneck und Nidderau zwar grundlegend gutgeheißen. Es würden „Überlegungen angestellt, wie durch einen weiteren Ausbau und gegebenenfalls eine Elektrifizierung der wachsenden Nachfrage entsprochen werden“ könne.
Doch erst müsse die S-Bahnstrecke S 6 zwischen Frankfurt-West und Bad Vilbel zwei eigene Gleise erhalten. Sonst genüge dort die Kapazität für die zusätzlichen Züge nicht. 2017 sollen die Bauarbeiten starten, doch das Land steht fürs Stockheimer Lieschen vollständig auf der Bremse: „Die möglichen weiteren Planungen hängen vom Bau separater S-Bahngleise an der Main-Weser-Bahn ab“, sagt Samson. Das aber hatte schon Jörg-Uwe Hahn kritisiert: „Die Weiterentwicklung der Niddertalbahn liegt auf Eis.“ Ortsvorsteher Schäfer sieht es genau so: „Wenn wir so spät anfangen zu planen, verschiebt sich die Realisierung auf den Sankt Nimmerleinstag.“ Gronau leide sehr unter dem starken Auto-Verkehr, unter Staus und Schleichverkehr. Schäfer sieht wie die anderen Politiker aus dem Niddertal keinen anderen Weg, die Verkehrslage zu verbessern, außer dem Ausbau der Niddertalbahn.
Nachdem die Bad Vilbeler ihrer „Verantwortung durch den Kampf für den Bau der B3a, Nordumgehung und Nordspange nachgekommen“ seien, müsse das Land nun die Infrastruktur im Niddertal verbessern. Nur so könne der anschwellende Pendlerstrom bewältigt werden, ergänzt Jörg Frank. Die Anrainer drücken – initiiert vom MKK-Kreisbeigeordneten und früheren Niederdorfeldener Bürgermeister Matthias Zach (Grüne) – deshalb auf die Tube, weil der Verkehrsvertrag mit der Bahn bis 2027 läuft. Deshalb könnten die Entscheidungen keinesfalls bis nach der erst für 2022 geplanten Fertigstellung des dritten und vierten Gleises aufgeschoben werden, findet Jörg Frank.
„So lange können wir nicht warten.“ In diesem Jahr müsse die Ausschreibung für 2027 erfolgen. Von einer Elektrifizierung der Strecke erhoffen sich die Anrainer geringere Kosten. Außerdem könnten zusätzliche Begegnungsstellen, vielleicht sogar der zweigleisige Ausbau, einen dichteren Zug-Takt ermöglichen. Schon jetzt müssten Studien und Planung beauftragt werden, fordert Frank. Er rechnet mit fünf Jahren Bauzeit – was einen Baustart 2022 nötig mache. „Wenn die Weichen jetzt nicht gestellt werden, gefährdet das weitere Betriebsverbesserungen und es drohen möglicherweise sogar Betriebseinschränkungen ab 2027“, sagt Frank.
Mit den Aussagen des Ministers sind die in der AG Nahverkehr zusammengeschlossenen Kommunen nicht zufrieden. „Wir dürfen uns von der Jahreszahl nicht täuschen lassen, denn wir sind jetzt zum Handeln gezwungen.“ (den)